Die Gerüchteköchin
aber sie blieb standhaft. Nie wieder würde sie zurückweichen.
»Komm mit«, sagte Helena im Befehlston, und Maddie folgte ihr auf dem Weg zur Garage.
Helena entriegelte das Tor und schaltete das Licht ein.
»Oh, nein«, entfuhr es Maddie.
In der Garage stapelten sich Poster, Plakate und Buttons, auf denen zu lesen stand: »Brent Faraday für das Bürgermeisteramt«. Maddie spürte Mitleid in sich aufsteigen, mit Brent und auch mit seinen Eltern.
»Er wollte das nicht«, sagte Maddie. »Ich weiß, dass ihr es nur gut meintet, aber -«
»Natürlich wollte er es«, sagte Helena. »Du warst diejenige, die sich dagegen wehrte. Du warst diejenige, die sagte, sie wolle nicht die Frau eines Bürgermeisters sein. Das habe ich auf eurer Weihnachtsfeier gehört.«
»Es war mir egal«, erwiderte Maddie, noch immer überwältigt davon, überall Brents Namen schwarz auf weiß gedruckt zu lesen. »Klar, die Frau des Bürgermeisters zu sein, wäre bestimmt eine tolle Sache gewesen. Ich wusste nur, dass er die Vorstellung hasste, deshalb wollte ich ihm den Druck nehmen. Er wollte es wirklich nicht.«
»Er wäre ein großartiger Bürgermeister gewesen«, meinte Helena in dem gleichen ehrfürchtigen Tonfall, in dem die meisten gesagt hätten: »Er wäre ein großartiger Präsident gewesen.«
»Helena -«
»Und du hättest ihn in keinster Weise unterstützt«, schnitt Helena ihr das Wort ab. »Wenn er Trost bei anderen Frauen suchte, ist das einzig und allein deine Schuld. Du warst nicht für ihn da.«
»Oh, mein Gott«, stieß Maddie hervor. »Natürlich war ich für ihn da. Ich war immer für jeden da. Er wollte schlicht und einfach nicht Bürgermeister werden.«
»Er wollte Bürgermeister werden. Er hatte bereits die Formulare ausgefüllt und alles Notwendige erledigt. Das letzte, was noch fehlte, war der Bericht zur Offenlegung seiner Finanzen, dann hätten wir seinen Namen auf den Stimmzetteln lesen können. Es war deine Schuld, und nun ist er tot, während du hier herumläufst -«
»Mein Gewissen für die letzten beiden Wochen ist so rein wie eine frisch gewaschene weiße Weste.«
»- und ich will, dass die ganze Stadt erfährt, was du getan hast.« Helena spie die beiden letzten Worte geradezu mit boshafter Genugtuung aus.
»Nun, schön für dich«, meinte Maddie und spürte die Wut unaufhaltsam in sich hochsteigen angesichts der naiven Begriffsstutzigkeit ihrer Schwiegermutter. »Aber du kennst meine Mutter, und sie hat der Stadt auch so einiges mitzuteilen. Ich werde jedoch nicht zulassen, dass Em zwischen euch gerät. Helena, er wollte die Stadt verlassen. Seinen Anteil an der Firma hatte er bereits verkauft. Er hatte Tickets nach Rio. Er wollte mit Em fliehen, weil er Gelder unterschlagen hatte und ihr ihn dazu triebt, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Möchtest du wirklich, dass das herauskommt? Meinst du nicht, dass das unweigerlich passieren wird, wenn du weiterhin in der Gerüchteküche herumrührst?«
»Man sollte nicht über ihn reden«, zischte Helena bebend vor Zorn, »sondern über dich. Alle halten dich für eine so liebenswerte Person. Sie sollten die Wahrheit erfahren.«
»Das werden sie«, sagte Maddie. »Sie werden mich ganz neu kennenlernen. Aber mit dieser Sache werde ich mich nicht abfinden. Hör auf, Verleumdungen über mich zu verbreiten und meine Mutter zu verärgern, bevor sie der ganzen Welt von Brent erzählt.«
»Niemand wird ihr glauben«, meinte Helena, hörte sich jedoch zum ersten Mal während ihrer Unterhaltung ein wenig verunsichert an.
»Hör einfach auf damit«, wiederholte Maddie. »Hör einfach auf damit, bevor Em herausfindet, was Brent war.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Helena, schaltete jedoch das Licht aus, ohne weiter zu insistieren, so dass Maddie zufrieden war.
Armer Brent , dachte sie, als sie wieder im Wagen saß. Helena zur Mutter und Norman zum Vater zu haben. Er wäre trotz allem Bürgermeister geworden. Kein Wunder, dass Südamerika so verlockend gewesen war.
Vor allem mit einem Bericht zur Offenlegung seiner Finanzen in Aussicht. Wenn es etwas gegeben hatte, auf dessen Enthüllung Brent nicht scharf gewesen war, waren das seine Finanzen, obwohl er den größten Teil des Geldes, das er abgezweigt hatte, irgendwo anders versteckt haben musste als auf ihren Konten oder in dem Golfsack. Sie hatte keine Ahnung, wo, und sie fragte sich, wie er das angestellt haben mochte. Er konnte das wirklich nicht alleine durchgezogen haben. Er musste
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