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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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erreicht wurden. Zum Beispiel verwandelte man eine Fee, indem man sie über Nacht im Haus behielt, in einen Kobold.
    Kendra musterte den Klabauter. Die anfängliche Beliebtheit, derer Case sich erfreut hatte, verebbte langsam, da sein übler Atem inzwischen legendär war. Mittlerweile hatte er auch Trina Funk und Lydia Southwell geküsst, und genau wie Alyssa hatten sie nicht lange gezögert, die Kunde von seiner chronischen Halitosis zu verbreiten.
    In weniger als einer Minute würde es klingeln. Kendra
hatte mit dem Gedanken gespielt, jemand anderen damit zu beauftragen, das Geschenk zu überreichen, für den Fall, dass der Klabauter wusste, dass er ihr nicht trauen konnte. Aber die Zeit wurde knapp, und sie dachte, dass sie den Karton jederzeit neu einpacken und von jemand weniger Verdächtigem überreichen lassen konnte, falls ihr erster Versuch scheitern sollte. Mittlerweile hatte Case das Geschenk auf ihrem Schoß ohnehin bemerkt.
    Kendra ging mit dem verpackten Schuhkarton zu seinem Pult. »Hey, Case.«
    Er blickte mit einem anzüglichen Grinsen zu ihr auf. »Kendra.«
    »Ich weiß, ich war nicht sehr nett zu dir, seit du hier bist«, begann Kendra. »Ich dachte, ich überreiche dir das hier als Friedensangebot.«
    Der Goblin musterte das Päckchen und sah dann wieder zu ihr auf. »Was? Noch mehr Mundwasser?«
    Kendra verkniff sich ein Lachen. »Nein, etwas Hübsches. Wenn du es nicht willst…«
    »Gib her.« Gierig griff er nach dem Geschenk. Er schüttelte das Päckchen, was ihm aber nicht weiterhalf, denn Kendra hatte die Statue dick mit zerknüllten Zeitungen gepolstert.
    Es klingelte. »Du darfst es gern aufmachen«, sagte Kendra. Die Lerngruppen zerstreuten sich, und alle gingen zu ihren Pulten, auch Kendra. Währenddessen packte Case das Geschenk aus.
    Als Kendra sich setzte, hatte Case bereits den Deckel des Schuhkartons geöffnet und wühlte in den Zeitungen. Dann erstarrte er und riss seine Augen weit auf. Langsam zog er die Statue heraus und hielt sie ganz behutsam fest. Über die Schulter funkelte er Kendra wütend an.
    Der Vertretungslehrer machte ein paar Ankündigungen,
dann forderte er die Klasse auf, den Rest der Stunde zu nutzen, um den Prüfungsstoff zu wiederholen. Alyssa fragte, ob er etwas von Mrs. Price gehört habe. Er antwortete, dass er nicht informiert worden sei.
    Die Lerngruppen kamen schnell wieder zusammen. Der Klabauter packte seine Sachen ein, legte die Statue in seinen Rucksack und ging zur Tür, wobei er Kendra einen letzten giftigen Blick zuwarf.
    »He, wohin gehst du?«, fragte der Vertretungslehrer.
    »Zur Toilette«, antwortete Case.
    »Du wirst einen Flurpass brauchen«, sagte der Vertretungslehrer.
    »Zehn zu eins, dass ich ohne durchkomme«, sagte Case höhnisch.
    Der Vertretungslehrer konnte nicht älter als dreißig sein. Er machte einen recht entspannten Eindruck und schien es nicht gewohnt zu sein, dass Schüler sich derart dreist benahmen. »Zehn zu eins, dass du gleich ins Büro des Direktors gehst«, sagte er und setzte eine strenge Miene auf.
    Während des Wortwechsels wurde die Klasse immer stiller. Case feixte: »Die Wette nehme ich an. Fünfhundert Dollar. Das wären, was, drei Jahresgehälter?«
    Case öffnete die Tür. Der Vertretungslehrer stand auf. »Du gehst nirgendwohin!«
    Case verließ den Raum und flitzte den Flur entlang. Der Vertretungslehrer blieb machtlos neben dem Pult stehen. »Wie heißt er?«, fragte er verwirrt.
    »Casey Hancock«, meldete Alyssa sich zu Wort. »Aber Sie können ihn Hunde-Atem nennen.«
     
    Seth war gerade auf dem Weg zum Bus, als er einen ihm wohlbekannten Mann in einem aus der Mode gekommenen
Anzug bemerkte. Er änderte spontan die Richtung, um mit Errol zu sprechen.
    »Haben Sie’s schon gehört?«, fragte er. »Kendra hat Case heute Morgen das Päckchen gegeben, und er ist sofort verschwunden.«
    Errol nickte. »Ich bin dem Klabauter aus der Stadt gefolgt. Ihr werdet ihn nie wiedersehen. Ein Klabauter reist selten weit, es sei denn, er ist dazu gezwungen.«
    »Danke für Ihre Hilfe«, erwiderte Seth. »Ich sollte jetzt besser zusehen, dass ich meinen Bus nicht verpasse.«
    »Kannst du noch einen Moment erübrigen?«, fragte Errol. »Du hast gestern Abend bei dem Bestattungsunternehmen großartige Arbeit geleistet. Besser als die meisten Profis, mit denen ich in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe. Ich könnte noch ein wenig Hilfe bei einer anderen Aufgabe gebrauchen.«
    »Bei was?«
    »Es handelt sich in der

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