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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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gegen die grausamen Langobarden. Im vergangenen Jahr, auf dem Thing der Cherusker, hatte Segimer, sein Vater, sich damit gerühmt, dass seine beiden Söhne befördert worden waren. Und von Arminius hatte er erzählt, er habe mit der römischen Flotte das ferne, stürmische, unergründliche Nordmeer befahren.
    Was wollte er dort, wo die Götter wohnten?
    Noch glaubte sie an sein Wort, wenn auch nicht mehr so fest wie zu Anfang. Das Pferd, das sie von ihrem Vater als Ersatz für Furi bekommen hatte, ritt sie nur selten. Vielleicht auch nur, weil es ein widerspenstiges Tier war, das sie immer wieder abzuwerfen versuchte. Sie begann, sich damit abzufinden, dass Arminius sein Versprechen nicht einhalten würde. Vermutlich hatte er sie einfach vergessen. Er zog in der Welt umher, von einem gefährlichen Abenteuer zum anderen und begegnete unzähligen Menschen. Wie viele schöne Mädchen lernte er im großen Römischen Reiche kennen! Wie sollte er sich an eine erinnern, die noch fast ein Kind gewesen war und die er nur einmal und wenige Augenblicke gesehen hatte.
    Das Rauschen des Regens hatte sie schläfrig gemacht. Doch dann sah sie auf einmal die gegenüberliegenden Höhen vergoldet, unter einem fast klaren Himmel. Dampfender Nebel stieg aus dem Tal auf. Vor der Höhle fielen die Tropfen nur noch spärlich. Sie stand auf, legte die Felldecke ab, versteckte sie und machte sich auf den Heimweg.
    Sie stieg auf der anderen Seite des Hügels zum Wehrhof hinauf, durchschritt das Tor, das ihr die Wächter beflissen öffneten, und stapfte über den vom Regen aufgeweichten Boden durch das Gewirr der Hütten, die einen breiten Ring um das alle überragende Herrenhaus bildeten. Werkstätten, Speicher, Ställe und die einfachen Behausungen von Gefolgsleuten, Handwerkern und Knechten waren auf der Hochebene ohne ersichtlichen Plan verstreut – mit Pfosten und Flechtwerk rasch errichtet, wo gerade Platz war. Im Vorbeigehen winkte Nelda Schmieden, Gerbern, Schnitzern und Drechslern zu, die unter den strengen Blicken ihres Vaters fleißig und zum Teil nach neuen Verfahren arbeiteten. Segestes spürte bei seinen Reisen zum Rhenus eifrig Neuerungen auf, um sie zu Hause einzuführen. Er hatte die Töpferscheibe und die Drehbank mitgebracht, die bei den keltischen Stämmen jenseits des Flusses längst bekannt waren, und ließ hier in seinen Werkstätten sogar ein von den Treverern an der Mosella erfundenes Erntegerät auf Rädern nachbauen, das, von Ochsen gezogen, die Ähren von den Halmen schnitt und in einen Holzbottich fallen ließ.
    Als Nelda das Herrenhaus erreichte und eintrat, hörte sie hinter der Flechtwand, die den Wohnbereich vom Pferdestall trennte, laute Stimmen. Sie war zwar Zank und Streit gewöhnt, jeden Tag gab es das, doch dieses Gebrüll war ungewöhnlich.
    Ihr Vater, die Daumen hinter den Gürtel gehakt, stand in der Mitte des großen, verräucherten Raums und schrie auf Segithank ein, der auf seinem Schlafplatz lümmelte und sich heftig verteidigte. Ihre Mutter Male, Brun und wohl zwanzig andere gingen ihren Verrichtungen nach, lauschten dabei aber aufmerksam, ohne sich einzumischen. Nur ihr Onkel, der Vater des Segithank, der wie viele Cherusker Segimer hieß und deshalb wegen seines steifen Beines den Beinamen »der Lahme« führte, warf ab und zu ein Wort ein, wurde aber nicht angehört.
    »Du weigerst dich also!«, brüllte Segestes. »Habe ich das richtig verstanden? Du weigerst dich?«
    »So ist es, ich weigere mich!«, schrie der Rotschopf mit hoher, überkippender Stimme. »Ich ziehe nicht mit! Lieber gehe ich fort! Du kannst mich suchen – finden wirst du mich nicht!«
    »Und wie willst du leben? Als Wegelagerer? Als Räuber?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Das geht mich sehr wohl etwas an. Ich bin nicht nur dein Onkel, sondern auch dein Gefolgsherr, du Lump!«
    »Jetzt beleidigst du ihn, Segestes«, warf der Lahme ein. »Halte dich zurück!«
    »Wenn du gehst und die Gefolgschaft verlässt, bist du ein Niemand!«, fuhr Segestes fort, ohne den Einwurf zu beachten. »Ein Nichts bist du dann! Verachtet und ehrlos. Ohne Sippe, ohne Familie, ohne Heimat. Ein streunender Hund, den man irgendwann totschlagen wird.«
    »Du meinst wohl, es ist besser, man wird als römischer Krieger totgeschlagen?«
    »Es ist unsere Pflicht, wir müssen den Römern Hilfstruppen stellen. Das steht in den Verträgen. Dafür bauen sie uns Straßen und Brücken. Aber wie sollte ein Dummkopf wie du das begreifen?«
    »Ich begreife nur

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