Die Gerüchteköchin
froh, dass er mich geschlagen hat. Das war der Tiefpunkt. Jetzt kann ich ihn niemals zurücknehmen. Nicht für Em, nicht für meine Mutter; für niemanden mehr.
Zwischen den Donnern draußen hörte sie ihn im Erdgeschoss herumlaufen, und nach einiger Zeit hörte sie ihn sprechen. Sie setzte sich aufs Bett und hob vorsichtig den Hörer des Telefons im Schlafzimmer ab, aber alles, was sie belauschte, waren Brents alkoholgeschwängerte Worte: »Ich kann immer noch nicht glauben, dass hier irgendein verdammter Streuner unterwegs ist, aber ich bringe sie dir. Aber das war‘s dann. Damit ist es vorbei.« Eine Frauenstimme antwortete: »Gut«, bevor Brent den Hörer auf die Gabel knallte und Maddie hörte, wie das Telefon in der Diele auf den Boden fiel. Noch eine gute Viertelstunde lief er unten umher, während sie mit hämmernden Kopfschmerzen auf der Bettkante saß, doch dann hörte sie das Klingeln seiner Schlüssel, als er zur Haustür hinausging. Sie sank rückwärts auf das Bett.
Vor Schmerz und Erschöpfung und Angst und Verwirrung und wegen ihrer kaputten Ehe begann sie zu weinen und presste immer wieder die Fäuste gegen den Kopf. So müde sie auch war, sie konnte jetzt nicht schlafen. All die Dinge, um die sie sich kümmern musste - Em und Kristies Baby und ihre Mutter und den Hund und die Scheidung und Treva und ihren Wagen und sogar die Mikrowelle -, alles wirbelte in ihrem Kopf zusammen mit dem Schmerz und den Tränen durcheinander, während der Sturm draußen immer stärker wurde und sie das Gefühl hatte, wegen all dem verrückt zu werden. Mit einem Mal wünschte sie sich, dass C.L. sie in die Arme schließen und dafür sorgen würde, dass Brent sich ihr nicht mehr näherte und alles wieder in Ordnung kam.
Es war beinahe vier Uhr morgens, bevor der Sturm sich legte und sie in Schlaf fiel. Erst in diesem Moment, am Rande des Unbewussten, wurde ihr klar, dass es nicht nur die Schläge gewesen waren, die alles für sie beendet hatten, obwohl das allein ausgereicht hätte. Es war der Grund, der dahintersteckte. Er hatte nicht befürchtet, dass sie ihn betrog; er hatte Angst davor, dass sie ihm nachschnüffelte, dass sie das miese kleine Spiel herausfand, das er trieb, und dass in der ganzen Stadt bekannt würde, was für ein Mistkerl er war. »Ich muss einfach nur wissen, was du weißt«, hatte er gesagt, und sie konnte seine nackte Angst aus diesen Worten hören, dass er vielleicht nicht länger der tolle Brent Faraday war.
Wenigstens habe ich keine Angst , redete sie sich selbst ein.
Wenigstens bin ich dazu bereit, die zu sein, die ich wirklich bin. Ihre Gedanken schweiften ab zu ihrer Mutter, zu der ganzen Stadt und zu Bailey, der alles brühwarm erzählen würde, und das war schlecht. Aber schließlich war sie zu müde, um weiter nachzudenken, und fiel in Schlaf.
Jemand rief ihren Namen, und Maddie richtete sich zu plötzlich auf. Sie verspürte einen hämmernden Stich in ihrer Schläfe und fühlte sich von dem Schmerz wie geblendet. Auf diese Art aufzuwachen, muss aufhören , dachte sie. Was habe ich letzte Nacht gemacht? Ihre Erinnerung kehrte zurück.
Wieder hörte sie ihren Namen. Treva. Treva war unten mit den Mädchen. Sie zog die Kommode von der Tür weg und stolperte die Stufen hinunter. Treva, Mel und Em standen in der Diele und starrten sie erschrocken und sprachlos an.
»Was gibt‘s denn?« fragte Maddie.
»Wir haben versucht, dich anzurufen«, meinte Em kleinlaut und sah furchtbar verängstigt aus, »aber es war ständig besetzt.« Sie blickte zu Boden. »Ich glaube, ich weiß, warum.«
Maddie drehte sich um. Zwei Stühle und der Dielentisch lagen umgekippt auf dem Boden, ein Stuhlbein war zerbrochen, gegen das Brent vermutlich auf seiner Verfolgungsjagd nach ihr getreten hatte. Das Telefon, das normalerweise auf dem Tisch stand, lag auf dem Fußboden, und der Hörer beklagte sich in nasaler Monotonie.
Em ging an ihrer Mutter vorbei und legte den Hörer auf. Es begann zu klingeln, und sie hob ab und sagte: »Einen Moment bitte.« Sie wandte sich zu ihrer Mutter. »Für dich.«
»Em, mein Schatz«, hob Maddie an, in dem verzweifelten Versuch, eine Erklärung zu finden, um diesen Ausdruck aus den Augen ihrer Tochter wegzuwischen. »Hör mir zu. Ich habe gestern Abend ein bisschen viel getrunken und bin auf dem Weg ins Bett über ein paar Möbel gestolpert. Dabei habe ich mir den Kopf gestoßen.« Das Hämmern in ihrem Kopf wurde noch stärker; sie musste furchtbar aussehen. »Tut mir
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