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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Sehnsucht anging – ich griff verzweifelt nach einem scheinbaren Strohhalm, weil meine Welt in Stücke brach. Duncan hätte mich genauso im Arm gehalten, und ich hätte es ihm erlaubt. Aber Duncan ist nicht hier, widersprachen meine eigenen Gedanken.
    Ich erschauerte und weigerte mich, Zuflucht in Jecks Wärme zu suchen. Jy trottete stetig voran in den dunkler werdenden Wald, und Jeck schlang die Arme nicht wieder um mich.
    Das würde ein langer Abend werden, bis ich endlich wieder aufwachte.
     

 
    10
     
    Schreibt einfach hin, was ich gesagt habe, befahl Kapitän Rylan und riss mich aus meinem unruhigen, schmerzgeplagten Schlaf. Widerstrebend verließ ich meinen bewusstlosen Zustand. Er war meine einzige Zuflucht vor der pochenden Qual, zu der mein rechter Arm geworden war. Die Schulter spürte ich nicht, aber mein unverletzter Arm und die ganze rechte Seite fühlten sich an wie von pulsierenden Feuerzungen versengt. Jeck hatte meine Heilung beschleunigt, und ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie ich mich erst fühlen würde, wenn er das nicht getan hätte. Ich lebe.
    »Wenn ich niederschreibe, was Ihr gesagt habt, wird er nicht glauben, dass dieser Brief von mir kommt«, herrschte Contessa ihn an. »Euer Satzbau ist der einer Gossenkröte.«
    »Elendes Weibsbild«, knurrte er. Ich hörte Glöckchen klimpern, gefolgt vom erschrockenen Japsen einer Frauenstimme. Ich hätte mich gern aufgesetzt, konnte mich aber nicht rühren. Ich war nicht einmal sicher, ob ich da einen weiteren Traum hörte oder meine albtraumhafte Wirklichkeit.
    »Nur zu«, höhnte Contessa streitlustig, und es gelang mir, ein Auge einen Spaltbreit zu öffnen. Ich entdeckte eine zerknüllte Decke und dahinter den Sand, hell in der Sonne. Es hörte sich so an, als sei Contessa irgendwo hinter mir. Ich konnte mir das Blitzen in ihren Augen und ihr gerecktes Kinn, das mich so an unsere Mutter erinnerte, lebhaft vorstellen. »Schlagt mich«, drohte sie, »und Ihr bekommt Euren Brief nicht vor morgen, nachdem ich aufgehört habe zu weinen.«
    Es war offensichtlich, dass ihr Temperament Tränen im Augenblick unmöglich machte, doch ihre Drohung war ernst zu nehmen. Sie hatte bereits bewiesen, wie leicht sie in Hysterie verfiel, ob echt oder vorgetäuscht, und dass sie diesen Zustand stundenlang durchhalten konnte. Nun wurde mir bewusst, dass ihr Fischweib-Temperament ihr viel Kraft verlieh. Alex, dachte ich, muss es besser gehen.
    Ich bewegte den Kopf und ertrug die Schmerzen, die durch meinen Nacken schossen, um das Lager aus einer ein Zoll höheren Warte zu betrachten. Ich lag unter freiem Himmel, mit einer Wolldecke bedeckt, und die Sonne, die durch das Blätterdach fiel, zeichnete tanzende Muster auf den schattig-kühlen Sand. Es musste später Nachmittag sein, und die Seevögel schwiegen. Mich herumzudrehen, um Contessa sehen zu können, versuchte ich gar nicht erst. Ich hatte nicht gewusst, dass es möglich war, so schreckliche Schmerzen zu leiden und immer noch am Leben zu sein. Als Kavenlow meine Widerstandskraft gegen das Gift aufgebaut hatte, hatte ich wenigstens nur Nadelstiche ertragen müssen, keine Reißzähne.
    Kapitän Rylan schnaubte derb. Ich hörte das Rascheln von Seide und stellte mir vor, dass er sie losgelassen hatte und zurückgetreten war. »Schreibt einfach, dass Ihr einen Wagen voller Geld und Gewürze wollt. Und freies Geleit für den Wägen und meinen Mann hinaus aus der Stadt. Es ist mir gleich, wie Ihr das hinschreibt. Aber wenn meinem Mann irgendetwas geschieht, schicke euch Eurem Kanzler und dem Admiral nur eure Köpfe zurück.«
    Mein Magen war ein einziges Loch aus Hunger, meine Lippen aufgesprungen. In der Nähe stand eine flache Schüssel mit Wasser, und die schwache Bewegung winziger Fliegen an ihrem Rand zog meinen Blick dorthin. Mehrere Insekten trieben auf der Oberfläche und wurden von ihren Flügeln wie von kleinen Segeln übers Wasser geschoben, während sie versuchten, sich zu befreien. Anscheinend hatte es den Seeleuten doch einen gewissen Respekt vor mir eingeflößt, dass ich den Punta überlebt hatte. Die Piraten würden mich nicht verdursten lassen.
    Meine Zunge schabte trocken über meinen Gaumen. Ich wollte dieses Wasser, mitsamt den Fliegen darin. Mein gesunder Arm war unter mir in den Sand gepresst. Mich auf den Bauch zu rollen, das konnte ich von meinem Körper nicht verlangen.
    Ich hielt den Atem an, wappnete mich gegen die zu erwartenden Schmerzen und versuchte vorsichtig, die Finger meiner

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