Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
Vom Netzwerk:
Rechner in ihren aneinander angrenzenden geographischen Zonen. Die Zeit spielt eine große Rolle. Anders gesagt ist sie das Medium, mit dem sie arbeiten. Sie jagen das reale Wetter quasi in Echtzeit um den Globus.«
    Mit den Füßen stand sie vielleicht auf den Holzdielen des Häuschens, aber den Kopf hatte sie in konzeptuellen Wolken. So wie sie erst mit dem einen, dann mit dem anderen Arm hier- und dorthin zeigte, hatte sie sich wie ein Kind in einer Phantasie verloren. »Der Dirigent zeigt mit einem rosafarbenen Lichtstrahl auf Rechner, die den anderen voraus sind, und mit einem blauen auf die, die hinterherhinken.«
    Während Gill durchs Zimmer ging, folgte mein Blick unwillkürlich den Konturen ihrer Beine, ihres Rückens und ihrer Schultern und vor allem (seltsamerweise) ihres Bauchs, bis sie mir mit einem Lächeln den Kopf zuneigte - »Und, was denken Sie?«
    Was ich dachte, und wobei ich etwas unruhig wurde, war, dass mich diese Frau mit dem wissenschaftlichen Vorhaben ihres Mannes verführen wollte. Aber es war noch etwas Seltsameres dabei. Aus der Ferne, von hoch auf dem Hügel konnte ich die Kettensäge eines Waldarbeiters hören. Als ich Gills Körper ansah, fiel mir wieder auf, wie schön sie war, aber auch etwas anderes, plötzlich war mir klar, dass sie schwanger war. Was für ein Holzkopf ich doch war, denke ich heute. Aber bei diesem Thema sind wohl die meisten Männer so.
    »Nun ja, es ist auf jeden Fall ein System«, sagte ich verwirrt. »Falls das mit der Wettervorhersage nicht klappt, könnte man damit bestimmt auch die Welt erobern. Wie erfahren die Leute von den Vorhersagen der Fabrik?«
    »Der Dirigent hat eine rechte Hand, einen Sekretär ... kommen Sie, Sie spielen den.« Sie reichte mir die Hand, und ich nahm sie, als wäre ich zum Tanzen aufgefordert worden. »Der Sekretär schickt die Wettervorhersage per Rohrpost in einen Raum, aus dem sie der Öffentlichkeit übermittelt wird. Natürlich fällt dabei eine Menge an Informationen an. Wallace macht sich große Sorgen um die Datenmengen. Boten tragen stapelweise beschriebene Berechnungsbögen vom Sekretär in den Keller, den Datenlagerraum ...«
    Als sie nachspielte, wie der Sekretär einem Boten einen Stapel Bögen übergab, stolperte sie mir plötzlich schwer gegen die Brust. Ich fiel nach hinten gegen das Tablett, und der Krug zersprang auf dem Boden. Im nächsten Moment hockten Gill und ich zwischen den Glasscherben und der Limonade.
    Das Ganze hatte etwas seltsam Theatralisches an sich, als ob sie mich absichtlich geschubst hatte. Dann beugte sie sich vor, als ich gerade eine Scherbe aufhob, und lehnte sich schwer mit ihrer Hand auf meine. Auch das wirkte sehr gezielt, auch wenn ich mir sicher war, dass es ein Versehen gewesen sein musste.
    »O Gott, das tut mir leid.«
    Sie sprach die Entschuldigung fast schon vor dem Missgeschick aus. Auf jeden Fall, bevor ich aufschrie und die Hand hochriss, um mir die Scherbe anzusehen, die darin steckte.
    »Tut mir leid, das wollte ich nicht«, sagte sie und zog schnell ein weißes Taschentuch heraus - es war ein Männertaschentuch, eins von Ryman, nahm ich an - und wischte das Blut ab, das mir am Handgelenk hinunterlief. Sie nahm meine verwundete Hand, zog die Scherbe heraus und ließ sie in ihr eigenes, leeres Glas fallen. Sie tupfte weiter auf die "Wunde, bis das Taschentuch ziemlich vollgesogen war. Dann rannte sie wortlos durch die Tür und ließ mich zurück, während mein Blut noch auf die Wetterkarten tropfte.
    Völlig fassungslos suchte ich ein altes Handtuch, um den weiteren Blutfluss einzudämmen. Gleichzeitig hörte ich, wie ein Auto angelassen wurde. Ich kam gerade noch rechtzeitig zur Tür, um zu sehen, wie Rymans Wagen den Hügel hinunter verschwand.
    Das Tuch ums Handgelenk gewickelt, stolperte ich das Feld hinab und konnte nicht verstehen, was gerade passiert war. Es roch nach Feuer. Als ich näher kam, trat Ryman aus dem Rauch eines Lagerfeuers, das er brennen hatte. Er war noch ein Stück weit von mir entfernt, und zwischen uns lag ein verwilderter Abschnitt, der das untere Ende von Mackellars Weide von Rymans Garten trennte. Er trug einen alten Strohhut und Gummistiefel und hielt eine Mistgabel in der Hand.
    »Ihre Frau!«, rief ich, während ich auf ihn zuging.
    Er starrte mich durch seine Brille an. »Ja?«
    »Sie ist weg. Sie hat mir etwas zu trinken gebracht. Zitronensäure. Dann ist alles runtergefallen und ich habe mich geschnitten. Dann ist sie weggelaufen.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher