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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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wieder zu einem Schluss: Er musste glauben, sie schon verloren zu haben. Es konnte ihm ja nicht entgehen, womit ihr Vater sich schon überall brüstete: dass er bald einen künftigen Konsul zum Schwiegersohn haben werde. Arminius hatte sicherlich erfahren, dass Gaius Sempronius auf dem Herrenhof wohnte und dass sie täglich mit dem Römer zusammen war. Es konnte nicht anders sein: Er hatte sie aufgegeben.
    So entschloss sie sich, den ersten Schritt zu tun. Sie trug Segithank eine Botschaft auf. Der Rotschopf ließ sich immer mal wieder blicken, angeblich um seinen Vater, den lahmen Segimer, zu besuchen. Tatsächlich aber besuchte er Ramis, von der er sich keineswegs, wie es am Tag seiner Rückkehr schien, losgesagt hatte. Er drängte sogar Segestes, als Muntwalt seiner Nichte die Einwilligung zur Heirat zu geben.
    Nelda nahm Segithank beiseite und bat ihn, Arminius auszurichten, dass nichts entschieden und dass alles, was ihr Vater verbreite und was man über sie rede, nicht wahr sei. Segithank fühlte sich als Geheimbote wichtig und erfüllte seinen Auftrag gewissenhaft. Schon nach wenigen Tagen kam er trotz dichten Schneetreibens zurück, brachte jedoch eine enttäuschende Antwort: Arminius lasse sie grüßen. Sie möge standhaft sein und Geduld haben.
    Standhaft – wogegen? Geduld – wie lange?
    Von Ramis, die sich nun als Braut fühlte und so fröhlich und geschwätzig wie nie war, erfuhr Nelda noch seltsame Dinge über Arminius, die Segithank der Freundin anvertraut hatte.
    »Sein Hof soll halb verfallen sein, aber er kümmert sich nicht darum. Meistens ist er gar nicht zu Hause. Er reist im Cheruskerland umher und bei den Nachbarstämmen, den Chatten, den Marsern und den Brukterern. Bei ihm sind nur wenige Vertraute. Segithank gehört nicht dazu und das ärgert ihn. Weißt du, was er vermutet? Als Truppenwerber hat Arminius dort überall Mädchen kennen gelernt. Damals musste er immer gleich fort, aber jetzt hat er Zeit und besucht sie. Er ist ja auch mehr ein Römer als ein Cherusker, der nach der alten Sitte lebt. Da nimmt er es wohl mit der Treue nicht so genau. Vielleicht tust du besser daran, nicht mehr zu grübeln und zu weinen. Vergiss ihn lieber…«

 
9
     
    Anfang Februar, bei klirrender Kälte, erschien Arminius dann aber doch auf dem tief verschneiten Wehrhof.
    Mit seinen Begleitern musste er so lange am Tor warten, bis Segestes irgendwo hinter Haufen zusammengekehrten Schnees gefunden war und befehlen konnte, dass man ihn einließ. Der Herr des Hofes begrüßte ihn mit förmlicher Würde und führte ihn in die Wohnhalle. Arminius warf seinen Pelz ab, trat an das gerade frisch entfachte, prasselnde Herdfeuer, das in der Mitte brannte, und streckte die Hände vor, um sich aufzuwärmen. In dem großen, von Rauch erfüllten Raum waren etwa vierzig Menschen versammelt. Männer und Jünglinge fertigten Waffen und Werkzeuge, Frauen und Mädchen drehten die Spindel, töpferten Kochgefäße, zerkleinerten Korn in der Reibemühle. Alte Männer würfelten, eine Kranke stöhnte und hustete. Dazwischen tummelten sich Kinder, Hunde und Hühner.
    Bei seinem Eintritt hatte Arminius nur kurz einen Blick in die Runde geworfen und die Hand zum Gruß erhoben. Er hatte Nelda nicht bemerkt, die, in eine Decke gehüllt, wie gewöhnlich auf ihrem Schlafplatz saß und mit klammen Fingern einen Kittel ihres Vaters flickte. Durch den Rauchschleier sah sie sein Gesicht, das ihr ernster und härter erschien als früher. Eine lange Narbe, wohl von einem Schwerthieb, zog sich quer über die Stirn. Zum ersten Mal sah sie ihn nicht in römischer Uniform, sondern in der einfachen Kleidung der Landleute. Allerdings trug er das Römerschwert, den Gladius, am Gürtel, seine Begleiter waren mit Schwertern und Framen bewaffnet.
    »Ich muss dich sprechen, Segestes«, sagte Arminius, »in einer dringenden Angelegenheit. Die Sache duldet keinen Aufschub.«
    »Versteht sich«, erwiderte Segestes mit einem argwöhnischen Lächeln. »Sonst wärst du wohl nicht durch Eis und Schnee hier heraufgekommen.«
    »Es wäre besser, unter vier Augen zu reden.«
    »Das lässt sich machen. Gehen wir zu den Pferden hinüber. Die haben zwar lange Ohren, doch sie belauschen uns nicht.«
    Die beiden wandten sich dem Mittelgang zu, als von dort plötzlich Gaius Sempronius eintrat. Sein hübsches Gesicht war gerötet, er klopfte den Schnee von seinem Umhang.
    »Dass eure Götter euch einen so harten Winter zumuten«, sagte er fröhlich. »Aber hoher Schnee

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