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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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soll das haben? Einen Monat später stellt sich das Problem auf die gleiche Weise.«
    »Einen Monat später! Aber das wäre einfach wunderbar, wenn wir noch einen Monat vor uns hätten!«
    »Warum?«
    »Um das Problem Ihrer Flucht zu lösen.«
    »Ich bin zwar kein Tarzan, aber mir scheint, daß es gar nicht so schwer sein dürfte, aus Blueville zu fliehen«, sage ich nach
     einer Weile. »Kanada ist so nahe.«
    »Täuschen Sie sich nicht. Die Grenze wird streng bewacht. Und in Ihrem Fall gibt es eine zusätzliche Schwierigkeit.«
    »Welche?«
    »Dave.«
    »Oh, immerhin!« sage ich und setze mich wieder. »Sie haben an Dave gedacht!«
    »Das
Wir
kennt Sie, Ralph.«
    »Es hat sicher eine eingehende Studie meines psychologischen Profils angefertigt?« sage ich sarkastisch.
    »Auf jeden Fall weiß das
Wir
, was es von Ihnen verlangen kann und was nicht.«
    |278| Dieser Satz bringt mich auf, noch bevor ich seine Tragweite begriffen habe. Ich erinnere mich später daran voller Staunen:
     zuerst der Schock, dann das Begreifen. Logischerweise müßte es umgekehrt sein.
    »Oh, sehr gut!« sage ich, die Zähne aufeinanderbeißend. »Welcher Takt! Welche Feinfühligkeit! … Das
Wir
weiß, was es von mir verlangen kann! Zum Beispiel: daß ich mich vor Helsingforth prostituiere!«
    Burage errötet, sie atmet heftig und sagt in einem Ausbruch von Zorn: »Jetzt ist es aber genug, Doktor! Hören Sie mit dieser
     Komödie auf! Es handelt sich nicht um Prostitution! Helsingforth wird Ihnen kein Geld geben, und es wird Sie nicht zur Verzweiflung
     treiben, mit einer Frau zu schlafen, die Sie schön finden!«
    »Ich finde sie schön?«
    »Sie haben es zu Jackie gesagt!«
    Schrecklich, sie erzählen sich alles! Das nichtssagendste meiner Worte wird registriert, weitergegeben, mit einem Etikett
     versehen und zur künftigen Verwendung sorgfältig in eine Schublade gelegt.
    »Das bedeutet aber nicht, daß …«
    »Ralph, Sie sind ein verdammter Heuchler! Wenn Sie gegen die Vorstellung protestieren, mit Helsingforth zu schlafen, lassen
     Sie sich von Ihrer Phallokratenarroganz treiben. Sie möchten sich wenigstens die Illusion der Initiative bewahren! Sie fühlen
     sich in Ihrem männlichen Stolz herausgefordert. Es ist eine Kränkung Ihres
machismo
, Ihrer männlichen Eitelkeit, sonst nichts.«
    »Sie verwechseln die Romane, Burage. Der
machismo
ist spanisch …«, erwidere ich trocken.
    »Das ist dasselbe!« sagt sie, während sie aufsteht und Haar samt Ohrringen wütend schüttelt. »Sie gehören zu diesen Romanen,
     die immer geil sind! Ein Kater! Jede x-beliebige Katze ist gut genug! Eine streunende Katze wie Bess oder die Tigerin in ihrem
     Käfig. Es ist Ihnen egal, ob zwischen Ihrer Partnerin und Ihnen groteske Disproportionen bestehen! Selbst einen Berg wie Helsingforth
     glauben Sie auf der Spitze Ihres Phallus erobern zu können. Sie sind ein Sexist, Doktor! Ein unverbesserlicher Sexist, und
     Sie werden sich niemals ändern!«
    Ich sehe sie an und schweige. Ach, Burage, Burage, wir sind |279| schon wieder in dem alten Fahrwasser! Rassistische Ausfälle gegen meine Abstammung, die doch gerade das ist, was dir gefällt.
     Verbale Aggression als Ersatz für die Umarmung und dann die unergründliche Böswilligkeit (die ich nicht als typisch weiblich
     bezeichnen will) deiner Ausfälle. Ist mir die »streu nende Katze« gegen meine formelle, schriftliche Ablehnung aufgezwungen worden, ja oder nein? Hat mir Jackie
wenigstens die Illusion der Initiative
gelassen? Und bin ich etwa aus freien Stücke in die Luxushütte dieses Natternpaares gegangen? Was meine sexistische Arroganz
     betrifft, oh, glaub das nicht! Das ist nur noch eine Erinnerung! Ich will niemanden »auf der Spitze meines Phallus« (was für
     ein Ausdruck) erobern. Ich versuche, so gut es geht, mit meinem Status als PM zurechtzukommen. Und mein Gefühl sagt mir, daß
     er nicht so bald ein Ende haben wird. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin auch nicht auf seine Beendigung erpicht. Mein ganzer
     Ehrgeiz beschränkt sich darauf, lebend und intakt aus dem verhaßten Matriarchat Bedfords in das liberale Matriarchat des
Wir
zu gelangen.
    Aber wozu soll ich ihr das alles sagen? Sie weiß es ebensogut wie ich. Wir beide wissen immer, was in unseren Worten mitschwingt.
     Ich ziehe es vor, das Thema zu wechseln.
    »Burage«, sage ich nach einer Weile und sehe ihr in die Augen, »Sie sind sich darüber im klaren, was passieren wird, wenn
     ich mit dem Serum geflohen bin. Es wird

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