Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
wäre es schwierig, ein Tier mit menschlichen Haaren zu schlachten und zu essen; vor allem mit menschlichen Haaren, die mit ihrem Glanz und ihrer Kämmbarkeit an die Shampoowerbung von damals erinnern. Jedes Mal, wenn sich eines dieser Mo’Hairschafe schüttelt, sieht man eine Fernsehschönheit vor sich: die glänzende Mähne, das kokettierende Kräuseln und Wallen. Jeden Moment, denkt Toby, könnten sie einen Spruch loslassen: Kein Glanz, keine Spannkraft … Meine Haare haben mich verrückt gemacht, bis ich … gestorben bin.
Jetzt sei nicht so negativ, Toby. Es sind doch nur Haare. Davon geht die Welt nicht unter.
Beim Kaffee diskutieren sie über Nahrungsalternativen. Sie bekommen zu wenig Proteine, finden alle. Rebecca sagt, für ein paar lebende Hühner würde sie töten; sie könnten sie in einem Hühnerhaus halten und hätten Eier; aber wo soll man Hühner finden? Auf den Dächern der baufälligen Hochhäuser unten am Strand gibt es Seevogeleier – muss ja, denn dort sind die Nistplätze –, aber wer will schon den gefährlichen Marsch durch die zunehmend überwucherte Parklandschaft antreten, in der die Painballer auf der Lauer liegen könnten, abgesehen von ein bis zwei bösartigen Schweinetrupps. Und die Treppenhäuser dieser Gebäude zu betreten, die inzwischen äußerst instabil sein dürften, wäre erst recht keine gute Idee.
Es folgt eine Debatte. Die einen weisen darauf hin, dass die Craker ständig nach Lust und Laune hin und her wandern und dabei ihre polyphonen Melodien singen. Sie besuchen ihr Heimatgebiet am Strand, eine Ansammlung hohler Zementblöcke. Um es vor wilden Tieren zu schützen, pinkeln sie ringsherum einen Kreis, von dem sie überzeugt sind, dass er von Organschweinen, Hunölfen und Luxkatzen nicht überschritten werden kann. Sie fangen dort den rituellen Fisch, um ihn Toby zu überreichen, damit sie Schneemensch-Jimmys Funktion übernimmt und ihnen Geschichten erzählt. Kein Tier habe die Craker auf ihren Märschen durch den Wald je behelligt, zumindest bisher. Und was die Painballer betrifft, die müssten inzwischen schon ziemlich weit weg sein, wenn man vom Standort ihres letzten Lebenszeichens ausgehe, dem Kadaver des vor kurzem getöteten Ferkels.
Die anderen argumentieren, dass die Craker neben ihrer gepinkelten Verteidigungslinie offenbar noch andere Mittel und Wege haben müssen, um sich auf ihrer Transitstrecke die wilden Tiere vom Leib zu halten. Vielleicht ist es ihr Gesang? Wenn ja, werde das logischerweise für normale Menschen nicht funktionieren, da sie keine Stimmbänder aus organischem Glas haben oder was immer diese synthetischen Ätherophonklänge hervorbringt. Und die Painballer könnten mit Leichtigkeit eine Runde gedreht haben, zurückgekommen sein und hinter der nächsten kudzubewachsenen Ecke lauern. Man könne nie vorsichtig genug sein, man sollte lieber auf Nummer sicher gehen, und sie könnten es sich nicht leisten, ein oder zwei Menschenleben aufs Spiel zu setzen wegen einer Handvoll Möweneier, die wahrscheinlich nur grün seien und nach Fischinnereien schmeckten.
Ein Ei ist ein Ei, sagt die Pro-Ei-Fraktion. Warum nicht ein paar Menschen mit den Crakern mitschicken? So wären die Menschen dank der Craker vor wilden Tieren geschützt und die Craker wären dank der bewaffneten MaddAddamiten vor den Painballern sicher. Die Craker mit Spraygewehren auszustatten sei sinnlos, denn es wäre unmöglich, ihnen beizubringen, mit einer Waffe zu töten. Sie seien dazu einfach nicht in der Lage, da sie ja in dem Sinne keine Menschen seien.
Nicht so schnell: Das ist noch nicht bewiesen, sagt Elfenbeinspecht. »Wenn sie sich mit uns paaren können, wäre das der Beweis. Dann wären wir ein und dieselbe Spezies. Wenn nicht, dann nicht.« Er beugt sich vor und wirft einen Blick in seine Kaffeetasse. »Ist noch was da?«, fragt er Rebecca.
»Das stimmt nur halb«, sagt Manatee. »Pferd plus Esel gleich Maultier, aber das Maultier ist unfruchtbar. Sicher wären wir erst bei der nächsten Generation.«
»Reicht nur noch bis morgen«, sagt Rebecca. »Wir müssen etwas Löwenzahn finden. Hier in der Umgebung ist alles aufgebraucht.«
»Das wäre mal ein interessantes Experiment«, sagt Elfenbeinspecht. »Zudem wir natürlich die Mitwirkung der Damen bräuchten.« Höflich neigt er den Kopf in Richtung Swift-Fuchs, die ein gewinnendes Laken mit rosa und blauen Blumensträußen trägt, die wiederum mit rosa und blauen Schleifen verbunden sind.
»Bei den
Weitere Kostenlose Bücher