Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
zählte elf riesige Dieselaggregate, aber es mussten viel mehr sein. Das Licht reichte nicht tief genug in den Raum hinein, der endlos zu sein schien. Alle Motoren arbeiteten und lieferten den gewaltigen Energiebedarf, den der Antennenwald in die Atmosphäre schleudern sollte, zielgerecht gebündelt auf ein Objekt gerichtet, das sie bis jetzt noch nicht kannten.
»Können wir die Motoren abschalten?«, fragte Volker, der fast schreien musste, damit Talert ihn verstand. Dieser schüttelte nur den Kopf.
»Wir müssten die Dieselpumpen finden und zerstören. Das dauert zu lange und wir würden Werkzeug benötigen. Lass' uns lieber den Server suchen, der das alles steuert«, rief er und deutete mit einer Handbewegung, dass sie den Generatorraum verlassen sollten. Nachdem Talert die Eingangstür wieder verschlossen hatte, war die neu gewonnene Ruhe Balsam.
Jeden Winkel suchten sie ab, sahen in jeden Raum hinein und stellten sich vor, wie es zu NVA-Zeiten ausgesehen haben mochte. Er wünschte sich, Schneider bei sich zu haben, der sich hier unten auskannte.
»Hier ist ein Kabelkanal«, sagte Talert plötzlich und zeigte an die Decke.
»Sieht relativ neu aus«, kommentierte Volker. »Meinst du, darin verlaufen die Netzwerkkabel zum Server?«
»Kann schon sein«, antwortete Talert.
»Lass' uns einfach die Kabel durchschneiden und dann abhauen«, schlug Volker vor.
Talert sah ihn ungläubig an. »Wie willst du da oben rankommen und womit die Kabel durchscheiden? Nein, wir müssen dem Kanal folgen. Wenn wir Glück haben, führt er uns direkt in den Serverraum.«
Der Kabelschacht verlief quer durch den Bunker, bis er an einer Wand endete. Es sah ganz danach aus, dass er dort durch die Wand hindurch in den Raum dahinter reichte. Wieder standen sie vor einer massiven Stahltür, überhaupt waren alle Türen gleich, was für einen Strahlenschutzbunker nicht ungewöhnlich war. Der Unterschied bei die ser Tür war, dass sie blockiert war. Die Hebel waren durch Querstreben gesichert, sodass an ein Öffnen nicht zu denken war.
»Endstation«, sagte Talert und schlug mit der flachen Hand verärgert gegen die Tür. »Die haben wirklich an alles gedacht.«
In diesem Moment schwand der letzte Funken Hoffnung, durch Abschalten der Anlage den bevorstehenden Terroranschlag verhindern zu können. Frustriert machten sie sich auf den Weg zurück. Wenigstens waren sie im Bunker niemanden mehr begegnet.
»Was ist? Sollen wir noch einmal nach diesem Harder sehen? Vielleicht hat er den Schlüssel.«
»Den wird er uns gerade aushändigen. Nein, um den soll sich die Polizei kümmern«, antwortete Talert, der wenig Ambitionen verspürte, noch irgendjemanden von diesen Terroristen zu begegnen, ob sie nun gefesselt waren oder nicht.
Als sie wieder ans Tageslicht zurückkehrten, setzte bereits die Morgendämmerung ein. Beide waren froh, als sie das Wohnmobil sahen, wo sie von Lena Jansen und Thekla Pfaff neugierig erwartet wurden. Sie berichteten von dem Generatorraum und von dem verschlossenen Serverraum.
»Dann läuft die Anlage immer noch«, stöhnte Thekla, »und wir können nichts ausrichten.«
»Sieht so aus«, bestätigte Talert und ließ sich auf einen Sitz fallen. Er war erschöpft, was nicht nur daran lag, dass er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte.
»Was ist mit diesem Zettel?«, fragte Jansen zum dritten Mal.
Talert griff in seine Hosentasche und zog ihn hervor. Als er ihn auseinanderfaltete, sah er eine handschriftliche Notiz, mit der weder er noch einer der anderen etwas anfangen konnte. Es handelte sich um eine Zahlenreihe und zwei Buchstaben, die er für einen Code hielt. War es womöglich der Zugangscode für den Server?
»Schon möglich«, sagte Talert, während Lena Jansen zu ihrem Handy griff. Fechner rief an.
»Ich hab' Neuigkeiten«, sagte er, »wir haben soeben einen anonymen Anruf erhalten.«
»Oh nein, nicht schon wieder!«, sagte Lena völlig entnervt und schaltete ihr Handy auf Lautsprecher.
Fechner erzählte, dass der Anrufer behauptet hatte, das Ziel der Genesis zu kennen. Es lag Mitten im Zentrum von Berlin: das Europa-Center.
Lena glaubte es kaum, genauso wenig Talert.
»Es kommt noch besser«, sagte Fechner, »Dieser Jan Ruschkow soll sich zur Stunde dort aufhalten.«
21
Ruschkow sagte keinen Ton. Dutronc kannte ihn aber gut genug um zu erkennen, dass er sie am liebsten mit Vorwürfen überschüttet hätte. Für ihn lag die Verantwortung einzig bei ihr. Ohne sie wäre LeClerc niemals
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