Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
richtig an.
Er klingelte an der Tür. Die Tür war dick wie ein Banktresor und mit allerhand Metallbeschlägen versehen. Auf der anderen Seite spähte jemand durch den Spion. Diverse Schlösser sprangen auf, die Tür öffnete sich, und vor ihm stand ein Türsteher von der gleichen Statur wie Zeb, nur schwarz. Kahlrasierter Kopf, dunkler Anzug, Sonnenbrille. »Ja?«
»Wie ich höre, habt ihr hier n paar ölige Mädchen im Angebot«, sagte Zeb. »Gut geschmierte Mädels.«
Der Typ starrte ihn hinter seiner Sonnenbrille an. »Was ist los?«, fragte er. Und Zeb wiederholte den Satz. »Ölige Mädchen«, sagte der Typ und ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen. »Gut geschmiert.« Seine Mundwinkel zogen sich hoch. »Alles klar. Rein.« Er warf einen Kontrollblick auf die Straße, bevor er die Tür zuzog. Erneutes Klicken der Türschlösser. »Du willst zu ihr «, sagte er.
Es ging einen mit lila Teppichboden ausgelegten Flur hinunter. Dann Treppe hoch: der Duft einer Lustfabrik nach Feierabend, irgendwie traurig. Dieser Bumsschuppenduft, der falsche Lüsternheit, Einsamkeit, Liebe gegen Bares suggerierte.
Der Typ sprach in sein Mikro, das offenbar sehr klein war, denn Zeb konnte es nicht sehen. Vielleicht steckte es in einem Zahn: Solche wurden hier und da schon verwendet, wobei, wenn man das Ding bei einer Schlägerei verschluckte, lief man dann nicht Gefahr, am Ende aus dem Arsch zu quatschen? Eine Innentür mit der Aufschrift BÜRO , eine grün schimmernde, zwinkernde Schlange mit dem Motto: »Wir sind flexibel«.
»Rein«, wiederholte der große Typ – eher kleines Vokabular, der Mann – und Zeb ging rein.
Der Raum war ausgestattet mit Videobildschirmen und einigen teuren, fetten Polstermöbeln, die ein gedämpftes Statement abgaben, und einer Minibar. Sehnsüchtig beäugte Zeb die Bar – ein Bier wär toll, von dem ganzen Gerenne hatte er Durst gekriegt, aber es war nicht der richtige Moment.
Zwei Personen waren in dem Raum, jeweils tief in einem Sessel versunken. Eine war Katrina Wow. Sie trug kein Schlangenkostüm: nur ein Riesensweatshirt mit der Aufschrift Bitch #3, eine enge schwarze Jeans und silberne Stilettos, die eine Stelzentänzerin hätten alt aussehen lassen. Sie lächelte Zeb an, das gleiche Bühnenlächeln, mit dem sie auch zischen konnte. »Lang ist’s her«, sagte sie.
»So lange auch wieder nicht«, sagte Zeb. »Du siehst noch genauso aus wie damals: leichtes Mädchen, schwer zu vergessen.«
Sie lächelte. Zeb musste zugeben, dass er ihr gern an die Schuppenunterwäsche gegangen wäre – diese jungenhafte Sehnsucht war keineswegs abgeklungen –, aber an solcherlei Ziele war im Augenblick nicht zu denken, denn die andere Person im Raum war Adam. Er trug ein bescheuertes kaftanartiges Teil, das aussah, als wäre es von spastischen Lumpensammlern für ein Theaterstück über Leprakranke zusammengenäht worden.
»Fuck«, sagte Zeb. »Hast du irgendeinem Kobold sein Nachthemd geklaut?« Am besten die Verblüffung nicht anmerken lassen: Sonst würde er Adam einen Vorteil verschaffen, den er nicht verdient hatte, zumindest im Moment nicht.
»Dein T-Shirt, sehr geschmackvoll«, sagte Adam. »Steht dir. Nettes Motto, kleiner Bruder.«
»Werden wir hier abgehört?«, fragte Zeb. Noch so ein Kleiner-Bruder-Spruch, und er würde Adam eins aufs Maul geben. Nein, würde er nicht. Er würde es niemals über sich bringen: Dazu war Adam viel zu ätherisch.
»Natürlich«, sagte Katrina Wow. »Aber wir haben freundlicherweise alles ausgeschaltet.«
»Das soll ich glauben?«
»Ja, hat sie wirklich«, sagte Adam. »Überleg doch mal. Sie will auf keinen Fall Spuren von uns in ihrem Laden. Sie tut uns einen großen Gefallen. Danke«, sagt er zu Katrina. »Wir fassen uns kurz.« Sie stakste aus dem Raum, warf einen Blick über ihre Schulter zurück und schenkte beiden ein Lächeln: aber diesmal kein zischendes. Offensichtlich war sie auf Adam scharf, Kaftan hin oder her. »Nachher gibt’s was zu essen, wenn ihr mögt«, sagte sie. »Bei den Mädchen in der Kaffeeküche. Ich muss mich umziehen, die Show fängt gleich an.«
Adam wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Du hast es geschafft«, sagte er. »Gut.«
»Dir brauch ich ja wohl nicht zu danken«, sagte Zeb. »In diesen beschissenen braunen Hosen hätte ich gelyncht werden können.« In Wirklichkeit freute er sich sehr, dass Adam noch am Leben war, aber er hatte nicht vor, es ihm auf die Nase zu binden. »In
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