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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Zeuge oder als Zuhörer teil. Manchmal plädierte er auch als Verteidiger. Um Nelda und Gaius noch mehr gemeinsam zu beschäftigen, kaufte er bei Händlern große Mengen Pergament und gab ihnen einen Auszug des ius gentium in Auftrag, des Gesetzbuches für die Provinzialen des Römischen Reiches, dessen wichtigste Bestimmungen er, obwohl selbst nicht des Lesens kundig, jederzeit zur Verfügung haben wollte. So saßen die beiden abends oft lange beim Schein eines Öllämpchens beieinander und Nelda schrieb nach dem Diktat des Gaius. Segestes schlich manchmal in der Nähe umher, warf einen Blick in die Hütte und empfand Genugtuung, wenn sie die Köpfe zusammensteckten oder wenn sie, eines Missverständnisses wegen, in Gelächter ausbrachen.
    Doch er täuschte sich in der Annahme, Nelda habe ihren Sinn geändert. Natürlich war ihm nicht entgangen, welche Wirkung die schroffe Behandlung der Brautwerber auf sie gehabt hatte. Als ein Bauer die Nachricht brachte, der alte Segimer sei gestorben und dazu das Gerücht ging, die schwere Kränkung habe ihm den Rest gegeben, erschrak er vor ihren anklagenden Blicken. Tagelang verschwand sie in ihrer Höhle.
    Eine unklare Hoffnung keimte in ihr. Es war das eingetreten, von dem Arminius gesprochen hatte: der Fall, der seine Rückkehr notwendig machte. Sie redete sich ein, dass der Geliebte doch noch einen Weg finden würde, sie trotz der abgewiesenen Brautwerbung zu seiner Frau zu machen.
    Aber wo war er? Mehr als ein Jahr war nun seit ihrer letzten Begegnung vergangen. Ihr Onkel Brun und andere vermuteten, dass er sich wohl in Pannonien befand, wo ein Aufstand ausgebrochen war. Es hieß, die römischen Legionen und Hilfstruppen, die ursprünglich gegen die Markomannen vorrücken sollten, seien dorthin umgelenkt worden. Rückkehrer und Verwundete berichteten von blutigen Kämpfen mit grausamen Bergbewohnern.
    Lebte Arminius noch? Warum suchte und fand er nicht eine Möglichkeit, ihr eine Botschaft zu schicken? Warum kam er nicht und entführte sie?
    Auch Ramis konnte darauf keine Antwort geben. Sie war selbst in Sorge um Segithank, der in weiter Ferne für die Römer Krieg führen musste. Wenn die Freundinnen an den langen Abenden Flachs spannen, weinten sie gemeinsam. Doch sprachen sie sich auch immer wieder Mut zu.
    Eines Tages, es war bereits Spätherbst, stand ein einzelner Krieger auf dem Hof. Alles lief zusammen, umringte ihn. Grinsend posierte er im leuchtenden Rot seiner römischen Uniform, im Glanz seiner Waffen und genoss die bewundernden Blicke. Als Ramis zu ihm lief und ihm um den Hals fallen wollte, schob er sie verächtlich beiseite. Dann ließ er sich einen Becher mit Bier bringen, zeigte die Narben von Verwundungen und berichtete stolz von seinen Kriegsabenteuern.
    Segithank war aus dem pannonischen Krieg zurückgekehrt.
    Auch Nelda drängte sich zu ihm. Was sie hörte, entlockte ihr einen Jubelschrei. Er war mit Arminius zurückgekehrt. Der habe nach dem Tod des Vaters seinen Abschied beantragt und erhalten. Für seine Tapferkeit vor dem Feind seien ihm das Bürgerrecht und sogar die Würde eines römischen Ritters verliehen worden. Auch eine kleine Gefolgschaft habe er sich aus der Truppe, die er befehligt hatte, auswählen dürfen. Er gehöre dazu, sagte Segithank stolz.
    Nelda lachte und weinte abwechselnd. Es gab wieder Hoffnung.
    Er war zurück! Er konnte die Werbung wiederholen. Er selbst konnte kommen und in eigener Sache sprechen. Würde ihr Vater nicht nachgeben müssen, wenn der so Ausgezeichnete jetzt selbst käme? Würde er wagen, einen so hoch Geehrten, einen römischen Ritter, ebenso kalt wie dessen schwachen, greisen Vater abzuweisen?
    Doch der Herbst Verging und es wurde Winter.
    Arminius kam nicht.
    Täglich stapfte Nelda durch den tiefen Schnee, der den Hügel mit dem Wehrhof bedeckte, um von dem einzigen Aussichtspunkt, einer schmalen Felsenplattform, hinunter ins Tal zu blicken – immer in der Hoffnung, der Ersehnte werde dort aus dem Walde auftauchen. Sie erwog alle möglichen Gründe für sein Fernbleiben, verwarf sie wieder und bedachte sie aufs Neue. Sie konnte nicht glauben, dass er nach der Abweisung seiner Werbung die feindselige Gesinnung seines Onkels Inguiomer teilte. Er hatte ihr doch so leidenschaftlich versichert, er werde sich von der Haltung ihres Vaters nicht beeindrucken lassen. Warum schickte er nicht einmal eine geheime Botschaft, damit sie sicher sein konnte, dass er sie noch liebte? Ihre wirren Vermutungen führten immer

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