Die Gesellschaft des Abendsterns
zurückzuspringen.
Im Raum blieb alles still. Seth ging zwischen dem Arbeitstisch
und dem Sarg hindurch und versuchte, die Tür mit der Aufschrift Privat zu öffnen. Sie war verschlossen. Im Türknauf befand sich ein Schlüsselloch.
Die Tür sah weder besonders dick aus noch ungewöhnlich dünn. Sie war so gebaut, dass sie sich in den dahinterliegenden Raum öffnete. Seth versuchte, in der Nähe des Knaufs dagegenzutreten. Die Tür zitterte leicht. Er probierte es noch ein paarmal, aber bis auf wiederholtes Zittern zeigte die Tür keine Anzeichen von Schwäche.
Seth dachte darüber nach, die Tür mit dem Rolltisch mit dem Sarg darauf zu rammen. Aber er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, genug Geschwindigkeit aufzunehmen, um die Tür härter zu treffen als mit seinen Tritten. Und er konnte sich gut vorstellen, dass der Sarg bei dem Manöver vom Tisch fiel und eine riesige Schweinerei machte. Immerhin war es durchaus möglich, dass der Sarg nicht leer war.
Es gab noch eine weitere Tür, die aus dem Raum hinausführte. Sie war nicht gekennzeichnet und befand sich an derselben Wand wie der Aufzug, weshalb Seth sie erst sehen konnte, nachdem er den Raum betreten hatte. Diese Tür erwies sich als unverschlossen. Dahinter lag ein kahler Flur mit geschlossenen Türen an der einen Seite und einer weiteren geöffneten Tür am Ende.
Seth bewegte sich vorsichtig den Flur hinunter. Wenn ihn jetzt Zombies von hinten ansprangen, würde er im Keller in der Falle sitzen, so viel war klar. Er lauschte hoch konzentriert. Der große Raum am Ende des Flurs war vom Boden bis fast zur Decke vollgestopft mit Pappkartons. Seth eilte durch die schmalen Gänge, die zwischen den Kartons noch frei waren, und hielt Ausschau nach der Statue. Alles, was er fand, waren nur weitere Kartons.
Zurück im Flur, versuchte Seth, die anderen Türen zu öffnen. Eine führte zu einer Toilette. Hinter der nächsten Tür
befand sich eine große Vorratskammer voller Putzutensilien und verschiedener Werkzeuge. Ein Gegenstand inmitten der Mopps und Besen und Hämmer erregte seine Aufmerksamkeit: eine Axt.
Seth kehrte mit der Axt zu der Privat -Tür zurück. So viel zum Thema »heimlich«. Wenn die Garagentür und der Aufzug noch nicht genug Lärm gemacht hatten, sollte das Beil genügen, um die Zombies endgültig herbeizulocken. Die Axt war ziemlich schwer. Mit einem leisen Ächzen holte Seth zu einem kräftigen Schlag aus, und die Schneide grub sich etwa dreißig Zentimeter vom Türknauf entfernt knirschend in das Holz. Er riss die Axt los und attackierte die Tür aufs Neue. Ein paar weitere Hiebe, und Seth hatte ein Loch in die Tür gehauen, das groß genug war, um seine Hand hindurchzustrecken. Seth wischte den Griff der Axt mit seinem Hemd ab – nur für den Fall, dass Vampire wussten, wie man Fingerabdrücke überprüft –, dann stellte er sie beiseite.
Seth leuchtete mit seiner Taschenlampe durch das Loch in der Tür. Er konnte keine wiederbelebten Leichen sehen, aber es konnte durchaus sein, dass ein Zombie ein Stückchen links oder rechts, gerade noch im toten Winkel, nur darauf wartete, dass Seth seine Hand ausstreckte. Er langte durch das aufgesplitterte Loch, voller Angst, dass sich jeden Moment klamme, schleimige Finger um sein Handgelenk schließen würden, und tastete nach dem Türknauf. Er fand ihn, drehte daran und drückte vorsichtig die Tür auf. Dann benutzte er die Taschenlampe, um sich im Raum umzusehen. Der Raum war groß und L-förmig, so dass er nicht vollständig einzusehen war. Überall lagen Beerdigungsutensilien verstreut: namenlose Grabsteine, Särge, manche flach auf dem Boden, andere senkrecht aufgestellt, Gestelle mit bunten Kränzen aus künstlichen Blumen. Auf einem länglichen Schreibtisch mit einem Rollenstuhl und einem Computer
lag eine Unmenge von Papieren. Neben dem Schreibtisch stand eine Reihe hoher Aktenschränke.
Halb darauf gefasst, dass jeden Augenblick sabbernde Zombies aus den Särgen hochschießen würden, schlängelte Seth sich durch den vollgestopften Raum, bis er um die Ecke des Ls schauen konnte: Unter einem Deckenventilator stand ein mit rotem Filz bespannter Billardtisch, dahinter befand sich eine Nische. In dieser Nische hockte auf einem bunt gemaserten Marmorblock eine kleine Statue.
Die Statue stellte einen Frosch dar, aber er saß nicht auf allen vieren, wie Frösche oder Kröten es für gewöhnlich tun. Er saß vielmehr aufrecht auf den langen Hinterbeinen und hatte die kurzen Arme
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