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Die gepluenderte Republik

Titel: Die gepluenderte Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Wieczorek
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zählt heute mit einem geschätzten Vermögen von 4,1 Milliarden Euro gemeinsam mit ihrem Sohn zu den reichsten Deutschen.
    Als sich die »listige Witwe« (
manager magazin
) dann mit dem Kauf des Auto-Zulieferers Continental verhedderte und auföffentliches Geld hoffte, erwischten sie die Paparazzi der Münchener
Abendzeitung
im Tiroler Schickeria-Ort Kitzbühel im Pelz und mit einem Glas Champagner in der Hand. Die Schlagzeile: »Frau Milliardärin braucht Staatsknete.«
    Dies allerdings war auch Peer Steinbrück zu viel des Guten, zumal vor der Bundestagswahl: »Wir können es doch keinem Menschen erklären, Unternehmen, hinter denen Milliarden-Vermögen stehen, mit Steuergeldern zu unterstützen.« 87
    Man fragt sich eigentlich, was in Menschen vorgeht, die, wie der Schaeffler-Betriebsrat im Februar 2009, staatliche Gelder für die Milliardärin fordern, während alleinerziehende und ehrlich arbeitende Mütter kaum das Geld für die Klassenfahrt der Tochter aufbringen können. Es ist nämlich nicht so, dass Arbeitnehmervertreter blind die vermeintlichen Interessen ihrer Belegschaft zu vertreten haben. Wäre dem so, dann müssten die Betriebsräte eines Rüstungskonzerns auch für den Dritten Weltkrieg demonstrieren.
    Andererseits scheint auch die steinreiche Frau am Hungertuch zu nagen. »Meine Golfschläger sind 20 Jahre alt«, offenbarte sie dem
Handelsblatt.
Vielleicht sollte man die Kilometerpauschale erneut streichen und durch eine Golfschlägerzulage ersetzen. Eine Abwrackprämie für Golfschuhe täte es allerdings auch.
    Nur nebenbei: Noch viel schlimmer scheint es allerdings die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz erwischt zu haben. Kaum hatte sie offen und ehrlich bekannt, von 600 Euro monatlich zu leben, reagierte die Belegschaft. »Wütende Mitarbeiter stellen Spendenbüchse für Quelle-Erbin auf«, meldet
Bild
im Juli 2009. Die Dame ist wirklich zu bedauern: So »jammerte sie öffentlich um ihre verlorenen Milliarden. Ihr seien von mehr als 3 Milliarden Euro »gerade noch 27 Millionen Euro« geblieben.« 88
    Kommentar von
Bild
: »Ganz so schlecht geht es der Quelle-Erbin offenbar nicht. Für das Tennisturnier »Schickedanz Open«des TV Fürth stellte sie mit anderen Sponsoren im Juni noch 75 000 Dollar zur Verfügung.« Oder frei nach Marx: Die Dame hat nichts zu verlieren als ihre Ketten – die Goldketten, versteht sich.
Die Musikanten sind auch schon wieder da
    Zum allgemeinen Ruf der ach so marktwirtschaftlichen Privatkonzerne nach Staatsknete passt auch das Betteln der Musikindustrie um öffentliche Gelder. Deren Cheflobbyist Dieter Gorny fordert allen Ernstes staatliche Unterstützung für die Popmusik. Kommentar der
Süddeutschen Zeitung
: »Längst lechzen auch Künstler nach ›Pop mit Staatsknete‹.« 89 Mit anderen Worten: Da die Plattenkonzerne mit ihrem allzu oft katzenmusikalischen Schrott keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken, geschweige denn zum Kauf einer CD bewegen, soll der Steuerzahler einspringen. Besonders originell in diesem Zusammenhang ist das Argument des »Kulturauftrages« des Staates, das auch der Musikverleger und ehemalige Bassist der Einstürzenden Neubauten, Mark Chung, ins Spiel bringt. Natürlich ist grundsätzlich gegen die Förderung junger Talente nichts einzuwenden. Nur läuft es in unserer Marktwirtschaft darauf hinaus, dass der Staat die Ausbildung des Nachwuchses finanziert und im Augenblick des sich abzeichnenden Erfolges ein Musikverlag den Künstler übernimmt und sich eine goldene Nase verdient.

TEIL III
Die Böcke als Gärtner
    Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
    Albert Einstein
    Kam die Finanzkrise aus heiterem Himmel?
    »Es war nicht schwer zu prognostizieren«, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk dem
manager magazin
, »was früher oder später geschehen musste.« Er selbst sei auch nur »einer unter tausend Autoren, die im Augenblick überhaupt nicht überrascht sind. Wenn Sie die zeitgenössische Literatur überblicken und in den Zeitungen der vergangenen zehn Jahre blättern, sehen Sie: Es gibt sehr viele, die den Inflationsschwindel bemerkt hatten und jetzt, übrigens bemerkenswert untriumphal, feststellen, sie hätten seit Jahren vorhergesagt, was aktuell geschieht.« 90 Tatsächlich reicht die Liste vom späteren Nobelpreisträger Paul Krugman bis hin zum
Spiegel
, der vor einer »Billionenbombe« warnte. 91
    Glaubt man dagegen Jörg Asmussen, so hat kein Mensch die Krise vorhersehen

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