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Die Gesänge Des Eisplaneten

Die Gesänge Des Eisplaneten

Titel: Die Gesänge Des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
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sich, während sie schlief oder halb vor sich hindöste.
    Und dann erwachte sie plötzlich aus dem Traum mit Sean, ohne zu wissen, wieso oder wann es geschehen war, und fühlte sich wieder warm. Sie roch frischere Luft und merkte, wie ihre Hand etwas Kühles, Hartes berührte; und als sich sie erhob, stellte sie fest, daß es der vormals kochendheiße Schlamm war.
    Torkel schlief noch, und Giancarlo stöhnte fiebrig. Yana setzte sich auf und legte beide Handflächen auf den Boden. Das Gefühl war nicht unangenehm. Es war noch etwas Wärme da, ansonsten aber war das Erdreich hart. Sie stand auf und überprüfte weitere Stellen, preßte die Finger in die Asche. Die Schicht gab zwar mit einem leisen Zischen nach, doch schon drei bis vier Zentimeter unter der Kruste war alles fest.
    Die Luft war tatsächlich sauberer. Hier in der Höhe konnte sie den Unterschied deutlich spüren. Ein kräftiger Wind trieb die Asche von ihnen fort hinüber nach Norden und Osten. Torkel setzte sich auf und blinzelte mit wimpernlosen Augen. Yana rieb sich vorsichtig die Arme und vermied es dabei, die Brandblasen zu berühren. Sie war froh über die freie Sicht, über die Möglichkeit, sich wieder in Marsch zu setzen, wenn sie doch nur wüßten, wohin sie gehen sollten. Dann öffnete sie das verbliebene Rationspäckchen, teilte es in zwei annähernd gleiche Hälften, um ihm schließlich die Wahl zu überlassen.
    »Wir werden Giancarlo schleppen müssen«, sagte sie zu Torkel, nachdem sie ihre karge Mahlzeit beendet hatten.
    »Der hält uns nur auf«, erwiderte Torkel.
    »Wollen Sie ihn etwa hier liegenlassen?« fragte sie. Der Gedanke, unmittelbar für den Tod eines anderen verantwortlich sein zu sollen, behagte ihr nicht.
    Andererseits: Sollte sie doch für einen Tod verantwortlich sein, hätte sie auch nicht allzuviel dagegen, wenn es sich dabei um Giancarlo handelte.

    Torkel musterte den liegenden Oberst, dann beugte er sich achselzuckend zu ihm hinunter und zerrte ihn an den Armen hoch.
    Yana half ihm, den bewußtlosen Mann abzustützen.
    »Dann sollten wir ihn besser irgendwo hinbringen, wo ein Hubschrauber landen kann«, schlug Yana vor.
    Doch Torkel schüttelte stur den Kopf. »Mein Vater kann immer noch hier draußen sein.«
    »Sie können doch später noch einmal wiederkommen«, beharrte sie.
    In diesem Augenblick trug ihnen ein heftiger Windstoß einen Raben entgegen. Der Vogel schoß so tief herab, daß er mit den Flügel Yanas Haar streifte.
    Zweifellos war sein Schrei nur ein ganz gewöhnliches heiseres Krächzen, doch für Yana schien er »‘ana, ‘ana,« zu sagen, vielleicht auch »Sean, Sean.« Dann flog er abrupt einen Bogen und kehrte auf demselben Weg zurück, den er gekommen war. Plötzlich erinnerte sie sich an Seans Traumbotschaft.
    »Also gut, Sie haben gewonnen,« sagte sie zu Torkel. »Aber wir wechseln uns dabei ab, den Drecksack zu schleppen, und Sie haben die erste Schicht.«
    Yana war erfreut, als sich schließlich herausstellte, daß der Rabe bei seinem Flug nach Westen die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
    Trotzdem waren sie und Torkel völlig erschöpft davon, Giancarlos schweren Körper über den Boden zu zerren, als Yana das erste Glitzern offenen Gewässers erblickte. Erst jetzt wurde ihr klar, wie durstig sie eigentlich war. Als sie etwas näher herangekommen war, stellte Yana fest, daß es sich bei dem Gewässer um einen kleinen Fluß handelte. Sie hatte erwartet, daß das Wasser milchig von Asche und Schlamm sein würde, tatsächlich war es aber so klar, daß sie sogar die Steine am Boden entdecken konnte. Irgendwie war dieser ganze Flecken dem Wüten des Vulkans entgangen. An der Stelle, wo der Strom im Hügel verschwand, konnte sie eine tiefe, höhlenähnliche Öffnung erkennen, in die ihr Rabenführer nun hineinschlüpfte, während sie ihm nachblickte.

    Aus der Verwehung der Asche schloß Bunny, daß der Wind schon einige Zeit aus Westen geweht haben mußte, möglicherweise sogar die ganzen zweieinhalb Tage, die sie bisher gebraucht hatten. Nanook legte sich manchmal sogar schon auf den Boden, und wenn die Menschen darüberschritten, spürten sie nur eine ganz erträgliche Wärme durch die Stiefelsohlen. Auf jeden Fall war er nicht heiß genug, um ihren Schneeschuhen etwas anzuhaben.
    Beharrlich marschierten sie von einer Seite auf den qualmenden Kegel zu. Der Rauch wurde vom Wind nach Osten vor ihnen weggetrieben. Aus dieser sicheren Entfernung sah der Vulkan überhaupt nicht so gefährlich

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