Die Gerechten
noch nehmen sollten …
Er rief Andy an und bat ihn, alle Dateien, die von Bishop kämen, unverzüglich an ihn weiterzuleiten. Er hatte keine Ahnung, was der Mann der Times in Bangkok herausfinden würde.
»Danke für das Frühstück.«
»Scheiße, tut mir Leid. Ich hab telefoniert.« Sie hatte ein Blatt Papier in der Hand. »Hast du es entschlüsselt?«
Sie zeigte ihm das Blatt. fOrtY, stand da.
»Und?«
»Zuerst dachte ich, er hätte sich vertippt. Aber der Kerl arbeitet sauber und ordentlich. Alles, was er tut, ist beabsichtigt.«
»Und er hat zwei Buchstaben hervorgehoben: den zweiten und den fünften. Ich hab versucht, es laut zu sprechen. Ich dachte, vielleicht heißt es ›forty 0-Y‹, aber das ergibt keinen Sinn.«
»TC.«
»Aber es ist noch viel einfacher. Es heißt ›Forty, second and fifth‹. Vierzig zweite und fünfte. Das ist eine Adresse: Zweiundvierzigste, Ecke Fünfte Straße.«
»Da ist die öffentliche Bibliothek.«
»Genau. Und das bedeutet –«
TC straffte sich plötzlich. Will sah sich um. Sein Vater war hereingekommen. Er trug seine Sonntags-Chinos.
»Gibt’s Neuigkeiten?«
»Ja, wir haben eine neue SMS bekommen. Er schickt uns zur öffentlichen Bibliothek.«
»Will der Mann sich dort mit euch treffen? Du musst sehr vorsichtig sein, William.«
»Nein, er hat noch nichts dergleichen gesagt – nur die Adresse: 42nd, Ecke Fifth. Mehr haben wir nicht.«
»Na, dann will ich euch wenigstens zum Bahnhof fahren.«
Das Handy summte. Eine neue SMS.
Wagen Sie Daniel zu sein.
Will zeigte die Nachricht seinem Vater und TC.
»Oh, ich glaube, ich weiß, was das heißt«, sagte sein Vater. »Was hat Daniel getan?«
»Er war in der Löwengrube.«
»Und die New Yorker Bibliothek …«
»… wird von zwei Löwen bewacht. Natürlich. Die Statuen.«
»Geduld und Tapferkeit, William. So heißen sie. Vielleicht will er sagen, dass du diese beiden Eigenschaften brauchst.«
»Nein, ich glaube, es ist viel einfacher«, sagte TC. »Ich glaube, er will nur sagen: Geh in die Bibliothek. Wagen Sie Daniel zu sein. Begeben Sie sich in die Löwengrube.«
Das Telefon vibrierte.
Eine neue Nachricht.
Will drückte hastig auf die Tasten. Alle drei starrten auf das Display.
Marder im Spion: Entdeckt im Obstgarten.
»Herrgott nochmal. Was zum Teufel soll das jetzt wieder heißen? Gerade dachte ich, wir wären einen Schritt weitergekommen.«
»Es klingt wie ein Kreuzworträtsel. Oder vielleicht gibt es in der Bibliothek einen Raum, in dem ein Gemälde eines Obstgartens hängt?«
»TC, was meinst du?«
»Dein Vater hat Recht. Es ist wie ein Kreuzworträtsel. Aber ich verstehe nicht ganz …«
»Kommt«, sagte sein Vater und beendete die Diskussion. »Wenn wir uns beeilen, erreichen wir den nächsten Zug noch.«
Als sie im Zug nach New York saßen, beobachtete Will, wie sich TC in die Arbeit stürzte. Sie kaute an den Nägeln und zappelte mit dem Knie. Dann strich sie sich wieder und wieder über die Augenbraue. Sie borgte sich Wills Notizbuch aus und fing an, darin herumzukritzeln – sie schrieb die Worte rückwärts, vorwärts und in verschiedenen Kombinationen. Nichts.
Hin und wieder machte sie eine Pause, und sie sprachen über die rätselhaften Dinge, die sie seit ihrem ungeplanten Wiedersehen am Freitagabend unaufhörlich beschäftigten, und sie versuchten, die logischen Verknotungen aufzulösen. Sie bewegten alles hin und her und suchten nach Hinweisen, die ihnen vielleicht entgangen waren.
Und schließlich, als der Zug ratternd an Fiatbush Avenue und Forest Hills vorüberfuhr, gelang TC der Durchbruch.
»Es fünktioniert wie eines dieser merkwürdigen Kreuzworträtsel, die ich früher immer gern gelöst habe, wenn bei dir englische Zeitungen herumlagen«, sagte sie. »›Im Obstgarten‹ ist ein Hinweis auf ein Anagramm. Im Obstgarten versteckt sich der ›Marder im Spione Das ist das Anagramm.«
»Und was heißt es?«
»Pardes Rimonim. Das ist Hebräisch und bedeutet ›Garten der Granatäpfeln Ein Obstgarten.« Sie lächelte.
»Okay, aber was soll das heißen?«
»Das werden wir herausfinden.«
37
SONNTAG, 14.23 UHR, MANHATTAN
Geduld und Tapferkeit schauten wie immer in die andere Richtung. Die Löwen interessierten sich scheinbar weder für die Schätze der Gelehrsamkeit hinter ihnen noch für die Scharen der Wissensdurstigen, die vor ihnen vorbeizogen. Unbewegt behielten sie ihre Pose als steinerne Wächter, stumme Hüter des Hauses der Bücher.
Will hatte dieses Gebäude
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