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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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üblich, auf eine dreijährige Wanderschaft. In Bremen wird er Mitglied der dortigen SPD und tritt in die Redaktion einer sozialdemokratischen Parteizeitung ein. Sein großes Organisations- und Redetalent wird rasch sichtbar. Er übernimmt das Amt des Schatzmeisters und sitzt ab 1913 als Abgeordneter im Reichstag. Nach dem Tod von August Bebel wird er zusammen mit Hugo Haase Parteivorsitzender und 1916 Chef der Reichstagsfraktion.
    Ebert, der zwei Söhne im Krieg verloren hat, ist ein konservativer Sozialdemokrat. Als er 1918 in das Zentrum der deutschen Politik rückt, lehnt er alle radikalen und revolutionären Strömungen ab. Geschmeidig und mit einigen Täuschungsmanövern gelingt es ihm die Mehrheit der Gemäßigten geschickt zu nutzen und so die Revolution in reformerische Bahnen zu lenken. Ebert erkennt, dass die neue Republik nicht ohne die wilhelminische Beamtenschaft und die alte Behördenstruktur überleben kann. Er setzt auch, und das wird sich als ein gefährlicher Schritt erweisen, auf die Hilfe der kaiserlichen Militärführung. Um Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten, schließt er mit ihr ein Bündnis. Zum Reichswehrminister ernennt Ebert den Sozialdemokraten Gustav Noske. Die Einsätze der Freikorps, die mit der Zustimmung Eberts von Noske zur Niederschlagung revolutionärer Unruhen angeordnet werden, vertiefen die Spaltung der Arbeiterbewegung und führen langfristig zu starken Vertrauensverlusten innerhalb der sozialdemokratischen Wählerschaft.
    Im Februar 1919 wird Ebert erster Reichspräsident der Republik. Mit Hilfe der in der Verfassung vorgesehenen »Notverordnungen« greift er energisch in |201| die Regierungspolitik ein. Ein Sattlergeselle als Reichspräsident, dazu noch ein Sozialdemokrat. Das ist für die konservativen Kräfte im Land kaum erträglich. Die Rechte verfolgt ihn mit Hetzkampagnen und das Bürgertum schaut spöttisch auf den »Emporkömmling«, der an die Stelle des Kaisers getreten ist. Eine Zeitung bringt ein Bild des Präsidenten, das ihn in einer Badehose zeigt. Es soll ihn lächerlich machen, was auch gelingt. Und die Presse lässt nicht locker. Ein Magdeburger Gericht verhandelt 1924 den Vorwurf eines Redakteurs, Ebert habe durch seine Teilnahme am Munitionsarbeiterstreik im Januar 1918 Landesverrat begangen. Die Richter halten das für juristisch zulässig. Der Prozess trifft Ebert tief. Wenig später stirbt er an einer verschleppten Blinddarmentzündung. Sie haben ihn im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode gehetzt.

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Deutschland probt den Aufstand
    Während der »Novemberrevolution« bilden sich allerorts Soldaten- und Arbeiterräte. Sie übernehmen in den Rathäusern und Kasernen, in den Fabriken und Handelsbetrieben die Macht. Jedenfalls glauben sie das. Zunächst geht es dabei durchaus friedlich zu. Die alten Chefs streifen sich rote Binden über den Arm und nehmen neben den immer schon soliden und zuverlässigen Mitarbeitern Platz, die als Arbeiterräte nun freundlich abnicken, was ihnen als notwendig präsentiert wird. Die Offiziere in Uniform erleben peinliche Augenblicke, wenn ihnen auf der Straße rote Fahnen schwingende Revoluzzer begegnen, die ihnen die Offiziersstreifen abreißen und den Degen wegnehmen. Die Anwendung körperlicher Gewalt bleibt vorläufig die Ausnahme.
    In Berlin versammeln sich die Delegierten der Soldaten- und Arbeiterräte aus ganz Deutschland, um über die politische Zukunft des Landes zu entscheiden. Hier muss auch der Rat der Volksbeauftragten seine Beschlüsse rechtfertigen, dem die alten Mächte die Regierungsgewalt übergeben haben. Er besteht aus fünf Mitgliedern. Drei stellen die Mehrheitssozialdemokraten und zwei die USPD. Die große Mehrheit der Räteversammlung und die Mitglieder der MSPD wollen in Deutschland ein parlamentarisches Regierungssystem einführen. Die radikale Linke und große Teile der USPD fordern dagegen eine Räterepublik. Ihr Vorbild sind die Sowjets, die Arbeiterräte, die gerade in Russland die Macht an sich reißen. In Deutschland bleibt die extreme Linke eine politisch hoffnungslose |202| Minderheit, die aber durch Massendemonstrationen und radikale Parolen viel Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
    So steht in Bayern der USPD-Mann Kurt Eisner an der Spitze der Revolution. Er wird im November 1918 Ministerpräsident, lehnt aber die Errichtung einer Räterepublik ab. Bei den ersten freien Wahlen erleidet er eine eindeutige Niederlage. Auf dem Weg zum Landtag, wo er seinen Rücktritt

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