Die Gerüchteköchin
was?«
C.L. grinste zurück. »Mein Onkel. Ich schwöre dir, er kann Gedanken lesen.«
»Das würde mir gar nicht gefallen.« Em dachte an einige Dinge, die sie zu verbergen hatte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie ihrer Mutter nicht glaubte.
»Mir auch nicht«, sagte C.L., »aber ich habe gelernt, damit zu leben. Hey, Phoebe, beweg deinen Hintern nach hier zurück.« Als der Welpe wieder auf sie zutrottete, fügte er hinzu: »Wir könnten eine Kette gebrauchen, um Phoebe daran im Garten festzumachen.«
Em nickte. »Und einen Napf und etwas zu essen und ein Halsband und eine Leine.« Sie stand auf. »Ich hole ein Blatt Papier für die Liste.«
»Ich habe Welpenfutter mitgebracht«, antwortete C.L. »Und für den Rest brauchst du kein Papier. Setz dich, ich bringe dir einen Trick bei.«
Em setzte sich. Tricks hörten sich gut an.
»Er nennt sich das Gedächtnisbild«, erzählte er ihr, während Phoebe sich wieder zwischen sie bohrte und auf Ems Schoss zurücksprang.
»Mein Onkel hat mir das beigebracht. Also gut, an wie viele Dinge müssen wir denken?«
In Gedanken zählte Em sie durch. »An vier. Nein, an fünf, wir brauchen auch Hundekekse.«
»Okay, jetzt mach die Augen zu.« Sie tat, wie ihr geheißen. »Und jetzt stell dir Phoebe vor, mit einem Halsband, einer Leine daran und - was war da noch?«
»Eine Kette«, sagte Em immer noch mit geschlossenen Augen, »die an der Leine befestigt ist.«
»Du hast es kapiert, Kleine«, lobte C.L. »Clever. Und was noch?«
»Sie frisst Hundekekse aus dem Napf«, setzte Em das Bild weiter zusammen.
»Denk ganz genau nach.« C.L.‘s Stimme neben ihr klang nett, nicht drängend oder laut, sondern irgendwie entspannt. »Hast du‘s?«
In Ems Gedanken aß Phoebe braune Kekse aus einem roten Napf, trug ein blaues Halsband, an dem eine hellgrüne Leine eingehakt war, an der eine dicke, schwere silbrige Kette hing »Die Kette ist zu dick«, sagte sie zu C.L. und kam sich dumm vor, weil sie es doch selbst war, die sie sich vorgestellt hatte.
»Dann mach sie dünner«, sagte er, ohne dass seine Stimme vermuten ließ, er könne sie für dumm halten. »Du hast sie dir dick vorgestellt, weil dir die Idee nicht gefällt, dass Phoebe angekettet ist. Aber wir werden den Zaun bald bauen, damit wir keine Kette mehr brauchen. Sie soll Phoebe nur schützen, bis wir die Zaunlücke geschlossen haben.«
Die Kette schrumpfte auf eine vernünftige Größe, und Em wusste, dass sie fragen sollte, warum er den Zaun bauen würde und nicht ihr Vater, aber Phoebes Nase fühlte sich kalt und nass in ihrer Hand an, und sie hatte ein Gedächtnisbild von all den Dingen, die sie brauchte, und außerdem einen neuen Trick, den sie Mel zeigen konnte, ganz zu schweigen von all den Informationen, die sie bereits mit einer gut gezielten Frage bekommen hatte. Sie musste nicht weiterfragen. In-die-Zange-nehmen war nicht ihr Ding, auch wenn sie offenbar ziemlich gut darin war.
»Okay«, sagte sie. »Ich hab‘s. Und vielleicht ein Ball und eine Frisbee-Scheibe.«
»Wo sind sie?«
»Die weiße Frisbee-Scheibe liegt unter dem Napf, und der dunkelrote Ball auf Phoebes Kopf.« Em kicherte bei der Vorstellung. »Das sind sieben Sachen, richtig?«
»Richtig. Und ich wette, du wirst keine davon vergessen.«
Ich vergesse gar nichts, wollte Em sagen, tätschelte jedoch statt dessen Phoebes Kopf und beschwor das Bild wieder herauf. Das lenkte sie ab von dem Gesicht ihrer Mutter und dem Erpresser und der Frage, warum C.L. den Zaun fertigstellen wollte und nicht ihr Dad.
»Was hältst du davon, wenn wir Phoebe mit auf die Farm meines Onkels nehmen?« fragte C.L., und Em versteifte sich erneut ein wenig, weil er sich zum ersten Mal gezwungen locker anhörte. »Okay«, sagte er wieder mit normaler Stimme.
»Hier ist die Geschichte. Ich glaube, dass deine Mom jemanden braucht, der eine Weile auf sie aufpasst, und meine Tante Anna passt besser auf Menschen auf als jeder andere, den ich kenne. Außerdem könnte Phoebe auf der Farm toll spielen. Vielleicht können wir beide angeln gehen. Weißt du, so eine Art Kurzurlaub. Was meinst du?«
Ich denke, dass du und Mom das schon beschlossen habt, dachte Em, warum kümmert es dich also, was ich meine? Aber sie sagte nur: »In Ordnung.«
Maddie beobachtete, wie C.L. Em für die Fahrt zur Farm auf den Beifahrersitz setzte, während er Maddie riet, sich als Schutz vor dem Wind auf dem Rücksitz in einen Schal zu hüllen. Während der ganzen Fahrt unterhielt er
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