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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gewissen James Jacob Fraser Murray überschrieben. Als Treuhänder besagten Gutes sollten die Eltern des besagten James Murray fungieren, nämlich Janet Fraser Murray und Ian Gordon Murray, bis besagter James Murray die Volljährigkeit erreicht hatte. Unter dem Dokument prangte Jamies Unterschrift, und darunter befanden sich zwei freie Zeilen, jeweils mit dem Wort »Zeuge« gekennzeichnet. Datiert war es auf den 1. juli 1745 - einen Monat, bevor Charles Stuart seinen Aufstand begonnen und Jamie Fraser zu einem Verräter an der Krone gemacht hatte.
    »Ich brauche Claires und deine Unterschrift«, sagte Jamie, während er mir das Dokument aus der Hand nahm und es Murtagh
reichte. »Aber das bedeutet, daß du wegen des Datums ein falsches Zeugnis ablegst, und ich habe kein Recht, das von dir zu verlangen.«
    Murtaghs dunkle Knopfaugen glitten rasch über die Urkunde. »Nein«, sagte er trocken. »Das Recht hast du nicht. Aber daß ich es unterzeichne, steht wohl außer Frage.« Er stieß Fergus mit dem Fuß an, und der Junge fuhr blinzelnd auf.
    »Troll dich und hole deinem Herrn Tinte und Feder aus dem Haus, Junge«, sagte Murtagh. »Und spute dich!«
    Fergus schüttelte sich, wartete auf Jamies bestätigendes Nicken und verschwand.
    Von dem Dachvorsprung tropfte mir Wasser in den Nacken. Fröstelnd fuhr ich zusammen und zog mir das Wolltuch fester um die Schultern. Wann mochte Jamie die Urkunde verfaßt haben? Durch das falsche Datum wurde der Eindruck erweckt, daß er seinen Besitz übereignet hatte, bevor er zum Verräter geworden war, dessen Hab und Gut jederzeit beschlagnahmt werden konnte. Wenn die Urkunde nicht angefochten wurde, würde das Gut ungehindert an den kleinen Jamie übergehen. Dann konnten wenigstens Jenny und ihre Familie im Gutshaus bleiben.
    Irgendwann hatte Jamie erkannt, daß er diese Vorbereitungen treffen mußte. Da er das Dokument nicht schon vor unserem Aufbruch aus Lallybroch verfaßt hatte, schien er zunächst gehofft zu haben, daß er zurückkehren und seinen angestammten Platz wieder einnehmen würde. Doch dies war nun ausgeschlossen, und so wollte er wenigstens das Gut retten. Niemand konnte sagen, wann die Urkunde tatsächlich unterzeichnet worden war - niemand außer den Zeugen: Murtagh und mir.
    Da erschien Fergus und schwenkte stolz ein kleines Tintenfaß und einen zerzausten Federkiel. Nacheinander leisteten wir unsere Unterschrift, nachdem wir sorgfältig den Federkiel ausgeschüttelt hatten, um keine Tintenflecken auf der Urkunde zu hinterlassen. Murtagh hieß mit mittlerem Namen, wie ich las, Fitz Gibbons.
    »Soll ich das Papier zu deiner Schwester bringen?« fragte Murtagh, als ich es zum Trocknen hin und her schwenkte.
    Jamie schüttelte den Kopf. Die Regentropfen bildeten auf seinem Plaid große runde Flecken und glitzerten an seinen Wimpern wie Tränen.
    »Nein, das macht Fergus.«

    »Ich?« Erstaunt riß der Junge die Augen auf.
    »Ja, du.« Jamie nahm mir den Bogen aus der Hand, faltete ihn zusammen und schob ihn unter Fergus’ Hemd.
    »Du mußt es unverzüglich zu meiner Schwester bringen, zu Madame Murray. Es ist mehr wert als mein Leben - und auch mehr als deins.«
    Daß er mit einer so bedeutenden Aufgabe betraut wurde, raubte Fergus praktisch den Atem. Die Hände vor der Brust verschränkt, richtete er sich auf.
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen, Herr.«
    Ein schwaches Lächeln zog über Jamies Gesicht. Er legte die Hand auf den weichen Schopf des Jungen.
    »Das weiß ich, und dafür möchte ich dir danken.« Dann zog er den Ring, den er von seinem Vater bekommen hatte, von seinem linken Ringfinger. »Hier«, sagte er, während er ihn Fergus gab. »Geh zu den Ställen und zeig dies dem alten Mann, den du dort findest. Sag ihm, er soll dir Donas geben. Nimm das Pferd und reite nach Lallybroch. Du darfst nur haltmachen, wenn es sich nicht vermeiden läßt, also wenn du schlafen mußt. Und verstecke dich gut.«
    Wie gebannt sah Fergus ihn an. Murtagh hingegen runzelte zweifelnd die Stirn.
    »Glaubst du, er wird mit einem Teufel wie Donas fertig?« fragte er.
    »Aye, das wird er«, erklärte Jamie fest. Überwältigt stammelte Fergus ein paar Worte. Dann sank er auf die Knie und küßte Jamie stürmisch die Hand. Doch im nächsten Augenblick war er wieder auf den Füßen und schoß in Richtung der Ställe davon - eine kleine Gestalt, die rasch vom Nebel verschluckt worden war.
    »Und dich, mo caradh, brauche ich, um die Männer zu sammeln.«
    Murtagh runzelte die

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