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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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hinausbefördert.«
    Seine Schulter zuckt, als er sich an den Schlag erinnert. »Es hat gutgetan, ihm eine zu verpassen. Ich und Aubrey – das ist seine Tochter –, wir wurden am nächsten Tag rausgeholt.«
    »Ich wette, du hast ihr viel Leid erspart.«
    »Keine Ahnung, ob ich ihr was Gutes getan habe. Als ich gefragt habe, was mit ihr passiert ist, haben sie mir gesagt, das geht mich einen feuchten Kehricht an.«
    Er streicht mir den Pony aus dem Gesicht und küsst meine Nase. Ich kuschle mich wieder an seine Brust. Seine Arme, die mich umschlingen, sind schwer und kräftig wie der Geruch des Jack Daniel’s meines Vaters. Aber den Jack habe ich gehasst, und ich glaube, ich liebe Will.

WILL
    ICH HÄTTE IHR DAS NICHT erzählen dürfen. Das mit Aubrey. Ich will, dass sie vor rein gar nichts Angst hat, im Gegensatz zu Aubrey, die immerzu Angst hatte. Vielleicht bin ich zu spät. Vielleicht hat Zoes Dad ihre gesamten fünfzehn Jahre dafür benutzt, ihr einzubläuen, Angst zu haben. Ich werde das rückgängig machen. Ihr helfen zu lernen, wieder stark zu sein. Und mutig. Nicht dass ich ein gutes Vorbild wäre, aber wir können das zusammen lernen.
    Ich küsse sie auf die Stirn. Ich werde die Erinnerungen an den Mistkerl von einem Dad aus ihrem Gedächtnis streichen. Das verspreche ich ihr im Stillen. Meine Lippen rasten an ihrer Schläfe. Dieses Versprechen ist das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich einschlafe.
    Meine Muskeln kreischen, als ich aufwache. Ich bin zu steif, um mich zu bewegen, und Zoe liegt nicht mehr auf mir. Aber sie ist da, auf dem Vordersitz. Sie dreht sich zu mir um, als ich in ihre Richtung grunze.
    »Hallo du.«
    »Warum bist du weggegangen?«
    »Du hast versucht, dich zu bewegen. Wolltest wahrscheinlich eine bequemere Position finden. Ich war im Weg, also bin ich nach vorne geklettert.«
    Ich setze mich auf, und mein Rücken ist wütend auf mich. »Hm. Wir brauchen ein richtiges Bett.« Sie blickt eine Sekunde weg, ich bemerke die Röte, die ihr ins Gesicht schießt, und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich beuge mich zu ihrem Haar vor und wickle eine Strähne um meinen Finger. »Du kannst es aussuchen, okay?«
    »Okay.«
    Vor dem Auto recke und strecke ich mich, lasse die Gelenke einrasten und stöhne auf. Das Blut beginnt, zurück an Orte zu fließen, von denen ich nicht geahnt hatte, dass es dort fehlen könnte. Kleine Nadeln bohren sich in meine Knöchel und Waden. Ich versuche, sie abzuschütteln, aber ich kann nicht sagen, ob das hilft oder die Sache schlimmer macht.
    »Hast du da vorne geschlafen?«, frage ich, während ich den Sitz in die Position zurückbringe, die ich mag.
    »Nein. Ich war nicht sonderlich müde.«
    »Du hast einfach dagesessen?«
    »Ich habe einen Spaziergang gemacht. Ich habe über alles Mögliche nachgedacht. Habe Pläne geschmiedet und Sachen im Kopf sortiert.«
    Ich schaue zum Zündschloss, während ich den Schlüssel hineinstecke, denn alle drei Dinge klingen gefährlich und jagen mir Angst ein. Aber ich will nicht, dass sie das sieht. Sie ist ein großes Mädchen. Sie kann gut auf sich aufpassen, selbst bei Spaziergängen mitten im Nirgendwo, wo Axtmörder auf der Lauer nach naiven Mädchen liegen könnten, die allein unterwegs sind. Und Nachdenken ist gut. Aber das Pläneschmieden stört mich irgendwie. Sie ist clever genug, um ohne mich Pläne zu machen, aber das will ich nicht. Ich will ein Teil von allem sein, das sie tut.
    »Was für Pläne hast du gemacht?« Ich lasse meine Stimme ruhig und cool klingen. Ich will sie nicht erdrücken. Das wäre nicht richtig.
    »Ich habe über die Schule nachgedacht. Dass ich sie beenden muss. Kann ich das mit einem gefälschten Ausweis? Wie fülle ich Formulare aus? Meinen GED-Test werde ich wohl irgendwie schaffen … und dann College?« Sie fummelt an einem Delfin am Windspiel ihrer Mutter herum, während sie redet. »Welche Kurse muss ich belegen? Ich hab auch darüber nachgedacht, dass ich eine Menge lernen muss.« Sie hält das Windspiel hoch, was die Delfine schwimmen lässt. Das Geräusch ist super nervig. »Und dass ich neben dir auf unserer Couch sitzen und lernen will, während du Baseball anschaust. Ich will, dass du Baseball spielen lernst, Will.« Sie lässt das Windspiel sinken und sieht mich an. »Ich wette, es gibt irgendeinen Verein, in dem du spielen könntest, oder einen Sportkurs am College oder irgendetwas. Wenn du willst, könnte ich es ebenfalls lernen.«
    »Ja, das wäre cool.« Ich

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