Die gepluenderte Republik

selbstbewusste Auftreten des republikanischen Kongres sabgeordneten Brad Sherman aus Kalifornien während einer Anhörung der Vorstandsvorsitzenden von Ford, General Motors und Chrysler, die um staatliche Gelder baten. Die Bosse waren in teuren Luxusjets angereist und hatten damit den Unmut einigerSenatoren erregt. Sherman blamierte die drei Herren mit einfachen Feststellungen: »Es wäre verrückt, wenn dieses Land aufhören würde, Autos und LKWs zu entwickeln und zu bauen; es wäre genauso verrückt, wenn die drei leitenden Angestellten der drei Autobauer mit Privatflugzeugen angereist wären. Ich möchte die drei Vorstände hier bitten, die Hand zu heben, wenn sie mit einem Linienflug gekommen sind. Für das Protokoll: keine Hände erhoben. Zweitens möchte ich Sie bitten, die Hand zu heben, wenn Sie planen, ihren Flugjet hier und jetzt zu verkaufen und mit einem Linienflug zurückzufliegen. Für das Protokoll, es wurden keine Hände erhoben …« 82 Kommentar des Internet-Users Fábián F. Világhy: »In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Hier pflegt man auch dann noch einen partnerschaftlichen Umgang mit Vertretern großer Unternehmen, wenn aus deren Holzköpfen die Inkompetenz nach Ablösung schreit und die Schäden nicht mehr verschwiegen werden können.« 83
     
    Aber schauen wir uns doch zunächst noch einmal die Opel-Krisenchronologie im Einzelnen an:
     
    14. November 2008:
Nach Absatzeinbruch und massiven Verlusten ruft Opel als erster deutscher Autohersteller den Staat zu Hilfe. Eine Bürgschaft von Bund und Ländern soll Opel stützen. Nach Opel-Angaben geht es um »etwas mehr als eine Milliarde Euro«.
    17. Februar 2009:
GM will 47 000 Stellen streichen, davon 26 000 außerhalb der USA.
    27. Februar 2009:
Opel will sich weitgehend von GM abkoppeln. Das Management strebt eine rechtlich selbständige Geschäftseinheit an. Das von der öffentlichen Hand benötigte Kapital eines neuen europäischen Unternehmens Opel/Vauxhall wird auf 3,3 Milliarden Euro beziffert.
    2. März 2009:
Der Rettungsplan wird der Bundesregierung vorgelegt.
    16.-18. März 2009:
Gespräche von Wirtschaftsminister Guttenberg in den USA bleiben ohne konkrete Ergebnisse. Industrie- und Politikberater Roland Berger soll im Auftrag der Bundesregierung die Verhandlungen zur Rettung Opels koordinieren.
    30. März 2009:
US-Präsident Barack Obama stellt GM ein Ultimatum von 60 Tagen, um ein tragfähiges Sanierungskonzept vorzulegen.
    31. März 2009:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellt in Rüsselsheim staatliche Unterstützung in Aussicht. Einen direkten Staatseinstieg, den etwa Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) fordert, lehnt Merkel aber erneut ab.
    23. April 2009:
Fiat will Opel übernehmen. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz bestätigt einen Bericht von
Spiegel Online
. Die Arbeitnehmer lehnen den Einstieg ab.
    28. April 2009:
Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legt ein erstes »Grobkonzept« für Opel vor.
    4. Mai 2009:
Fiat wirbt in Berlin um Opel.
    12. Mai 2009:
Auch US-Finanzinvestor Ripplewood prüft eine Beteiligung, meldet die
Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    14. Mai 2009:
Die Bundesregierung will Opel über ein Treuhandmodell mehr Zeit für Verhandlungen mit Investoren geben. Voraussetzung sei, dass mindestens ein Interessent ein tragfähiges Konzept vorlege.
    19. Mai 2009:
Vertreter von Bundesregierung und Ländern sowie deutscher Banken einigen sich auf eine Brückenfinanzierung für Opel. Allerdings müsse noch die Investorenfrage geklärt werden.
    27. Mai 2009:
GM kündigt an, sein Europa-Geschäft mit der Hauptmarke Opel rechtlich abzuspalten, und scheitert mit seinem Angebot an die GM-Gläubiger zum Schuldenverzicht.
    27./28. Mai 2009:
Eine Spitzenrunde im Kanzleramt tagt bis zum frühen Morgen und scheitert. GM meldet überraschend einen kurzfristig zusätzlichen Finanzbedarf von 300 Millionen Euro an. Bis dahin war von einem Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden die Rede. In den USA gibt es trotz der so gut wie sicheren Insolvenz für die Opel-Mutter neue Hoffnung auf ein Überleben. Die US-Regierung will mit einem verbesserten Angebot an die Gläubiger die zur Rettung geplante GM-Verstaatlichung schon vorher klarmachen.
    29. Mai: 2009:
Kurz vor einem neuen Krisentreffen in Berlin sagt Fiat seine Teilnahme ab. Weil auch Ripplewood aus dem Rennen ist und der chinesische Autobauer BAIC nur Interesse bekundet und bislang kein detailliertes Angebot vorlegt, bleibt