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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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frage – weil ich Zoes Bestätigung brauche, dass sie meiner Meinung ist –, aber es ist der einzige Weg, um herauszufinden, ob ich mir nicht selbst etwas vormache.
    »Ja, wirklich toll. Misty hat dich ganz offensichtlich sehr geliebt, tut es immer noch. Und Julie war so lustig. Wenn ich alt bin, will ich so sein wie sie.«
    »Außer dem Fluchen, oder?«
    »Stimmt. Das nicht.«
    Ich fahre zurück auf den Highway, Richtung Osten. Zoe zieht die Straßenkarte raus und liest die Freeway-Nummern vor. Ich präge sie mir ein. Über etwas anderes nachdenken tut gut. Etwas anderes, das ich mir durch den Kopf gehen lassen kann, damit ich nicht über dieses Zeug nachdenken muss – also meine Mom oder Misty, die am Telefon geweint hat, oder Julie, die genau gewusst hat, wer ich war, nur weil sie mir fest ins Gesicht gesehen hat.
    »Hast du Hunger?«
    »Julie hat uns mit einer ganzen Packung Kekse gemästet. Ich werde noch eine Weile voll sein.«
    »Eine nette Frau«, sage ich. Ich schaue lange in den Rückspiegel, lasse die Frau hinter mir, die sich nicht um mich kümmern konnte, zusammen mit denen, die es wollten, aber nicht durften. Manchmal sind die Dinge so bescheuert. Es gibt also diesen offiziellen Weg, wie man Sachen macht, obwohl das nicht der beste Weg ist, es zu tun, und niemand blickt über den Tellerrand. Niemand hat gesehen, wie viel besser es mir bei Misty und ihrer neuen Familie gegangen wäre. Stattdessen habe ich … das … bekommen.
    Und Zoe. Ich habe Zoe bekommen, also ist es in Ordnung.
    »Denkst du … denkst du, dass ich verkorkst bin? Wie Misty das über meine Mom gesagt hat?«
    Sie sagt eine Weile nichts, starrt nur aus ihrem Fenster in die Dunkelheit. Das gibt mir das Gefühl, dass, hey, dass mit mir etwas nicht stimmt. Das beunruhigt mich. Es macht mich verrückt, dass sie keinen Ton rausbringt, dass es hier noch eine Sache gibt, die alles vermasseln kann.
    Sie dreht den Kopf und beobachtet mich beim Fahren. Ich schaue nicht zu ihr, aber ich sehe sie aus den Augenwinkeln.
    »Woher soll man das wissen? Woher soll man wissen, ob deine Probleme daher rühren, dass du so bist wie deine Eltern, oder daher, dass du jahrelang behandelt wurdest wie …«
    Ich schlucke und umklammere das Lenkrad. Sie bemerkt es, glaub ich, weil sich ihre Stimme verändert. Ganz weich wird.
    »Niemand hat dich richtig behandelt. Selbst in guten Zeiten waren sie nicht das, was du verdient hast. Keine Ahnung. Vielleicht steckt da etwas von deiner Mom in dir, aber vielleicht bist du, wer du bist, weil du so sein musstest, um mit allem umzugehen. Was, wenn du in alles zu viel hineininterpretierst?« Sie legt ihre Hand auf meine, und die ist warm und soll mich beruhigen, aber mein Magen frisst sich selbst von innen heraus auf. »Vielleicht bist du überhaupt nicht dieser schlechte, dumme Mensch, für den du dich hältst. Nein, es ist kein ›Vielleicht‹. Dieser Mensch bist du nicht.«
    Ich will ihr glauben, aber mir dreht sich jetzt der Kopf, und ich bin nicht sicher, was ich denken soll. Ich hatte nie gedacht, dass etwas mit mir nicht stimmen könnte – ich meine, dass mein Gehirn nicht richtig funktioniert. Ich verstehe das nicht, und es gefällt mir ganz und gar nicht.
    »Hm, gibt es da einen Test oder irgendwas, das ich machen sollte? Um herauszufinden, ob ich nicht richtig ticke?« Ich schüttle den Kopf. »Oder können wir das alles nicht einfach vergessen? Ich glaube nicht dran, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe, nur weil das bei meiner Mom so war.«
    »Ja, wir vergessen es einfach. Und nein, du musst nicht zwangsläufig … Du bist nicht … verkorkst.«
    »Nicht, wenn du bei mir bist.«

ZOE
    WIR HALTEN ZUM TANKEN am Rand von Elko.
    »Eine weitere Tankfüllung für ein weiteres Stück Highway«, sagt Will.
    Ich steige aus, und er auch. Abwesend tätschelt er den Wagen und blickt über die Motorhaube zu mir. Er lächelt, und mein Inneres schmilzt vor Erleichterung.
    »Ist schon in Ordnung«, sagt er, kommt ums Auto herum und nimmt mich ungestüm in die Arme. »Weißt du, was auf uns wartet? Unser Leben. Ein fantastisches Leben.«
    Der Laden ist ein weiß getünchtes Schindelhaus mit ausgebleichten, abgeblätterten Bildern von Totempfählen und Adlern. Wills Camaro passt ausgezeichnet davor, als wäre es eine Szene aus einem Filmklassiker. Im Innern befinden sich ein kleines Lebensmittelgeschäft, ein Geschenkeartikelladen und ein paar Spielautomaten. Will geht zu einem und wirft einen Vierteldollar hinein,

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