Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
nicht alleine waren, aber sie wussten nicht, wo sich jemand befand und wie viele es waren.
Eile war geboten. Talert beugte sich über den Toten, was Übelkeit hervorrief. Als ehemaliger BKA-Mann war er den Anblick von Toten zwar gewöhnt, aber nie war er ihnen so nahe gewesen wie jetzt, geschweige denn hatte er jemals eine Leiche berührt. Und dies musste er tun, um an den Zettel zu gelangen. Widerwillig fasste er die Finger an und bog sie auseinander. Zum Glück war die Totenstarre noch nicht sehr ausgeprägt, trotzdem kostete es Mühe. Er hoffte inständig, kein Knacken wahrnehmen zu müssen, was ihm hinsichtlich seiner Übelkeit den Rest geben würde.
Als der Zettel frei in der Handfläche lag, nahm er ihn an sich und steckte ihn schnell in seine Hosentasche. Die Neugier von Lena und Thekla waren größer und sie brannten darauf, zu erfahren, was auf ihm stand.
»Willst du gar nicht wissen, was auf dem Zettel steht?«, fragte Lena und forderte Talert auf, ihn herzuzeigen.
»Das hat Zeit«, sagte er gehetzt. Er wollte nur weg aus diesem Raum, weg von Harder, der sich eventuell befreien konnte, weg von Fromm.
Lena ließ nicht locker.
»Was ist das für ein Papierschnitzel?«, wiederholte sie, während sie den Korridor zurückrannten.
Talert ließ sich nicht umstimmen.
»Später! Wir müssen den Server finden. Der Countdown – schon vergessen?«
Wie konnte sie den vergessen! Lena schätzte, dass er bei unter zehn Stunden stehen müsste. Genau konnten sie dies nicht mehr feststellen, da der Computer zerstört worden war, auf dem die Anzeige zu sehen war.
»Wenn der verdammte Server nicht im Kontrollraum steht, dann kann er nur noch im Bunker sein«, stellte Talert fest. »Was meint ihr?« Zustimmendes Nicken war die Antwort. Wahrscheinlich hätte Talert alles sagen können und jedes Mal ein zustimmendes Nicken zur Antwort bekommen.
»Ihr wollt doch nicht wirklich wieder in diesen Tunnel?«, fragte Thekla entsetzt. Ihr war gar nicht danach zumute, sich erneut in diese enge, modrig riechende Dunkelheit zu begeben.
Talert sah den Kameramann fragend an, der den Akkustand prüfte und feststellte, dass der Strom ausreichte, um mit dem Kameralicht bis in den Bunker zu gelangen, wo es elektrisches Licht gab.
Lena und Thekla schickte Talert zum Wohnmobil zurück, worüber sie nicht ganz unglücklich waren.
»Hört zu, sobald sich irgendjemand nähert, egal wer, haut einfach ab. Wir kommen schon alleine zurecht.«
Lena schwankte. Einerseits passte es ihr nicht, fortgeschickt zu werden, andererseits hatte sie genug von der ganzen Sache. Als die beiden Frauen ins Freie kamen, registrierten sie nach wie vor dieses dumpfe Brummen, das immer intensiver wurde. Lena Jansen spürte, dass ihr ganzer Körper in Schwingungen versetzt wurde.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte Talert den Kameramann, als sie den engen Einstieg in den Tunnel hinabkletterten.
»Volker«, antwortete dieser, dem die Kamera allmählich zur Last wurde.
Als sie den Tunnel erreichten, rannten sie los, fanden sofort den Quergang und liefen diesen so schnell sie konnten zum Bunker hinüber. Es war schon ein Vorteil geworden, dass sie sich mittlerweile ein wenig in dieser unterirdischen Anlage auskannten. Als sie ankamen, brannten die Neonröhren, die ein kaltes unfreundliches Licht verbreiteten. Talert fühlte sich unbehaglich. War jemand im Bunker oder brannte das Licht noch von ihrer Flucht?
»Ruhig!«, sagte Talert plötzlich, »hörst du das auch?«
Aus einem entfernten Teil des Schutzraumes war ein gleichmäßiges Geräusch zu hören. Es war nicht das Brummen, das sie schon kannten. Vorsichtig schlichen sie durch verwinkelte Gänge, bis sie an eine Tür kamen, vor der das Geräusch am lautesten war. Die Ursache musste also hinter dieser mächtigen Stahltür liegen, die mit zwei übergroßen Hebeln verriegelt, aber nicht verschlossen war. Talert zog an dem oberen. Der aufeinander reibende Stahl verursachte ein Quietschen, das durch Mark und Bein ging. Volker verzog sein Gesicht. Man hätte meinen können, die Stahltür winselte danach, in Ruhe gelassen zu werden. Als auch der zweite Riegel offen war, zog Talert die schwere Tür auf. Was sie zu Gesicht bekamen, ließ sie im ersten Moment staunen.
»So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen«, stellte Volker fest und vergaß dabei fast, es mit seiner Kamera festzuhalten.
»Ich auch nicht«, bestätigte Talert, als er weiter in diesen gigantischen Generatorraum ging. Er
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