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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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kann auch vorteilhaft sein. Ich höre gerade, dass die drei Brandstifter gefasst sind. Weit sind sie wohl nicht gekommen?«
    »Sie. sind in sicherem Gewahrsam«, erwiderte Segestes. »Es scheint, ihr kennt euch noch nicht? Das ist mein junger Freund Gaius Sempronius, der bei uns – im Auftrag des Statthalters – das römische Recht einführt. Und das ist der berühmte Arminius, unser Schlachtenheld. Du hast sicher von ihm gehört.«
    »Wie sollte ich nicht!«, rief der junge Römer. »Wem ist dein Name nicht vertraut? Es ist eine hohe Ehre für mich, dich kennen zu lernen.«
    Er steckte Arminius die Hand hin, der sie nahm und kräftig drückte.
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Ein Jurist? Sehr gut. Es ist zu begrüßen, dass ihr nun mutiger werdet, nicht nur zu Besuch kommt und sogar bei uns überwintert. Zeit wird es, endlich Ernst zu machen. Sonst wird Germanien nie eine römische Provinz.«
    »Sei unbesorgt, wir sind auf gutem Wege«, sagte Gaius Sempronius, »und haben hier die tüchtigsten Helfer.« Er winkte grüßend in das Rauchgewölk hinein, hinter dem Nelda zögernd die Hand hob und dankte.
    »Gaius Sempronius und meine Tochter wirken ausgezeichnet zusammen«, bemerkte Segestes. »Er erarbeitet ein Gesetzbuch für uns, sie hilft ihm dabei.«
    »Sie kennt sich im römischen Recht schon fast so gut aus wie ich selbst«, sagte der junge Mann mit freundlicher Übertreibung. »Sie könnte auf dem Forum plädieren.«
    »Vorausgesetzt, dass du sie mit nach Rom nimmst!«, sagte Segestes und entblößte lachend seine langen, bräunlichen Zähne.
    Gaius Sempronius lächelte zustimmend.
    »Nun, dann wollen wir die Rechtskundigen ihren Pflichten überlassen«, bemerkte Arminius. »Ich vermute, du bist gekommen, um die Brandstifter zu verhören. Im Cheruskerland wird jetzt viel gezündelt, hört man. Dem muss Einhalt geboten werden. Ich hoffe, dass der Statthalter damit Erfolg hat.«
    Er wandte sich ab und ging, gefolgt von Segestes, hinaus.
    Nelda sah ihnen nach. Arminius hat mich nicht einmal gegrüßt, dachte sie. Gaius winkte mir zu und spätestens in dem Augenblick muss er mich doch bemerkt haben. Ist er denn nicht meinetwegen gekommen?
    Als er plötzlich an der Seite ihres Vaters in der Halle erschienen war, hatte sie sich vor Schreck in den Finger gestochen. Dass er ein ernstes Anliegen hatte, war ihm anzusehen. Nichts erinnerte mehr an die frühere jungenhafte Heiterkeit. Seine Züge wirkten so hart und streng, dass man den Eindruck haben musste, es ginge um mehr als nur eine Heirat. Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke: War er etwa gekommen, um ihren Vater herauszufordern? Kündigte er ihm Blutfehde an? Es hieß, sein Vater Segimer sei an den Folgen der kränkenden Behandlung durch Segestes gestorben. Und die Zurückweisung des Heiratsantrags konnte von einem adelsstolzen, mit Heldenruhm bedeckten Mann wie Arminius als tödliche Beleidigung aufgefasst werden. Er diente nicht mehr im römischen Heer, er war frei und unabhängig in seinen Entschlüssen. Nelda hatte zwar nicht seine ganze Unterredung mit ihrem Vater und Sempronius, doch seine letzte Bemerkung gehört. Im Cheruskerland werde jetzt viel gezündelt… Damit konnte er ironisch angezeigt haben, was er selbst zu tun beabsichtigte.
    Es hielt sie nicht mehr in ihrem schummrigen Winkel. Sie musste erfahren, was zwischen Arminius und ihrem Vater vorging, notfalls schlichtend eingreifen. Gaius Sempronius trat ihr entgegen, bat sie, an der Befragung der drei in Ketten gelegten Brandstifter teilzunehmen und Notizen für die Gerichtsverhandlung zu machen. Sie schob ihn beiseite und ließ ihn stehen. Zwar war sie sich bewusst, ungerecht zu sein, doch sie verübelte ihm, dass er ausgerechnet in dem Augenblick auftauchen musste, als Arminius im Hause war, und dass er ihr in seiner Gegenwart so vertraulich zugewinkt hatte.
    Im Mittelgang zwischen dem Wohn- und dem Stallbereich blieb sie abwartend hinter der Trennwand stehen und lauschte. Sie hörte die Stimmen der beiden Männer, doch die Entfernung war zu groß, um zu verstehen, was sie sprachen. Das Gespräch war ruhig, flackerte aber ab und zu kurz auf. Offensichtlich bemühten sich beide, zornige Ausbrüche zu vermeiden. Nelda beugte sich zur Seite und warf einen Blick in den Stallbereich. Einige Knechte und Mägde gingen ihren Verrichtungen nach. Die beiden Männer hatten einen leeren Verschlag, den letzten in der Reihe, für ihre Unterredung gewählt. Nelda ergriff einen Striegel und trat in den

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