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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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es
doch
zu Stürmen kommen werde.
    Ich konnte diese doppelte Kehrtwende einfach nicht fassen, und Stagg genauso wenig. Als die Telefone verstummten, war ihm die Belastung im Gesicht anzusehen. Er zitterte vor Wut und Angst. Als ich ihn so sah, wurde mir klar, dass Sir Peter in einer Traumwelt lebte. Möglicherweise konnte ich schlicht und einfach gar nichts tun, was die Lage verbessern würde. Ich fragte mich, ob Ryman selbst überhaupt hätte helfen können. Mittlerweile zweifelte ich daran. Noch eine andere Meinung war das Letzte, was wir jetzt brauchten. Dennoch wünschte ich, ich hätte ihn mit seinem sauberen grauen Anzug neben mir sitzen, damit er mich beraten und leiten konnte, während wir uns durch das Dickicht der Unentschlossenheit kämpften.
    Es war nicht der beste Zeitpunkt, um Stagg auf WANTAC anzusprechen, aber ich durfte das Thema nicht mehr ignorieren. Als ich im Laufe des Tages die Luftdruckwerte dieser Station vor Island überprüft hatte, hatte ich gesehen, dass sie immer noch abwichen: Sie waren höher, als es von den Werten der Schiffe in der Umgebung her zu erwarten gewesen wäre. Die Windgeschwindigkeiten dagegen waren etwas niedriger, was andeutete, dass das Gebiet einen Kanal für gemäßigteres Wetter bildete. Was war, wenn in diesen Werten die Erklärung für die Unterschiede zwischen Widewing und Dunstable lag? Was war, wenn sie auf einen dieser schmalen Tunnel hinwiesen, von denen Ryman gesprochen hatte, die wie Barrieren zwischen zwei gegensätzlichen Wettersystemen aussehen, in Wirklichkeit aber Korridore für ein drittes sind? Entweder war es so, oder die Instrumente waren defekt. Was war, wenn das Eis, diese mächtige Kraft, die ich allzu gut kenne, die Messgeräte beschädigt hatte?
    »Ich könnte einfach dort hochfliegen«, sagte ich zu Stagg, nachdem ich ihm meine Sorgen erklärt hatte. »Ich könnte selbst die Toleranzen der Instrumente überprüfen, und dann hätten wir Sicherheit.«
    Als Reaktion schrie er mich an: »Sind Sie verrückt? Bis Sie wieder hier sind, ist die Invasion doch schon lange gelaufen! Sie wissen doch selbst, wie viel wir zu tun haben. Ich kann sie nicht einfach so gehen lassen. Mit der Ryman-Zahl können Sie bisher keine Fortschritte vorweisen, und ich weiß nicht, warum das hier anders sein soll.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass diese Messwerte wichtig sind. Wir können sie nicht einfach ignorieren.«
    Während ich sprach, fiel mir plötzlich ein, dass Reynolds, der Pilot, mit dem ich von London nach Prestwick geflogen war, erzählt hatte, dass defekte Ausrüstung von diesen Schiffen mit einer Leine eingesammelt und neues abgeworfen wurde.
    Es musste einen Versuch wert sein. »Sir, diese Instrumente werden von Flugzeugen auf Erkundungsflügen ausgetauscht, und die alten zur Reparatur abgeholt. Ich könnte doch einfach einen Austausch für WANTAC anfordern. Die BISMUTH-Route, die nach Island hinauffliegt, kommt dort vorbei. Dann könnte ich mir die alten Instrumente direkt hierher liefern lassen und sie überprüfen.«
    Stagg beruhigte sich, dachte einen Augenblick lang nach und strich sich dabei über den Schnurrbart. »Ja. In Ordnung, Meadows. Aber verwenden Sie nicht so viel Zeit darauf.«
     

7.
    Am nächsten Tag wirkte Stagg wieder etwas gelassener, aber ich wagte es nicht, das Thema erneut anzusprechen. Früh am Morgen hatte ich über die RAF-Leute in Southwick und das Met-Office-Hauptquartier arrangiert, dass neue Instrumente nach Stornoway geflogen und bei WANTAC abgeworfen und die alten abgeholt und zu mir gebracht wurden. Die Operation würde einiges an Ressourcen in Anspruch nehmen, aber einer der Vorteile daran, beim SHAEF zu arbeiten, war, dass niemand von außerhalb es wagte, einem zu widersprechen. Trotzdem würde das ganze Unternehmen drei oder vier Tage dauern; es würde eine knappe Sache werden.
    Nach der Konferenz hatte ich die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen mit Sverre Petterssen, der mit seiner weitreichenden theoretischen Arbeit von allen in unserem Team am ehesten so etwas wie ein Ryman war. Ich erfuhr, dass er Pyke kannte. Das kam heraus, als ich ihm erklärte, dass Stagg wollte, dass wir detailliert beschrieben, welche Gedankenkette uns zu unseren Prognosen gebracht hatte. Petterssen antwortete, dass er ein Genie namens Pyke kannte, der so etwas gerne tat, was sich allerdings nicht unbedingt immer positiv auf das Endergebnis auswirkte.
    Erstaunt starrte ich in die Sprechmuschel, als wäre der Mechanismus selbst

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