Die Gesellschaft des Abendsterns
Parkplatz zu dem VW-Bus. »Sollen wir wirklich in diesem Ding mit ihm wegfahren?« , murmelte Kendra.
»Hängt davon ab, wie dringend du den Klabauter loswerden willst«, erwiderte Seth.
Die Kreatur hatte an diesem Tag in der Schule keinen weiteren Schaden angerichtet, obwohl er Kendra mehrmals mit wissenden Blicken verhöhnt hatte. Der abscheuliche Betrüger sonnte sich in seinem Sieg. Er hing weiter mit ihren Freundinnen herum, und es gab nichts, was sie dagegen tun
konnte. Wer konnte schon ahnen, wie sein nächster Sabotageakt aussehen würde?
Kendra hatte weiter versucht, Opa Sørensen zu erreichen, und immer nur dieselbe automatische Ansage gehört, dass der Anruf nicht durchgestellt werden könne. Hatte er aufgehört, seine Telefonrechnung zu bezahlen? Vielleicht hatte er eine neue Telefonnummer? Was auch immer der Grund war, sie hatte noch immer nicht mit ihm sprechen können, um ihn zu fragen, ob sie Errol vertrauen konnten.
Errol beugte sich über den Beifahrersitz und drückte die Tür auf. Wieder trug er seinen zerknitterten antiquierten Anzug. Kendra und Seth stiegen ein. Seth schloss die Tür; der Motor lief bereits.
»Hier sind wir«, sagte Kendra. »Wenn Sie uns entführen wollen, sagen Sie es mir gleich. Ich ertrage die Spannung nicht.«
Errol legte einen Gang ein und fuhr von der Tankstelle auf den Culross Drive. »Ich bin wirklich hier, um euch zu helfen«, antwortete Errol. »Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich wollen würde, dass meine Kinder – wenn ich welche hätte – spät am Abend zu einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt haben, in einen Wagen steigen, ganz gleich, welche Geschichte der Mann ihnen erzählt hat. Aber keine Bange, ich werde euch in Kürze gesund und munter bei euch zuhause abliefern.«
Errol bog auf eine andere Straße ein. »Wohin fahren wir?«, erkundigte sich Seth.
»Ein widerwärtiges Ungeziefer, diese Klabauter, und sehr schwer loszuwerden«, murmelte Errol. »Wir müssen uns etwas beschaffen, das uns in die Lage versetzen wird, den Eindringling dauerhaft zu vertreiben. Wir werden einem boshaften und gefährlichen Mann einen seltenen Gegenstand stehlen.«
Seth rutschte an den Rand seines Sitzes. Kendra lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie wären ein Klabauterjäger«, wandte Kendra ein. »Haben Sie denn nicht Ihre eigene Ausrüstung?«
»Ich habe Sachkenntnis«, entgegnete Errol, während er in eine neue Straße einbog. »Einen Klabauter zu vertreiben ist eine Spur komplizierter, als den Garten deiner Eltern mit Chemikalien zu besprühen. Jede Situation ist einzigartig und verlangt Improvisation. Sei froh, dass ich weiß, wo wir bekommen können, was wir brauchen.«
Einige Minuten fuhren sie schweigend durch die Nacht. Dann parkte Errol am Straßenrand und schaltete die Lichter aus. »Wir sind schon da?«, fragte Seth.
»Glücklicherweise ist das, was wir brauchen, ganz in der Nähe«, antwortete Errol. Er deutete einen halben Häuserblock weiter auf ein prächtiges Gebäude. Auf einem Schild an der Vorderseite stand geschrieben:
MANGUM
BESTATTUNGSUNTERNEHMEN
SEIT 1955
»Wir werden in ein Leichenschauhaus einbrechen?«, fragte Kendra.
»Werden wir eine Leiche stehlen?«, wollte Seth wissen und klang dabei für Kendras Geschmack etwas zu eifrig.
»Nichts so Morbides«, versicherte Errol ihnen. »Der Besitzer des Bestattungsunternehmens, Archibald Mangum, lebt auf diesem Grundstück. In seinem Besitz befindet sich
eine kleine Statue, die wie ein Frosch aussieht. Die Statue können wir dazu benutzen, den Klabauter zu vertreiben.«
»Er würde sie uns nicht einfach leihen?«, erkundigte sich Kendra.
Errol lächelte. »Archibald Mangum ist kein sehr freundlicher Mensch. Tatsächlich ist er überhaupt kein Mensch. Er ist eine vampirische Missgeburt.«
»Er ist ein Vampir?«, fragte Seth.
Errol legte den Kopf schräg. »Streng genommen bin ich niemals einem echten Vampir begegnet. Nicht, wie man sie in Filmen sieht, in denen sie sich in Fledermäuse verwandeln und sich vor der Sonne verstecken. Aber gewisse Geschöpfe sind ihrem Wesen nach vampirisch. Diese Geschöpfe sind wahrscheinlich die Quelle, aus der die Vorstellung von Vampiren entsprungen ist.«
»Also, was genau ist Archibald?«, drängte Kendra.
»Das lässt sich nur schwer mit Bestimmtheit sagen. Höchstwahrscheinlich gehört er zur Gattung der Blixe. Er könnte ein Lektoblix sein, eine Spezies, die schnell altert
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