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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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hochintelligent. »Sverre, er ist wirklich nicht um seine Aufgabe zu beneiden - er muss alle verschiedenen Meinungen in eine Prognose umformen, mit der alle einverstanden sind. Die muss er Eisenhower präsentieren und dann all den hohen Generälen und Admirälen Rede und Antwort stehen.«
    Doch Petterssen ließ nicht mit sich reden. In späteren Jahren rannten er und Stagg sich in Briefen noch oft die Köpfe ein, wenn sie darüber stritten, wer in den Konferenzen was gesagt hatte. Ich möchte mir da kein Urteil anmaßen, ich kann nur sagen, dass irgendjemand die konkurrierenden Meinungen unter einen Hut bringen musste. Ja, Stagg brachte manchmal alle auf die Palme - er war sowohl mit der Navy als auch mit Petterssen und Krick immer auf Konfrontationskurs -, aber ich bin mir sicher, dass es bei jedem anderen genauso gewesen wäre, der seine Aufgabe gehabt hätte.
     

8.
    Am Mittwochabend, dem 31. Mai, war sich die Konferenz immer noch nicht einig, aber wieder hatten sich die Meinungen seit dem letzten Tag geändert. Krick und Petterssen stimmten jetzt darin überein, dass es im Atlantik zu Stürmen kommen könnte, aber Krick war sich sicher, dass Montag ein Hochausläufer den Kanal erreichen und die Invasionsflotte schützen würde. Petterssen und Douglas blieben dabei, dass das Wetter am kommenden Montag gefährlich sein werde.
    Stagg und mir bereiteten die verschiedenen Meinungen Sorgen, und er sprach per Telefon mit General Bull, einem hohen Mitarbeiter in Eisenhowers Stab.
    »Hören Sie auf Ihrem Apparat mit«, forderte er mich vor dem Anruf auf. »Sagen Sie mir, was Sie meinen.«
    Ich hörte zu, wie er Bull erklärte, dass die Aussichten für Sonntag, Montag und wahrscheinlich Dienstag schlecht seien, die eigentliche Schwierigkeit aber die war, dass die einzelnen meteorologischen Abteilungen sich nicht einig waren.
    Es gab eine Pause, in der das Summen des Chiffriergeräts zu hören war.
    »Verdammt noch mal, Stagg, das müssen Sie langsam mal in den Griff bekommen!«, forderte Bull. »General Eisenhower hat auch so schon genug Sorgen.«
    Danach hatte Stagg auch nicht weniger. Er legte den Hörer auf und blieb reglos auf seinem Stuhl sitzen. Ich schlug vor, essen zu gehen.
    Wir aßen im Kasino Kabeljau mit Pommes frites und Bohnen und tranken starken Tee. An diesem Abend waren die gut hundert Männer und Frauen im Kasino ungewöhnlich still. Es lag eine neue Spannung in der Luft, weil die Invasion, die sie alle schon seit vielen Monaten planten, bald beginnen sollte. Ich merkte, dass alle im Raum uns Meteorologen anstarrten, als wäre es unsere Schuld, dass das Wetter nicht mitspielte.
    Auch Stagg spürte den Erwartungsdruck all dieser ernsten, düsteren Blicke. Es wurde auch nicht besser, als er sich aus Versehen mit dem Ellenbogen auf den Tellerrand stützte und seine Bohnen quer über den Tisch verteilte. Als er auf Händen und Füßen unter den Tisch krabbelte, um seine Gabel aufzuheben, sah es aus, als wollte er sich verstecken.
    »Kommen Sie«, sagte ich verlegen. »Gehen wir.« Wir gaben unsere Tabletts ab und gingen nach draußen auf den Platz vor dem Hauptgebäude. Er war mit Kies bedeckt, und überall parkten Autos. Es war ungefähr halb neun, aber noch hell genug, um alles zu sehen. Der perlengraue Himmel hing voller Cirrocumulus, der Makrelenwolke.
    »Vielleicht schaffen wir morgen den Durchbruch«, sagte Stagg und sah sich den aufgehenden Mond und die untergehende Sonne an. Es war ein wunderbar leuchtender Abend.
    »Hey Stagg!«, sagte eine amerikanische Stimme hinter uns.
    Es war Eisenhower, der aus einem Packard mit einer Flagge der USA auf der Motorhaube ausstieg. Er hatte eine Fahrerin, eine schöne WAAF mit dunklem Haar.
    Stagg nahm Haltung an und salutierte. »Sir!« Dann stellte er mich vor. »Das hier ist mein Assistent, Henry Meadows.« Auch ich salutierte schnell, denn mir war eingefallen, dass ich es eigentlich schon gleichzeitig mit Stagg hätte tun sollen. Einen Augenblick lang standen wir so da und entspannten uns erst wieder, als Eisenhower ein Päckchen Lucky Strikes aus der Tasche zog. Stagg lehnte ab, aber ich nahm dankend an.
    »Ich habe Sie schon überall gesucht, Stagg«, sagte Eisenhower. »Ich fahre gleich nach London zu einem Treffen mit Churchill. Wir unterhalten uns noch einmal, bevor es losgeht. Ich wollte vorher noch mit Ihnen sprechen. Bull hat mir berichtet, es gäbe Probleme, weil Ihre Leute sich nicht einigen können.«
    »Das stimmt leider, Sir.«
    Die amerikanische

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