Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
ein gutgenährter Plantagenbesitzer. »Unserem Starpatienten?«
»Er ist zwar nicht tot«, sagt Toby. »Aber dass er bei Bewusstsein wäre, kann man nicht behaupten.«
»Wenn er das denn jemals war«, sagt Bill. »Früher nannten wir ihn Dikkop. Das war sein MaddAddam-Name, ganz am Anfang.«
»Er war Crakes Handlanger beim Paradies-Projekt«, sagt Tamaraw. »Sobald er aufgewacht ist, wird er uns einiges erklären müssen. Bevor ich ihn zu Tode trample.«
»Ja, Dikkop. Der Name ist Programm«, sagt Manatee. »Ich glaube ja, der hatte nicht die leiseste Ahnung, was da gespielt wurde.«
»Dass er bei uns unten durch ist, liegt natürlich auf der Hand«, sagt Elfenbeinspecht. »Er hat freiwillig bei dem Projekt mitgemacht. Im Gegensatz zu uns.« Er spießt mit der Gabel einen Brocken Fleisch auf. »Werte Dame«, sagt er zu Weiße Segge, »könnten Sie mir unter Umständen sagen, um was es sich hierbei handelt?«
»Nein, das kann ich leider nicht«, sagt Weiße Segge mit ihrem britischen Akzent.
»Wir waren die Hirnsklaven«, sagt Manatee und nimmt sich mit der Gabel ein zweites Kotelett. »Die gekidnappten Topwissenschaftler, die Crakes Evolutionsmaschinen bedient haben. Der war auf dem totalen Machttrip, der hat wirklich geglaubt, er kann den perfekten Menschen schaffen. Nicht, dass er nicht trotzdem genial war.«
»Er war aber nicht allein«, sagt der schlanke Zunzuncito. »Es war ein Riesengeschäft, unterstützt von den Bio-Konzernen. Die Leute haben astronomische Summen für diese Genspleißungen hingelegt. Die haben sich ihre Kinder nach ihren Wünschen zuschneiden lassen, sich DNA bestellt wie andere ne Pizza.« Er trägt eine Gleitsichtbrille. Wenn’s keine Sehhilfen mehr gibt, denkt Toby, heißt es wirklich wieder zurück in die Steinzeit.
»Nur dass Crake besser war«, sagt Manatee. »Er hat ein paar Accessoires eingebaut, an die die anderen nicht mal gedacht haben. Der Insektenschutz: genial.«
»Und die Frauen, die nie nein sagen. Die Sache mit der hormonellen Farbcodierung, also, Hut ab«, sagt Zunzuncito.
»War mal richtig was für die Birne«, sagt Elfenbeinspecht und wendet sich Toby zu. »Wenn ich kurz elaborieren darf.« Er redet, als säßen sie in einem Graduiertenseminar, während er sein Gemüse in perfekte kleine Quadrate schneidet. »Zum Beispiel der Kaninchenmagen, und die Pavianfunktion für bestimmte chromatische Merkmale des Fortpflanzungssystems –«
»Also die Blaufärbung«, sagt Zunzuncito zu Toby.
»Ich habe an der chemischen Zusammensetzung des Urins gesessen«, sagt Tamaraw. »An dem Element zur Abschreckung von Fleischfressern. War schwierig zu testen im Paradies – wir hatten da ja keine Fleischfresser.«
»Ich habe am Kehlkopf gearbeitet. Das war komplex, sag ich euch«, sagt Manatee.
»Nur schade, dass ihr keine Stopptaste eingebaut habt«, sagt Elfenbeinspecht. »Das Gedudel geht einem ganz schön auf die Nerven.«
»Der Gesang war nicht meine Idee«, sagt Manatee beleidigt. »Wir konnten ihn nicht löschen, ohne sie in Zucchinis zu verwandeln.«
»Ich habe eine Frage«, sagt Toby. Sie drehen sich um und sehen sie überrascht an.
»Ja, meine Dame?«, sagt Elfenbeinspecht.
»Sie wollen, dass ich ihnen eine Geschichte erzähle«, sagt Toby. »Wie Crake sie geschaffen hat. Aber wer ist Crake für sie überhaupt, und was glauben sie, wie er sie geschaffen hat? Was hat man ihnen erzählt, damals im Paradies-Gebäude?«
»Sie halten Crake für irgendeine Art Gott«, sagt Crozier. »Sie wissen aber nicht, wie er aussieht.«
»Woher weißt du das?«, fragt Bill. »Du warst doch gar nicht mit uns im Paradies.«
»Weil sie’s mir erzählt haben, verflucht«, sagt Crozier. »Ich bin jetzt ihr Kumpel. Ich darf sogar mit ihnen pinkeln. Das ist echt ne große Ehre.«
»Ein Glück, dass sie Crake auch niemals kennenlernen werden«, sagt Tamaraw.
»Aber hallo«, sagt Swift-Fuchs, die gerade dazugekommen ist. »Einen Blick auf diesen Irren von einem Schöpfer, und sie würden vom nächsten Wolkenkratzer springen. Wenn es denn noch welche gäbe«, fügt sie mürrisch hinzu. Sie gähnt demonstrativ und streckt sich, indem sie die Arme hinter dem Kopf verschränkt und ihre Brüste nach vorn schiebt. Sie hat sich mit einem taubenblauen Häkelzopfband die flachsblonden Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Ihr Laken des Tages hat eine zarte Bordüre aus Gänseblümchen und Schmetterlingen, und sie hat sich einen breiten roten Gürtel um die Taille geschnallt. Dadurch bekommt
Weitere Kostenlose Bücher