Die Gerüchteköchin
Angst bekommen.«
»Ich weiß.« Maddie drückte sie fester. »Es sieht fürchterlich aus. Ich habe mich selbst erschrocken, als ich es gesehen habe, aber es ist nicht das erste Mal. Weißt du noch, als ich mich in dem Fitnessclub angemeldet habe und zu schwere Gewichte gestemmt habe, so dass die Blutgefäße in meinem Auge geplatzt sind?«
Em hörte auf zu weinen. »Ja.« Sie schniefte. »Das hatte ich vergessen. Aber da war nicht dein ganzes Gesicht so dick.«
»Aber nur, weil mir das Gewicht nicht auf das Gesicht gefallen ist«, antwortete Maddie geistesgegenwärtig.
Em sah sie stirnrunzelnd an. »Und jetzt ist dir ein Gewicht aufs Gesicht gefallen?«
»Genau. Eines von Daddys im Keller. Ich hatte ein paar Gläser Wein getrunken, und da ist es mir aus der Hand gerutscht. Nicht sehr intelligent, stimmt‘s?«
Em sah nicht so aus, als kaufe sie ihr diese Geschichte ab, aber wenigstens hatte sie aufgehört zu weinen.
»Ich kam mir so dumm vor«, schmückte Maddie ihren Bericht weiter aus. »Ich wusste nicht einmal, dass es so schlimm war, bevor ihr herkamt und ich in den Spiegel schaute.«
Em entzog sich ihrer Umarmung, glitt auf die Füße und meinte plötzlich sachlich: »Du musst zum Arzt gehen.« Sie wischte mit dem Handrücken die letzten Tränen weg. »Vielleicht hast du einen Schädelbruch. Oder eine Gehirnerschütterung.«
»Vielleicht später«, sagte Maddie, erleichtert, dass die unmittelbare Krise überstanden war. Irgendwann würde Em sich an die Möbel in der Diele und den Senderausfall erinnern, aber in Kürze würde ihr ein härterer Schlag versetzt werden, nämlich die Scheidung ihrer Eltern. Danach würden kaputte Möbel ihr geringstes Problem sein.
Bevor sie aufräumen oder Treva anrufen konnte, klingelte das Telefon.
»Maddie, Schatz, hier ist Mama.«
Maddie sank an den Küchentisch zurück und versuchte, wohlauf zu klingen. »Hi, Mom.«
»Ich habe eben schon einmal angerufen, aber es war besetzt.«
»Ich habe den Hörer ausgehängt, weil ich ausschlafen wollte.«
»Nun gut. Wie geht es diesem netten Sturgis-Jungen?«
»Was?« Ihre Mutter konnte unmöglich schon etwas gehört haben, es sei denn, Bailey »Ich habe Gloria Meyer bei Revco getroffen. Sie sagte, du hättest gestern Abend stundenlang mit ihm im Garten gesessen und Orangensaft und Wodka getrunken.«
Maddie schloss die Augen. Adlerauge Gloria hatte sogar den Wodka erkannt. Sie musste ein Fernglas benutzt haben. »Es geht ihm gut, Mom.«
»Wie verdient er seinen Lebensunterhalt?«
»Das weiß ich nicht. Warum?«
»Nur so eine Frage. Warum hat er dich besucht?«
»Er wollte zu Brent.« Das war ihr in all der Aufregung völlig entgangen: Was hatte C.L. von Brent gewollt? Vielleicht war es nur ein Vorwand gewesen, um sie zu sehen.
Wenn ja, gut für C.L.
»Will er hier ein Haus bauen?«
Maddie seufzte. »Ich habe keine Ahnung, Mutter. Ich denke nicht. Vermutlich ist er einfach nur zu Besuch. Er sagte, er würde eine Woche hierbleiben. Er wohnt bei seinem Onkel Henry. Er ist geschieden. Kinder hat er nicht. Er lebt in Columbus. Er fährt ein rotes Mustang-Cabrio. Das war‘s. Mehr weiß ich nicht.«
»Ist ja schon gut, Maddie. Ich habe mich lediglich gefragt, wie der Mann seinen Lebensunterhalt verdient.«
»Ich werde es herausfinden.«
»Es ist nicht wichtig, Liebes. Den Streuner haben sie übrigens immer noch nicht erwischt.«
»Ich bin sicher, dass Henry sich darum kümmert. Mach dir keine Sorgen.«
»Weißt du, was ich gerade dachte? Gloria Meyer lässt sich doch scheiden. Wenn der Sturgis-Junge in der Stadt bleibt, könntest du sie ja vielleicht miteinander bekannt machen.«
Das funktioniert nie. Er mag Sex. »Sicher.«
»Gloria ist völlig außer sich.«
»Warum?« fragte Maddie artig.
»Weil jemand Wilbur Carter erzählt hat, sie hätte sich einen Scheidungsanwalt aus Lima genommen - was in der Tat das einzig Sinnvolle wäre, was sie tun könnte -, und Wilbur hat sich fürchterlich aufgeregt, weil er der Cousin ihrer Mutter ist und zur Familie gehört und so.«
Es war die reine Hölle. »Woher weißt du das alles?«
»Weil Wilbur Gloria zufällig auf der Main Street getroffen hat, direkt vor der Bank, genau in dem Moment, als Margaret Erlenmeyer aus dem Revco kam. Er fragte sie danach, also blieb Margaret stehen und gab vor, sich die Schaufensterauslagen anzusehen. Aber Gloria hat es abgestritten, demnach kümmert er sich noch immer um ihre Scheidung.«
»Interessant«, sagte Maddie und versuchte,
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