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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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würden glauben, das Ende der Welt steht bevor.«
    »Das glauben Sie doch auch, oder?«, fragte Tova Chaya mit sanfter Stimme.
    Der Rabbi hob den Kopf und sah sie mit Tränen in den Augen an. »Ich fürchte, was der Rebbe gesagt hat, ist wahr. Die weit schokelt zieh und treiselt zieh. Das hat er immer gesagt, Tova Chaya. ›Die Welt zittert und bebt.‹ Und mir graut vor dem, was der Tag des Gerichts über uns bringen wird.«
    Will ging auf und ab. »Also ahnt außerhalb dieser kleinen Gruppe hier niemand etwas. Nur Sie, Josef Jitzhok und ein paar Ihrer besten Schüler.«
    »Und jetzt Sie.«
    »Und Sie sind sicher, dass niemand ein Sterbenswörtchen verraten hat?«
    »Wem denn? Wer wusste denn überhaupt davon? Warum sollte jemand danach fragen? Aber als Josef Jitzhok tot aufgefunden wurde, da …«
    »Was war da?«
    »Da bestätigte sich, dass jemand weiß, was wir wissen, und mehr wissen will. Bis dahin hielt ich es für einen merkwürdigen Zufall, dass die Zaddiki?n einer nach dem andern starben. Vielleicht war es der Wille Haschems, vielleicht verfolgte Er ein Ziel, das wir nicht begreifen können. Aber der Mord an Josef Jitzhok gehört nicht zu Haschems Plan.«
    »Sie glauben, jemand wollte Informationen von ihm?«
    »Kurz bevor Sie heute Abend kamen, hatte ich Besuch von der Polizei. Sie glaubt, dass Josef Jitzhok vor seinem Tod gefoltert wurde.«
    Will und TC zuckten zusammen.
    »Was konnten sie von ihm wollen, was sie nicht schon wussten?«
    »Ah, ich dachte, diese Frage würden Sie mir schon früher stellen. Denken Sie an das, was ich Ihnen über die Verse erzählt habe, die der Rebbe bei seinen Predigten zitierte und die Josef Jitzhok sich eingeprägt hatte. Nun, da fehlte ja etwas.«
    »Es waren nur fünfunddreißig.«
    »Ganz recht. Nur fünfunddreißig. Sie können mit der Methode, die ich Ihnen erklärt habe, Buchstaben in Zahlen und die Zahlen in Koordinaten verwandeln, aber Sie finden nur fünfunddreißig Gerechte. Liegt es nicht auf der Hand, was Josef Jitzhoks Mörder wissen wollten? Sie wollten wissen, wer Nummer sechsunddreißig ist.«

49
    SONNTAG, 23.18 UHR, CROWN HEIGHTS, BROOKLYN
    Wills erster Gedanke war es, Rabbi Freilich nach dem Namen des Sechsunddreißigsten zu fragen. Das war eine entscheidende Information. Wenn er und TC wüssten, wer es war, wüssten sie auch, wohin die Mörder unterwegs waren.
    Aber der Rabbiner gab nichts preis. Zum einen, sagte er, lasse der Mord an Josef Jitzhok darauf schließen, dass die Mörder diese entscheidende Information immer noch nicht besaßen; sie hatten JJ foltern müssen, um sie zu bekommen. War Josef Jitzhok unter der Folter zusammengebrochen? Rabbi Freilich war fest davon überzeugt, dass er geschwiegen hatte. »Ich kannte diesen Mann«, sagte er. »Seinen Verstand, seine Seele. Niemals hätte er das Wort des Rebbe verraten.«
    Er war sicher, dass das Geheimnis nicht verraten worden war. Wenn er jetzt TC und Will ins Vertrauen zöge, würde er sie nur in Gefahr bringen. Es war besser, wenn sie nichts wüssten. (Will war skeptisch. Wenn er den Folterern in die Hände fiele, würden sie sich wohl kaum zunächst höflich erkundigen, ob er über brauchbare Informationen verfügte, und sich artig zurückziehen, wenn er verneinte.)
    Will versuchte es anders. »Dieser sechsunddreißigste Mann – lebt er noch?«
    »Wir glauben es, ja. Aber mehr will ich wirklich nicht sagen, Mr. Monroe. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Ist er der Einzige, der noch lebt?«
    »Das wissen wir nicht genau. Unsere Erkenntnisse sind lückenhaft. Wir mussten Hals über Kopf Leute in die entlegensten Weltgegenden schicken, um die Zaddikim zu finden. Jedes Mal sind wir bisher zu spät gekommen.«
    »Soll das heißen, Sie haben die Namen erst diese Woche entschlüsselt?«
    »Nein, Josef Jitzhok gelang sein Durchbruch schon vor einigen Monaten. Und wie ich Ihnen sagte, schickten wir Leute aus, um einfach zu sehen, wer diese Zaddikim waren.
    Wir wollten sie im Auge behalten, weiter nichts. Ihnen vielleicht Essen oder Geld geben, wenn sie in Not sein sollten. Aber um Ihre Fragen zu beantworten: Dass sie sterben, wissen wir erst seit dieser Woche. Wir sind nicht sicher, aber anscheinend hat es erst vor ein paar Tagen angefangen.«
    »An Rosch Haschana«, sagte TC. In ihrem Kopf arbeitete es sichtbar. »Da wurde Howard Macrae ermordet.«
    »Davon haben wir erst ein paar Tage später erfahren. Als die Nachrichten von den anderen kamen. Hat es überhaupt in der Zeitung

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