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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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stärker werden. Lass nicht zu, dass dir Menschen so was antun. Kämpfe!«
    »Ich habe nie gelernt zu kämpfen!«
    »Dann lernst du’s eben jetzt! Reiß dich zusammen. Du musst nicht wie deine Mom sein!«
    Etwas in ihr scheint plötzlich zu platzen – sie macht dieses Geräusch, presst die Hände auf ihr Gesicht, weint, und mein Herz zerreißt in tausend Stücke. Ich bin wütend. Weil sie nicht kämpft. Weil ich meine verdammte Klappe nicht halten kann, wenn es um was Wichtiges geht, weil ich die Dinge nicht zurücknehmen kann, die sie schon gehört hat.
    »Verd… Zoe, tut mir leid. Das hab ich nicht so gemeint.«
    »Nein, ich bin wie meine Mom.«
    Ich kann nicht mehr fahren. Das Lenkrad ist zu schwer. Ich lasse los.
    »Will!«
    Als der Wagen aus der Kurve zu schleudern droht, stürzt sie sich aufs Lenkrad. Wir sausen auf die Steinwüste zu und schlittern an einem Gestrüpp vorbei, bevor sie uns wieder auf die Straße bringt. Ihr Körper liegt auf mir, und sie versucht zu lenken. Sie ist sauer oder frustriert oder irgendwas, aber ich nehme es gar nicht wahr. Alles, was ich wahrnehme, ist ihr Geruch, ihr Haar, das mich am Kinn kitzelt.
    »Lass das, Will!«
    Ich bin nicht sicher, ob sie übers Auto redet oder darüber, wie stinksauer ich auf mich selbst bin, weil ich so ein Idiot bin, aber wahrscheinlich meint sie das Auto. Ich stelle einen Fuß auf die Kupplung, den anderen auf die Bremse. Zoe lenkt uns an den Straßenrand. Wir halten an.
    Sie erstarrt, beide Hände immer noch am Lenkrad.
    »Sie ist gestorben, als ich sechs war. Willst du wissen, wie?« Ihre Stimme ist hysterisch, und ich weiß, dass ich sie beruhigen sollte, aber gleichzeitig will ich das hören. Ich muss alles wissen.
    »Die Treppe in unserem Haus ist unglaublich steil. So wie sie oft sind in alten Häusern. Steil und hart, bis ganz unten. Sie ist die Treppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Ich habe gesehen, wie sie gefallen ist. Mein Dad und ich, wir beide. Er von oben, ich von unten. Ich weiß nicht, wie lange er schon dort war, aber ich hatte mich hinter einem Sessel versteckt, während sie sich gestritten haben. Und dann ist sie gefallen. Es hat sich angehört wie … keine Ahnung.«
    Sie nimmt das Windspiel ihrer Mutter und schüttelt es. Lauscht angestrengt dem Klang von Stahl auf Stahl. Ihre Augen sind ganz glasig, als hätte sie gerade einen Schlag abbekommen.
    »Wie nichts, was ich bisher gehört habe. Ich habe den dumpfen Aufprall ihres Körpers und ihrer Gliedmaßen gehört … die alle zu verschiedenen Zeiten auf den Boden knallten … eines nach dem anderen. Oder auch zwei auf einmal. Sie hat sich das Genick auf dem Weg nach unten gebrochen. Das habe ich auch gehört. Es klang wie … ein Feuerwerkskörper. Ein weit entfernter Feuerwerkskörper. Gedämpft von ihrem Poltern und Wimmern.«
    »Vielleicht hast du dir das eingebildet, Zoe. Zu hören, wie ihr Genick bricht. Das ist nicht normal.«
    Sie dreht den Kopf zu mir, klimpert immer noch mit diesem verfluchten Windspiel. Ich reiße es ihr aus der Hand und werfe es nach hinten. Es landet mit einem hässlichen Geräusch auf dem Rücksitz.
    Zoe fährt fort: »Und als sie am unteren Treppenabsatz angekommen ist, hat sie mit den Armen und Beinen gezuckt und ins Wohnzimmer gestarrt, genau zur Haustür, als müsste sie nur noch ein kleines Stück weiter, um all dem zu entfliehen. Und da war ich. Sie hat durch mich hindurchgesehen, aber mein Dad hat mich genau angeschaut. Und er hat einen Finger in die Luft gereckt und auf mich gezeigt.« Sie hebt die Hand, nur ganz wenig, als würde sie selbst nicht merken, dass sie’s tut. »Aber er hat nichts gesagt. Kein Wort. Nichts, bis der Krankenwagen kam. Er sagte, sie wäre gefallen, und als sie fragten, ob ich auch etwas gesehen habe, konnte ich nicht sprechen. Die ganze Zeit über hat er mich angeschaut. Und geatmet … mir seinen Whiskeyatem ins Gesicht geblasen wie ein feuerspeiender Drache.«
    Sie stockt. Krümmt sich. Ihre Stimme senkt sich zu einem Flüstern. »Ich bin wie sie, Will. Er hat mit dem Finger auf mich gezeigt und mich zu ihr gemacht.«
    Ich lege die Arme um sie, will sie hochziehen, aber sie lässt sich keinen Millimeter bewegen. Und so streichle ich ihr übers Haar. Irgendwas. Irgendwas, damit ich mich nicht länger nutzlos und verloren fühle.
    »Erinnerst du dich, was du zu mir gesagt hast? Darüber, dass ich nicht wie meine Mom sein muss? Dasselbe gilt für dich. Du bist nicht sie! Du bist Zoe. Und dein

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