Die gelöschte Welt
Zuneigung nach dem sechsten Herzinfarkt retten. Das geht nicht. Sie brauchen eine Frau, die keine Angst hat, sich das Gesicht mit Olivenöl zu verschmieren. Dazu gehört ein Vino Nobile di Montepulciano (natürlich von Innocenti) und der Ausblick von den Hügeln auf die Weinberge. Ich brauche etwas, das es hier garantiert nicht gibt, und ich brauche es unbedingt, damit das einzig Schöne in der Welt nicht wieder verschwindet. Glücklicherweise habe ich Beziehungen. Einen alten Freund, der in den Club der Helden aufgenommen wurde. Wenn mir im Kriegsgebiet irgendjemand eine Flasche Landwein und ein Zimmer mit Aussicht besorgen kann, dann ist er es.
»Wer ist sie denn?«, will Gonzo wissen, als er sich mit seiner angeschlagenen Gesundheit und seinen mächtigen Bärenschultern in seiner Falten werfenden Kampfjacke an mein Bett setzt. In diesem Augenblick kommt Leah herein, um meine Werte zu überprüfen. Sie ermahnt ihn streng, mich ja zu schonen, und erinnert mich daran, dass ich morgen entlassen werden soll, was ich auf keinen Fall gefährden darf. Gonzos Blicke folgen ihr, er überprüft ihre Werte und betrachtet sie ein wenig sehnsüchtig, aber respektvoll. Als sie hinausgeht, nachdem sie ihm einen weiteren strengen Blick zugeworfen hat, erklärt er sie für geeignet.
»Soll ich dann mal mit ein paar Leuten über ein paar Dinge reden?«, fragt Gonzo. »Hinter dem Roten Sektor gibt es eine alte Burg, und jemand, den ich kenne, kennt jemanden, der etwas Silberbesteck konfisziert hat.«
Es stellt sich heraus, dass ich dank der Beute, die bei der Befreiung von Addeh Katir den Händen der anderen Beschützer entrissen wurde, und dank der Architektur der kryptokommunistischen Maharadschas vielleicht doch noch eine einwandfreie Verabredung bekomme, auch wenn Gonzo meint, ich solle warten, bis das Minenfeld vollständig eingerichtet ist und die Verteidiger sich eingegraben haben. Käme dann ein Bombenangriff, so hätten wir nach dem Abendessen sogar noch ein Feuerwerk. Das einzige Problem besteht darin, dass der Rote Sektor immer noch als Kampfzone gilt, auch wenn die Kämpfe inzwischen woanders stattfinden (im Gegensatz etwa, um ein willkürliches Beispiel heranzuziehen, zu der Stadt, in der ich hochgejagt wurde, obwohl sie als verhältnismäßig sicher galt). Deshalb brauchen wir einen Befehl, um uns dorthin zu bewegen. Aber Gonzo kennt Mittel und Wege und weiß, wie man die Vorschriften auslegen muss. So erstellt er ohne jegliches Risiko ein Missionsprofil, das die Gegenwart einer kleinen Kommandoeinheit erfordert (Gonzo als Leiter seiner Spezialtruppe, einer Abteilung schwer bewaffneter, tödlicher Kellner und eine Kommando- und Befehlseinheit mit einem Backofen), dazu hochrangige Begleitung (ich und ein Tisch für zwei, dessen Servietten offiziell als »Zusatzausrüstung: Signalflaggen, weißes Leinen« gelten, sowie ein Sanitäter (Leah in einem hinreißenden, eng sitzenden Sanitäteroverall mit Taschen an äußerst interessanten Stellen). Gonzo, der den Oberkellner spielt, teilt mir schließlich mit, um halb acht sei ein Tisch frei.
Der Rote Sektor ist hügelig und kühl, es gibt sogar ein Flüsschen, in dem nichts Unschönes treibt. Unser leichtes Panzerfahrzeug ist im Grunde ein von Rambo aufgepepptes Freizeitvehikel. Leah sitzt auf meinem Knie, weil es keinen anderen Platz für sie gibt (Gonzos Berechnungen der Ladung und Besatzung waren sehr exakt und zielten vermutlich genau darauf ab). Ihr Haar riecht nach Wärme und nach ihr selbst. Sie hat eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ihre Nähe macht mich unglaublich scharf, und das wird nicht besser, wenn sie sich zurücklehnt und streckt, um die verkrampften Glieder zu lockern. Vielleicht weiß sie sogar noch besser als Gonzo, wie wichtig gelegentliche Kontakte und ein scheinbar zufälliges Reiben und Berühren sind. Offensichtlich ist ihr völlig klar, was mit mir passiert, wenn sie auf meinen Schenkeln herumrutscht, während ich ihren bleichen Hals direkt vor mir sehe – nämlich eine unwillkürliche, peinliche und höchst angenehme körperliche Reaktion im Becken, genauer gesagt ein Ständer von wahrhaft prächtiger Festigkeit, der deutlich sichtbar wäre, wenn sie sich auch nur ein Stückchen herumdrehen und nach unten blicken würde, was sie aber nicht einmal dann tut, als ein wundervoll rosiges Licht die Hügel auf einer Seite färbt und sie den Hals verrenken muss, um es zu betrachten.
Hinter uns lenkt ein riesiger Kerl namens Jim einen weiteren
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