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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Nähe sein«, sagt Toby. »Sie haben ihn hierhergetragen.«
    »Hab schon gehört«, sagt Rebecca. »Tamaraw hat mich aufgeklärt. Sie sollten wieder verschwinden – zurück in ihr – was auch immer.«
    »Sie sagen, sie müssten ihn beschnurren«, sagt Toby. »Also, Jimmy.«
    »Wie bitte? Ihn was?«, fragt Rebecca mit leisem Schnauben. »Gehört das auch zu ihren komischen Brunftritualen?«
    Toby seufzt. »Ist schwer zu erklären«, sagt sie. »Muss man gesehen haben.«

Hängematte
    Nach dem Frühstück geht Toby los, um nach Jimmy zu sehen. Sie findet ihn zwischen zwei Bäumen in einer improvisierten Hängematte aus Klebeband und Seilen. Seine Beine stecken unter einer Kinderbettdecke, die bedruckt ist mit geigenden Katzen, lachenden Hündchen, Tellern mit Gesichtern, die sich mit grinsenden Löffeln an den Händen halten, und Kühen mit Glocken um den Hals, die über Monde springen und lüstern auf ihre Euter schauen. Genau das Richtige, wenn man ohnehin schon halluziniert, denkt Toby.
    Drei Craker – zwei Frauen und ein Mann – sitzen auf Stühlen neben Jimmys Hängematte, die möglicherweise mal zu dem Esstisch gehört haben: dunkles Holz mit retro-lyraförmigen Lehnen und braun-gelb gestreiften Satinpolstern. Die Craker wirken auf diesen Stühlen fehl am Platz, aber auch ziemlich zufrieden mit sich, als täten sie etwas Verwegenes. Sie glänzen am ganzen Leib wie goldschimmerndes Elastan; riesige rosa Kudzumotten umflattern ihre Köpfe wie lebende Heiligenscheine.
    Wie übernatürlich schön sie sind, denkt Toby. Anders als wir. Wir müssen ihnen doch wie Untermenschen vorkommen, mit unseren schlackernden Hautfalten, den alternden Gesichtern, den verzerrten Körpern, zu dünn, zu dick, zu haarig, zu knubbelig. Vollkommenheit fordert ihren Preis, aber die Unvollkommenen sind es, die ihn zahlen.
    Jeder Craker hat Jimmy eine Hand aufgelegt. Sie schnurren; während Toby auf sie zugeht, wird das Summen lauter.
    »Sei gegrüßt, o Toby«, sagt die größere der beiden Frauen. Woher kennen sie ihren Namen? Sie müssen gestern Abend doch genauer zugehört haben. Und wie soll sie reagieren? Wie heißen sie, oder ist es unhöflich, danach zu fragen?
    »Seid gegrüßt«, sagt sie. »Wie geht es Schneemensch-Jimmy heute?«
    »Er kommt wieder zu Kräften, o Toby«, sagt die kleinere der beiden Frauen. Die anderen lächeln.
    Jimmy sieht tatsächlich schon besser aus. Seine Haut ist rosa, er fühlt sich kühler an und er schläft tief und fest. Sie haben ihn zurechtgemacht: ihm die Haare gekämmt, den Bart gesäubert. Auf seinem Kopf trägt er eine zerschlissene rote Baseballmütze, an seinem Handgelenk eine zeigerlose Uhr. Eine Sonnenbrille mit nur einem Glas sitzt schief auf seiner Nase.
    »Vielleicht würde er sich ohne diese Dinge etwas wohler fühlen«, sagt Toby und deutet auf Mütze und Sonnenbrille.
    »Er muss diese Dinge haben«, sagt der Mann. »Das sind die Dinge des Schneemensch-Jimmy.«
    »Er braucht sie«, sagt die kleinere Frau. »Crake sagt, er muss sie haben. Schau, hiermit hört er, was Crake zu ihm sagt.« Sie hebt den Arm mit der Uhr.
    »Und hiermit sieht er Crake«, sagt der Mann und zeigt auf die Sonnenbrille. »Nur er.« Toby würde gern wissen, wozu die Mütze gut ist, aber sie fragt lieber nicht nach.
    »Warum habt ihr ihn rausgebracht?«, fragt sie.
    »Im Dunkeln hat es ihm nicht gefallen«, sagt der Mann. »Da drin.« Er nickt in Richtung Haus.
    »Schneemensch-Jimmy kann hier draußen besser reisen«, sagt die größere Frau.
    »Er reist?«, fragt Toby. »Im Schlaf?« Ist es möglich, dass sie irgendeinen Traum meinen, den Jimmy ihrer Vorstellung nach träumt?
    »Ja«, sagt der Mann. »Er reist hierher.«
    »Er läuft, manchmal schnell und manchmal langsam. Manchmal geht er langsam, weil er müde ist. Manchmal wird er von den Großen Schweinen gejagt, weil sie es nicht verstehen. Manchmal klettert er auf Bäume«, sagt die kleinere Frau.
    »Wenn er hier ankommt, wird er aufwachen«, sagt der Mann.
    »Wo war er denn, als er diese Reise antrat?«, fragt Toby vorsichtig. Sie will nicht als Ungläubige dastehen.
    »Er war im Ei«, sagt die größere Frau. »Da, wo wir waren, am Anfang. Er war bei Crake und bei Oryx. Sie kamen aus dem Himmel, um sich im Ei mit ihm zu treffen und ihm noch mehr Geschichten zu erzählen, damit er sie uns erzählen kann.«
    »Von da kommen die Geschichten«, sagt der Mann. »Aber im Ei ist es jetzt zu dunkel. Crake und Oryx können da noch sein, aber

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