Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Bundeskanzler finden und mit ihm sprechen«, sagte Patrick LeClerc zu sich selbst und überlegte gleichzeitig, wie er seine Fesseln loswerden konnte. Vergeblich sah er sich um, ob er irgendwo etwas entdeckte, was ihm als Werkzeug dienlich war. Er vergaß völlig, dass die Fesseln nicht sein alleiniges Problem waren. Er musste auch den Zaun überwinden und die Leiter war sicherlich nicht mehr da. An den Tunnel hinüber zur Hütte auf der anderen Seite war auch nicht mehr zu denken, nachdem beide Zugänge so verschlossen waren, dass sie nicht mehr so ohne Weiteres aufzubrechen waren.
LeClercs Wut gegenüber Dutronc war in den letzten Stunden immer wieder abgeflacht, wenn sie sich vermeintlich auf seine Seite stellte. Jetzt wusste er, dass selbst dies Teil ihres Plans war, genauso wie seine gegenwärtige aussichtslose Situation dazugehörte. Er war nicht nur wütend, sondern begann sie zu hassen. Wie konnte er nur auf sie hereinfallen. Innerlich schwor er sich, es ihr heimzuzahlen, sollte er mit heiler Haut aus dieser Sache herauskommen. Im Moment sah es eher nicht danach aus.
Der Countdown näherte sich der 16-Stunden-Marke. Zeit genug, um nicht in Panik zu geraten, aber nur sehr wenig Zeit, um das Projekt Genesis aufzuhalten. Genau darin sah LeClerc seine Bestimmung. Nur er wusste, welche Art Anschlag bevorstand, wo die Quelle der Strahlung lag und nicht zuletzt, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach in Frankfurt stattfand. Ruschkow hatte sich zweifellos versprochen, als er Frankfurt nannte, oder war selbst das Teil des gesamten Plans? Was wäre, wenn sich alles auf Frankfurt konzentriert, faktisch aber ein Ziel in Berlin anvisiert wird?
LeClerc kam zugute, dass er sehr nervenstark war und selbst in schier aussichtslosen Situationen kühlen Kopf bewahrte. Jedenfalls war dies bis jetzt so gewesen. Das sollte sich ändern, als plötzlich auf einem der Computermonitore eine erschreckende Anzeige aufleuchtete. Als der Countdown genau auf 16 Uhr sprang, aktivierte sich die Anlage selbsttätig. LeClerc glaubte nicht, was er dort sah. Warum 16 Stunden vor Ablauf des Countdowns? Er sah aus dem Fenster in die Dunkelheit der mittlerweile hereingebrochenen Nacht. Über dem Antennenwald waren noch keine Aurora und noch keine Lichtblitze zu sehen. Anscheinend brauchte die Anlage eine Zeit lang, um ihre volle Energie zu entwickeln. Ein wenig Zeit blieb LeClerc noch. Der Raum war zwar mit einem Reflexionsvlies zur Abwehr von Mikrowellen ausgeschlagen, aber die schützenden Jalousien vor den Fenstern waren nicht geschlossen.
Zur eigenen Beruhigung hämmerte er sich ein, dass dies der Ernstfall war und die Antennen ihre Wellen zielgerichtet ausstrahlten. Es bestand also kaum Sorge, dass die Baracke und somit er selbst etwas abbekommen würden. Sollte es anders sein? War Ruschkow so schlau, einen Zwischenfall vorherzusehen und 16 Stunden vor Ablauf des Countdowns eine zusätzliche Bestrahlung auslösen, die genau auf dieses Gebäude gerichtet war?
LeClerc rechnete mit allem. Er fand sich einerseits damit ab, schutzlos einem Strahlenangriff ausgeliefert zu sein, andererseits war er nicht der Mensch, der so schnell aufgab und sich seinem Schicksal überließ.
Jetzt musste es schnell gehen. Angestrengt dachte er darüber nach, wie er sich befreien und entkommen konnte.
18
Ein wenig aufgeregt war Lena Jansen schon, als sie zusammen mit ihrem Kameramann nach London flog. Kaum hatte sie Ex-Bundeskanzler Zander dort ausfindig gemacht, buchte sie die nächste Maschine, in der sie nun saß. Sie notierte sich Fragen, die sie Zander stellen wollte, soweit er überhaupt zur Kooperation bereit war. Sie hoffte sehr, er würde es sein, denn es stand eine ganze Menge auf dem Spiel. Allerdings hatte Zander keine Ahnung, dass sie sich auf dem Weg zu ihm befand. Noch viel weniger wusste Lena selbst, wie Zander reagieren würde, sobald sie ihm mit einer Kamera gegenüberstehen würde. Sie ging davon aus, dass er sich sehr bedeckt hielte.
In Heathrow stiegen sie in ein Taxi und ließen sich zu der Stelle an der Themse bringen, wo nach Lenas Recherche das Hausboot liegen musste, das Zander sich gemietet hatte. Die ganze Fahrt über war Lena Jansen stumm, wie man es von ihr gar nicht gewohnt war. Der Kameramann fragte sich schon, ob er sich Sorgen machen müsse. Lena ging gedanklich noch einmal alle Fragen durch, die sie stellen wollte und auch sonst ging ihr einiges durch den Kopf. Unter anderem dachte sie an Patrick LeClerc, dessen Schicksal
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