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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kind sei nicht von Brian?«
    »Aye, das weiß ich.« Jamie beobachtete seinen Großvater aus zusammengekniffenen Augen.
    Lord Lovat schnaubte verächtlich. »Nicht, daß ich behaupten möchte, es habe zwischen mir und den Meinen immer nur eitel Sonnenschein gegeben, aber ich kenne meine Söhne. Und meine Enkel«, fügte er spitz hinzu. »Keiner von ihnen wird sich zum Hahnrei machen lassen, ebensowenig wie ich.«
    Jamie sah den Alten unverwandt an, aber ich mußte die Augen abwenden. Mein Blick schweifte zu den abgelegten Zähnen; das Buchenholz schimmerte feucht inmitten der Kuchenkrümel.

    Er wurde wieder ernst. »Also gut. Dougal MacKenzie von Leoch hat sich für Charles entschieden. Ist er etwa dein Oberhaupt? Willst du mir etwa sagen, daß du ihm einen Treueid geleistet hast?«
    »Nein, ich habe niemandem geschworen.«
    »Auch nicht Charles?« Der Alte war blitzschnell mit seinen Fragen - wie eine Katze, die sich auf die Maus stürzt. Er beobachtete Jamie aus seinen tiefliegenden schmalen Augen.
    Jamies Blick war starr auf das Feuer gerichtet, sein Schatten an der Wand hinter ihm bewegte sich nicht.
    »Er hat mich nicht darum gebeten.« Das war richtig. Charles hatte keine Notwendigkeit gesehen, Jamie einen Eid schwören zu lassen - er war dem zuvorgekommen, indem er Jamies Namen unter den Bündnisvertrag gesetzt hatte. Dennoch, die Tatsache, daß er Charles nicht sein Wort gegeben hatte, war für Jamie sehr wichtig. Wenn er ihn verraten mußte, dann wenigstens nicht als den Mann, den er als Anführer anerkannt hatte. Daß alle Welt glaubte, er hätte einen solchen Eid geschworen, war für ihn nur von zweitrangiger Bedeutung.
    Simon brummte. Ohne Zähne rückte seine Nase näher an das Kinn, und die untere Hälfte seines Gesichts erschien seltsam verkürzt.
    »Dann hindert dich also nichts daran, mir einen Eid zu leisten«, sagte er ruhig. Ich konnte beinahe hören, was in seinem Kopf vorging, seine Gedanken erraten, die sich auf leisen Sohlen heranpirschten. Wenn Jamie nicht Charles, sondern ihm den Treueid schwor, würde Lovats Macht beträchtlich wachsen. Und sein Reichtum, denn als Clanoberhaupt konnte er einen Teil der Erträge von Lallybroch einfordern. Die Aussicht auf einen Herzogtitel rückte damit verlockend näher.
    »Nichts außer meinem Willen«, nickte Jamie freundlich. »Aber der stellt durchaus ein kleines Hindernis dar, würde ich sagen.«
    »Mmmpf.« Lovats Augen waren jetzt fast geschlossen, und bedächtig schüttelte er den Kopf. »Oh, aye, mein Junge, du bist wirklich der Sohn deines Vaters. Stur wie ein Klotz und doppelt so dumm. Ich hätte wissen müssen, daß Brian mit dieser Hure nichts als Narren zustande bringt.«
    Jamie griff nach den falschen Zähnen.
    »Die tust du lieber wieder rein, du alter Narr«, meinte er grob. »Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst.«

    Der Mund seines Großvaters verzog sich zu einem lustlosen Grinsen, das einen einsamen gelben Zahnstumpf in seinem Unterkiefer entblößte.
    »Nein?« sagte er. »Wie wäre es mit einem Handel?« Er warf mir einen Blick zu, und mir war klar, daß er mich lediglich als weitere Figur in seinem Spiel betrachtete. »Dein Eid gegen die Ehre deiner Frau, wie wäre das?«
    Jamie lachte laut auf, das Gebiß immer noch in der Hand.
    »Oh, aye? Beabsichtigst du, ihr vor meinen Augen Gewalt anzutun, Großvater?« Er lehnte sich verächtlich zurück. »Dann mal los, und wenn Claire dich fertiggemacht hat, dann hole ich Tante Frances, damit sie die Scherben aufsammelt.«
    Der Alte sah Jamie gelassen an. »Nicht ich, mein Junge.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen, als er mich ansah. »Obwohl ich schon Schlechtere gehabt habe.« Der bösartige Ausdruck in seinen dunklen Augen ließ mich frösteln.
    »Wie viele Männer gibt es in Beaufort, Jamie? Wie viele, die bereit sind, mit deiner sassenach -Dirne das einzige zu tun, wozu sie taugt? Du kannst sie nicht Tag und Nacht bewachen.«
    Jamie straffte die Schultern, und sein Schatten an der Wand schwankte leicht. Er sah seinen Großvater ausdruckslos an.
    »Oh, ich glaube, darum muß ich mir keine Sorgen machen, Großvater«, sagte er leise. »Denn meine Frau ist eine besondere Frau. Eine Wahrsagerin, weißt du. Eine Weiße Frau, wie die Dame Aliset.«
    Ich hatte noch nie etwas von der Dame Aliset gehört, Lord Lovat scheinbar schon; er warf den Kopf herum und starrte mich mit entsetzt aufgerissenen Augen an. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Jamie fort, in gemessener

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