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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Stirn, doch er nickte gehorsam.
    »Aye«, erwiderte er. »Und dann?«
    Jamie blickte erst mich und anschließend seinen Patenonkel an. »Inzwischen müssen sie wohl mit dem jungen Simon im Moor eingetroffen sein. Sorge dafür, daß sie zusammenbleiben. Ich bringe meine Frau in Sicherheit und dann«, er zögerte und zuckte die Achseln, »werde ich euch finden. Wartet meine Ankunft ab.«
    Murtagh nickte noch einmal und wandte sich zum Gehen. Doch
dann blieb er stehen und wandte sich zu Jamie um. Seine schmalen Lippen zuckten, als er sagte: »Um eins möchte ich dich bitten, mein Junge. Laß es die Engländer sein und nicht dein eigenes Volk.«
    Jamie fuhr zusammen, doch nach einem Augenblick nickte er. Wortlos streckte er die Arme nach dem Älteren aus. Kurz hielten sie sich umschlungen, dann war auch Murtagh fort.
    Ich war der letzte Punkt auf Jamies Tagesordnung.
    »Komm, Sassenach«, sagte er und nahm meinen Arm. »Wir müssen aufbrechen.«
    Niemand hielt uns auf. Auf den Wegen herrschte so reges Treiben, daß man von uns keine Notiz nahm, solange wir uns in der Nähe des Moores befanden. Als wir uns weiter entfernten und von der Landstraße abbogen, begegneten wir keiner Menschenseele mehr.
    Jamie schwieg und konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe. Auch ich blieb still, denn ich war noch viel zu aufgewühlt, um mich unterhalten zu wollen.
    Ich bringe meine Frau in Sicherheit. Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, doch als er sein Pferd zwei Stunden später Richtung Süden wandte und der steile grüne Berg namens Craigh na Dun vor uns auftauchte, wurde es mir klar.
    »Nein!« rief ich, als ich begriff, was er vorhatte. »Nein, Jamie! Ich gehe nicht zurück!«
    Er antwortete nicht. Statt dessen gab er seinem Pferd die Sporen und ließ mir keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    Meine Gefühle waren in Aufruhr, denn zu dem Grauen vor der anstehenden Schlacht und dem Entsetzen über Dougals Tod gesellte sich nun noch die Aussicht, durch den Stein zu gehen. In den Zauberkreis zu treten, durch den ich hierhergekommen war. Jamie hatte nichts anderes im Sinn, als mich in meine eigene Zeit zurückzuschicken - wenn das überhaupt möglich war.
    Aber sollte er sich in den Kopf setzen, was er wollte. Ich biß die Zähne zusammen und folgte ihm auf dem schmalen Pfad durch die Heide. Keine Macht der Erde konnte mich dazu bringen, ihn jetzt zu verlassen.
     
    Wir standen nebeneinander an der Schwelle der verfallenen Kate, die am Fuß des Berges lag. Sie war schon seit Jahren unbewohnt, denn die Einheimischen glaubten, der Berg sei verzaubert - ein Feenhügel.
    Jamie hatte mich den Weg entlanggezerrt, ohne meine Einwände
zu beachten. Doch vor der Kate hatte er angehalten und sich schweratmend vom Pferd gleiten lassen.
    »Gut«, sagte er endlich. »Uns bleibt noch ein wenig Zeit. Hier wird uns keiner finden.«
    Er setzte sich auf den Boden und hüllte sich in sein Plaid. Zwar hatte der Regen vorübergehend ausgesetzt, doch von den nahegelegenen Bergen mit ihren schneebedeckten Gipfeln blies ein kalter Wind. Erschöpft ließ Jamie den Kopf auf die Knie sinken.
    Ich hockte mich neben ihn und kuschelte mich in meinen Umhang. Allmählich wurde sein Atem ruhiger. Lange saßen wir so da und schwiegen. Hier oben fanden wir etwas Ruhe nach all dem Durcheinander, das dort unten herrschte - ein Durcheinander, das ich selbst mitgeschaffen hatte, wie mir schien.
    »Jamie«, sagte ich schließlich. Ich streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln, doch dann zog ich sie zurück und ließ sie sinken. »Jamie - verzeih mir.«
    Er starrte unentwegt hinaus in die fahle Dunkelheit, die sich über dem Moor unter uns ausbreitete. Im ersten Augenblick dachte ich, er hätte mich nicht gehört. Aber dann schloß er die Augen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein«, sagte er leise. »Dazu besteht kein Grund.«
    »Doch.« Der Schmerz drohte mich zu überwältigen, aber ich wollte ihm unbedingt klarmachen, daß ich wußte, was ich ihm angetan hatte.
    »Ich hätte damals zurückgehen sollen, Jamie. Wenn ich zurückgegangen wäre, als du mich von Cranesmuir hierhergebracht hast, vielleicht...«
    »Aye, vielleicht«, fiel er mir ins Wort. Er fuhr herum und heftete seinen Blick auf mich. Ich las darin Verlangen und eine Trauer, die ebensogroß war wie meine, aber keinen Zorn, keinen Vorwurf.
    Jamie schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Nein«, wiederholte er. »Ich weiß, was du meinst, mo duinne . Aber so ist es nicht. Wenn du damals gegangen

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