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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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wenn ich stillhalte«, sagte Kendra. »Und mehrere magische Tränke, obwohl ich mir nicht sicher bin, welcher welche Wirkung hat.«
    »Klar hast du das alles, ist ja ganz normal«, erwiderte Warren, während er in einigen Schubladen stöberte. »Wo hast du diese Sachen her?«
    »Der Handschuh gehörte einem Mann namens Coulter.«
    »Coulter Dixon?«, fragte Warren besorgt. »Warum sprichst du in der Vergangenheit von ihm?«
    »Er ist ein stummer Albino geworden, genau wie Sie. Was wahrscheinlich bedeutet, dass er jetzt wieder geheilt ist, nur dass er zusammen mit Dale im Kerker eingesperrt sitzt.«
    »Jackpot!«, verkündete Warren.

    »Was?«
    »Kekse.« Er schob sich einen in den Mund. »Was ist mit den Zaubertränken?«
    »Die habe ich von Tanu. Ebenfalls ein ehemaliger stummer Albino, aber ich weiß nicht, wo er jetzt ist.«
    »Ich habe von Tanu, dem Meister der Tränke, gehört«, sagte Warren, »bin ihm aber nie begegnet.«
    Da hörte Kendra das leise Klimpern von Metallhaken. Sie lief zur Vordertür. Mendigo kam gerade neben der Veranda zum Stehen. »Unsere Mitfahrgelegenheit ist da«, erklärte Kendra.
    »Eine Minute«, rief Warren. Gleich darauf kehrte er mit einem Seil über der Schulter und einer Axt in der Hand zurück. »Die beste Waffe, die ich finden konnte«, kommentierte er knapp und hob die Axt hoch.
    »Mendigo kann uns tragen«, sagte Kendra. »Er ist stärker, als er aussieht.«
    »Das mag ja sein, aber wir werden schneller vorankommen, wenn ich neben ihm herlaufe. Also dann, los geht’s!«
    »Mendigo«, sagte Kendra, »trage mich, so schnell du kannst, zu dem Ort, zu dem du Seth soeben gebracht hast. Und verliere Warren nicht.« Sie zeigte auf Warren, um ihm zu erklären, wen sie meinte. Dann kletterte sie auf Mendigos Rücken, und zu dritt jagten sie hinaus in die Dunkelheit.
    Warren kam gut mit, aber er musste alles geben, was er hatte, und es dauerte nicht lange, da ächzte und keuchte er nur noch. Kendra befahl Mendigo, ihn ebenfalls zu tragen. Warren willigte dankbar ein. »Ich habe nicht mehr so viel Puste wie früher und auch nicht mehr die Beine«, entschuldigte er sich.
    Warren war wesentlich größer als Seth oder Kendra, und mit ihm als zusätzlicher Last kam Mendigo nicht mehr so
zügig voran. Deshalb bestand Warren gelegentlich darauf, ein oder zwei Minuten zu rennen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.
    Endlich erreichten sie das Tal. Die Sterne im Osten wurden blasser, während es am Himmel zu dämmern begann. Schon bald erreichte Mendigo die unsichtbare Grenze, die er nicht überqueren konnte.
    »Er kann den Hain nicht betreten, genau wie Hugo«, sagte Warren. »Wenn Hugo in jener Nacht bei mir gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.«
    »Setz uns ab, Mendigo«, sagte Kendra. »Verteidige den Hain gegen alle Eindringlinge.«
    »Was haben wir denn hier?«, murmelte Warren und bückte sich, um den Boden zu untersuchen.
    »Was?«, fragte Kendra.
    »Sieht ganz so aus, als ob dein Bruder hier gewesen wäre. Folg mir.« Die Axt fest umklammert, lief Warren auf die Bäume zu.
    Kendra beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten. »Könnten im Hain noch andere Gefahren lauern?«, fragte sie.
    »Das bezweifle ich«, antwortete Warren. »Seit Fabelheim gegründet und das Artefakt hier versteckt wurde, ist der Hain das Reich des Wiedergängers. Nur wenige würden es wagen, einen Fuß auf diesen verfluchten Boden zu setzen.«
    »Einen Moment mal«, sagte Kendra. »Da liegt Seths Notfallausrüstung. Er hat sie beim ersten Mal, als er in den Hain kam, verloren.« Kendra hob die Müslischachtel vom Boden auf.
    »Beim ersten Mal?«, wiederholte Warren.
    »Lange Geschichte«, antwortete Kendra.
    »Sieh mal hier«, sagte Warren. »Der Schlüssel. Dein Bruder ist nicht im Turm. Irgendetwas muss ihm passiert sein. Wir sollten uns besser beeilen.«

    Sie liefen durch die Bäume, Warren mit der Axt in der einen Hand, in der anderen den Schlüssel. »Was ist denn das da vorn?«, fragte Warren. »Eine Taschenlampe?«
    Auch Kendra sah den Lichtschein dicht über dem Boden. Als sie näher kamen, stellte sie fest, dass es sich in der Tat um eine heruntergefallene Taschenlampe handelte. Die Birne leuchtete nur noch schwach, was vermuten ließ, dass die Lampe schon eine ganze Weile so dalag. Neben der Taschenlampe lag ein in Lumpen gekleidetes Skelett. Und auf dem Skelett lag, mit dem Gesicht nach unten, ihr Bruder.
    Warren kniete sich neben Seth, tastete an seinem Handgelenk nach einem Puls und rollte ihn

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