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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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erhielt. Sie war selbst gerade schwanger und brachte etwas später ihre jüngere Tochter zur Welt. Ich blieb als Kinderfrau im Hause, mein Vater – als freier Mann – verließ uns dann bald. Sie wollte mich auch behalten, als wir Gefangenen ihnen nach Rom folgen mussten. Ich wäre gern bei ihr geblieben.«
    »Aber der böse Tiberius schickte sie mit Germanicus in den Orient, wo er ihn dann ermorden ließ«, bemerkte Terentius kichernd. »Jedenfalls behauptet sie das. Angeblich war der Caesar eifersüchtig auf seine Erfolge. Nun… so warst du auf einmal herrenlos und es verschlug dich hierher, zu meiner unaussprechlichen Überraschung und Freude, wie ich gestehen muss. Die schöne, stolze Germanin, Gemahlin eines berühmten Heerführers… meine Helferin bei der Verwaltung des Gutes. Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Für dich war es natürlich ein tiefer Abstieg…«
    »Nur was den Stand betrifft, nicht die Tätigkeit«, sagte Nelda lächelnd. »In meiner Heimat hab ich ja ebenfalls auf dem Lande gelebt. Im Grunde hatte ich auch damit Glück. Was konnte ich schon erhoffen… als Gefangene? Zuerst wollte man mich in Rom behalten, im Hause des Drusus…«
    »Oh, das ist ein lustiges Haus«, warf Terentius lachend ein. »Der Sohn des Caesar ist nach dem Caesar selbst der größte Trinker im Römischen Reich. Das wäre sehr unterhaltsam geworden.«
    »Daran lag mir wahrhaftig nicht. Ich war deshalb froh, als der Senator die Verantwortung dafür übernahm, dass ich nicht fliehen würde, und mich hierher brachte. Und ihr passt ja auch gut auf uns auf, hab ich recht… du und die Knechte am Tor und an der Mauer…«
    Sie warf Terentius einen spöttischen Blick zu. Er war keineswegs verlegen.
    »Wir tun unsere Pflicht. Was willst du? Es geht ja nicht nur um dich. Wenn wir nicht wachsam sind und uns zu viele davonlaufen, müssen wir selbst auf die Felder und in die Weinberge. Beklagst du dich?«
    »Nein«, sagte sie. »Mir geht es viel besser als der da zum Beispiel…«
    Sie beobachtete, wie Ramis, gebeugt und hinkend, einen großen Kübel mit Essen für die Feldarbeiter aus der Gesindeküche herausschleppte und auf einen Karren wuchtete. Dabei schimpfte sie in ihrem gebrochenen Latein mit einer anderen Küchensklavin, die wütend zurückkeifte.
    »Die Ärmste«, sagte Nelda. »Krank und hinfällig ist sie. Und doch ein Jahr jünger als ich. Als kleine Mädchen haben wir schon miteinander gespielt. Hätte ich nur nicht darum gebeten, sie mit mir hierher zu bringen. Es war Selbstsucht, ich wollte eine Verwandte und Freundin in der Nähe haben. In der Stadt hätte sie vielleicht eine Stelle bei einer begüterten Dame erhalten, als Zofe…«
    »Ich weiß nicht«, meinte Terentius, »ob es ihr besser bekommen wäre, wenn so ein launisches Weib sie mit Nadelstichen gepiesackt hätte.«
    »Aber siehst du denn nicht, dass die Arbeit zu schwer für sie ist? Hast du nicht eine andere für sie?«
    »Welche denn? Die Küche ist schon das Leichteste…«
    Der Maulesel setzte sich mit dem Karren in Bewegung und die beiden Frauen folgten ihm, immer noch einander beschimpfend. Ein größerer, von einem Pferd gezogener Wagen, auf dem Körbe und Käfige mit Hühnern, Gänsen und Enten übereinander gestapelt waren, überholte sie und fast wäre es zu einem Zusammenstoß gekommen. Nun fielen die beiden mit schrillen Tönen über den Kutscher her.
    Nelda stand rasch auf.
    »Die Liste! Er weiß doch sonst gar nicht, wo er das alles abliefern soll!«
    »Schon gut, schon gut, setz dich nur wieder«, beruhigte sie Terentius. »Er weiß Bescheid. Alles, die gesamte Ladung, wird in dasselbe Haus gebracht, zu Apicius. Der alte Schlemmer hat morgen vierhundert Gäste. Er hat sich ausbedungen, dass er so früh wie möglich beliefert wird, damit seine sechzig Köche die ganze Nacht arbeiten können. Armes Volk, sie tun mir leid. Was ist los?«, schrie er und sprang ebenfalls auf. »Warum haltet ihr Weiber ihn auf? Und warum ist das Tor noch geschlossen? Wo sind die Kerle? Würfeln sie oder halten sie wieder ein Schläfchen? Brauchen die erst ein paar auf die Fußsohlen? Muss ich vielleicht noch selber… Ach, sieh mal an«, unterbrach er sich plötzlich. »Sieh mal an… Wir bekommen Besuch.«
    Auf der Straße, die sich von einem der Hügel herabschlängelte, näherte sich ein leichtes Fuhrwerk, ein offener Wagen, mit zwei Pferden bespannt.
    »Gaius Sempronius ist es, natürlich!«, fuhr der Verwalter fort. »Unser junger Herr! Zwei Prozesse

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