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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Schneidersitz vor mir. Er wirkte müde, während die Sonne am wolkenlosen, in Purpur und Gold getauchten Abendhimmel versank. Er hatte die Hosenbeine bis zum Knie hochgekrempelt, und seine nackten Füße baumelten durch eine Lücke ins Wasser unter uns. Er beobachtete mich mit dunklen, ernsten Augen. Meine zornigen Gefühle galten ihm, was mich nicht überraschte, da ich offenbar seine Gefangene war.
    Rochen stiegen um uns auf, als flögen sie dicht unter der Wasseroberfläche dahin. Einer erhob sich sogar ganz aus dem Wasser und landete mit einem unbeholfenen Platschen. Ich zog die Schulter an, um mir das Salzwasser vom Gesicht zu wischen, und der Wind flaute ab.
    Der Traum veränderte sich.
    Das schaukelnde Floß wich dem schwankenden Schritt eines Pferdes. Ich saß vor Jeck, mit roten, geschwollenen Handgelenken. Sein Arm in dem schwarzen Stoff seiner Uniform war um mich geschlungen, hielt mich gefangen und hinderte mich daran fortzulaufen. Das Salzwasser in meinem Gesicht war zu Tränen geworden, die mir beständig über die Wangen liefen. Kummer, Bitterkeit und das Gefühl, verraten worden zu sein, hatten meinen Zorn verdrängt. Wieder war ich Jecks Gefangene, doch diesmal war meine Wut Selbstvorwürfen gewichen. Ich verabscheute das Mitleid, das mich durchströmte. Jeck schwieg, doch ich spürte die Anspannung von Traurigkeit und ungesagten Worten in ihm. Das Pferd unter uns stolperte. Ich griff nach seinem Arm, um nicht herunterzufallen, und der kalte Wald, durch den wir ritten, verschwand.
    Wieder forderte eine Bewegung meinen Gleichgewichtssinn heraus, doch diesmal war es das lange, langsame Auf und Ab eines Schiffes auf hoher See. Zum ersten Mal fühlte ich mich wohl bei dieser Bewegung, ich stand breitbeinig da, ohne mich an etwas festzuhalten, beschirmte die Augen mit der Hand und starrte zum Horizont, schmerzlich grell in der Sonne. Der Wind drückte gegen mich, Ungeduld quälte mich. Es war meine Schuld. Ich hätte es besser wissen müssen. Kavenlow würde mich zu Recht für dumm und unfähig halten.
    Ich roch brennendes Holz, und Harz, den Gestank von Männern und starken Tee. In der freien Hand hielt ich einen Becher, und mein Gesicht wurde eiskalt, als ich auf diese Hand hinabstarrte. Das war nicht meine Hand. Die Finger waren zu muskulös, die Fingerknöchel zu kräftig, die Hand mit feinen, dunklen Härchen bedeckt. Das Deck war weiter weg, als es sein sollte; ich war zu groß. Fremde Stiefel, ungeheuer groß, stecken an meinen Füßen. Ich trug teures schwarzes Leder und Leinen: eine Misdever Uniform.
    »Was meint Ihr, welchen Kurs die Bastarde genommen haben, Hauptmann?«, fragte eine vertraute Stimme, und mein Herz begann zu rasen. Das war Kapitän Borlett, dessen raue Stimme vor Wut leicht gepresst klang. Ich blickte ihn nicht an, denn ich fürchtete mich davor, was ich sehen würde. Ich deutete auf die Insel der Piraten, und Panik durchfuhr mich, als ich Jecks schmucke Uniform an dem Arm erkannte, der nicht meiner war. Bin ich tot? Bin ich ein Geist, der zurückgeschickt wurde, um Jeck zu uns zu führen, damit meine Seele Frieden findet?
    Bei allem, was heilig ist!, spürte ich es auf einmal in meinen Gedanken, und der Geruch von Jecks Lederwams streifte meine Sinne. Tess? Du lebst?
    Ich zuckte zusammen, als ich jemand anderen in meinen Gedanken meinen Namen sagen hörte. Ich bin in Jeck. Himmel hilf, ich bin in Jecks Geist!
    Jeck fuhr zusammen und verschüttete seinen Tee. Er drückte Kapitän Borlett den Becher in die Hand und stapfte zur Achterluke. Ich spürte das glatte Holz an Jecks Hand, und in der schwarzen Finsternis unter Deck war ich nach dem grellen Sonnenschein vorübergehend blind.
    Ein plötzlicher, sehr wirklicher Schmerz riss mich aus meinem Traum. Ich biss die Zähne zusammen und hörte ein schwaches, qualvolles Stöhnen. Mein Herz raste, und meine Muskeln verkrampften sich so stark, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    »Nicht, Tess«, drängte Duncans Stimme sich dazwischen, real und beharrlich und erfüllt von mitfühlendem Bedauern. »Du lebst«, flüsterte er. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass es wehtut, aber ich muss den Verband lockern – nur für einen Augenblick –, sonst verlierst du womöglich den Arm.«
    Es war dieser überwältigende Schmerz gewesen, der mich aus meinem Traum gerissen hatte. Ich suchte nach dem Nichts der Bewusstlosigkeit, konnte es aber nicht mehr erreichen. Ich hörte meinen rasselnden, scheußlich klingenden Atem, öffnete die

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