Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
Vom Netzwerk:
darin, bis er die Seite mit dem Vers gefunden hatte, den er suchte.
    »Welches Jahr haben wir?«
    Will wollte antworten, aber TC kam ihm zuvor. »Fünftausendsiebenhundertachtundsechzig.«
    Will runzelte die Stirn. »Bitte?«
    »Nach dem hebräischen Kalender«, erklärte TC. »Er beginnt mit der Schöpfung. Die Juden glauben, dass die Welt seit knapp sechstausend Jahren existiert.«
    »Okay«, sagte der Rabbi und schaute in das aufgeschlagene Buch. »Das Jahr ist 5768. Und hier ist ein Vers aus dem zehnten Kapitel des Buches der Sprüche. Genau gesagt, es ist der entscheidende Vers. Vers achtzehn. Josef Jitzhok probierte Folgendes aus. Wir zählen an der Zeile entlang und markieren den fünften Buchstaben.« Der Finger des Rabbiners verharrte auf dem Zeichen. »Dann den siebenten von hier aus.« Er blieb wieder stehen. »Dann den sechsten danach, und dann den achten. »Sehen Sie? Fünf – sieben – sechs – acht. Und das tun wir bis zum Ende der Zeile. Hier ist der fünfte Buchstabe ein jud. Der siebte danach ist ein chay, der sechste ein mem und der achte ebenfalls ein mem. Wenn Sie fortfahren, erhalten Sie eine ganze Reihe von Buchstaben.«
    »Die sich numerisch darstellen lassen«, vermutete Will.
    »Ganz recht. In einer Zahlenreihe. Hier, ich zeige Ihnen eine der ersten, die Josef Jitzhok herausgearbeitet hat.«
    Der Rabbi stand auf und führte Will und TC zu einer zweiten Tafel. Säuberlich mit schwarzem Marker notiert, stand hier eine lange Reihe von Ziffern. 699331, 5709718, 30.
    »Ist das eine Telefonnummer?«
    »Nein. Wir haben daran gedacht, und wir haben ein paar Kombinationen ausprobiert. Nein, es ist keine Telefonnummer. Deshalb war das Interesse des Rebbe an den neuesten technologischen Entwicklungen so wichtig.«
    TC starrte die Zahlen an, als könne sie sie mit der Kraft ihres Blicks aufknacken.
    »Es ist«, sagte der Rabbi und konnte dabei ein kleines amüsiertes Stolzlächeln nicht unterdrücken, als sei er immer noch hingerissen von so viel Brillanz, »es ist eine GPS-Nummer. Genauer gesagt, diese Zahl enthält die Längen- und Breitenkoordinaten, die eine GPS-Nummer ergeben. Die Koordinaten des Global Positioning Systems.«
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Will. »Sie meinen dieses Satellitennavigationssystem?« Das klang absurd.
    »Ganz recht. Ein System, das den Globus umspannt und vom Weltraum aus beobachtet wird. Es enthält die genauen Koordinaten für jeden Punkt auf der Erde. Der Rebbe hatte offenbar darüber gelesen. Oder vielleicht wusste er es einfach.«
    »Das soll heißen, diese fünfunddreißig Bibelverse enthalten die Koordinaten für fünfunddreißig Gerechte?«
    »Wir konnten es auch nicht glauben, Mr. Monroe. Ein Vers zeigte einen entlegenen Berghang in Montana an; den Landkarten zufolge lebt dort niemand. Aber wir beauftragten den Mann, der unser Zentrum in Seattle leitet, sich die Gegend genauer anzusehen, und er fand eine Blockhütte, in der ein einzelner Mann wohnte. Wie in unseren Märchen, Tova Chaya: ein einfacher Mann im Wald.«
    Pat Baxter, dachte Will. Die Blockhütte, die er vor ein paar Tagen selbst gesehen hatte.
    »Eine andere Zahl führte zu einer Gegend im Sudan, in der ebenfalls niemand wohnen sollte. Aber auf Satellitenfotos sahen wir, dass dort in den letzten Monaten ein Flüchtlingslager entstanden war. Ein einzelner Mann sorgte dort für Menschen, die ihr nacktes Leben gerettet hatten. Die internationalen Organisationen wussten nicht einmal genau, wer er war. Und so wurde uns klar, dass wir Recht hatten. Dass der Rebbe das alles gewusst hatte.«
    »Was ist mit dieser Zahl hier?« Will zeigte auf die Schreibtafel und tat sein Bestes, um skeptisch zu klingen. »Was hat sie ergeben?«
    »Ich zeige es Ihnen.« Der Rabbi ging ein paar Schritte weiter zu einem der jungen Männer, die vor den Computern saßen – zweifellos seine Schüler. TC und Will folgten ihm und spähten dem jungen Mann über die Schulter. Der Rabbi deutete auf die Zahl an der Tafel und gab eine geflüsterte Anweisung.
    Der Mann gab die Ziffern ein, wartete ein paar Sekunden, und ( dann erschien die Antwort auf dem Monitor.
    11 Downing Street, London, SW1 2AB, England.
    »Das war der Vers für Gavin Curtis?«
    Der Rabbi nickte.
    Will musste sich setzen, und zu gern hätte er etwas getrunken. Aber hier gab es nichts. Diese Männer benutzten Computer und arbeiteten hart, obwohl Jom Kippur war, weil Menschenleben auf dem Spiel standen. Pikuach Nefesh. Aber sie verstießen nicht gegen

Weitere Kostenlose Bücher