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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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war fast erreicht.
    Conn überprüfte die Bücher, Proben und schriftliche Unterlagen, die er in den Rucksack gepackt hatte. Darunter waren die Aluminiumkassetten mit den Filmspulen, die er während seines Aufenthalts belichtet hatte. Nichts fehlte. Er verschnürte den Rucksack, schulterte ihn, überprüfte die Instrumente und betrat endlich die kleine Plattform in der Mitte des Apparats. Er legte seine Hand auf den großen Schalter.
    Ich bin ein Dummkopf, dachte er. Ich gehöre hierher. Hilda braucht mich, und ich brauche sie. Er unterdrückte die Aufwallung seiner Gefühle. Ein Mädchen wie Hilda konnte jeden Mann haben. In ein paar Jahren würde sie verheiratet sein und Kinder haben, und vielleicht würde sie manchmal mit gemischten Gefühlen an den »Journalisten« zurückdenken, diesen seltsamen Burschen, den sie am letzten Tag des Jahres 1974 kennengelernt hatte.
    Was suchte er in der toten Welt der Vergangenheit? Wo er jetzt hinging, erwarteten ihn seine Angehörigen und Freunde. Er gehörte in die Welt des Jahres 2975. Und Dunbar wartete auf seinen Bericht und die Forschungsunterlagen.
    Es war neun Uhr. Er zog den Schalter, und als die Maschine zu summen begann, sagte er: »Verdammt!«
     
2.
     
    Tausend Jahre durch die Zeit dauerten weniger als fünf Sekunden. Conn stand ungeduldig auf der Plattform und wartete, bis das Summen erstarb und die blauvioletten Lichteffekte erloschen. Die Generatoren liefen langsam aus. Die Maschine hatte ihn tausend Jahre vorwärts durch den Zeitstrom gestoßen.
    Conn verließ die Plattform und blickte auf die Ladeanzeige der Akkumulatoren. Die Nadel hing über der roten Markierung, nahe bei Null. Der Energievorrat hatte gerade noch ausgereicht. Er ging müde zur Tür, öffnete sie und drückte auf den Knopf. Die runde Platte des Aufzugs sank herab. Ringsherum konnte Conn einen feinen Ring blassen Lichtscheins ausmachen; das mußte das Laboratorium sein, errichtet auf der Kuppe dieses Hügels. Dunbar würde wahrscheinlich dort oben sein und unruhig auf und ab laufen, während er die Uhr beobachtete. Die Zeitmaschine war so genau eingestellt, daß nicht mehr als zehn Minuten vergangen waren, seit Conn seine Reise in die versunkene Zeit angetreten hatte.
    Zuerst würde er Dunbar begrüßen und seinen Rucksack abladen. Und dann würde er auf den Balkon gehen und nach Osten blicken, wo der Golfplatz und die Wiesen gewesen waren, und dahinter die Landstraße, die einige Kilometer weiter in die Schnellstraße nach New York mündete. Jetzt gab es dort nichts als die trostlose Einförmigkeit kilometerlanger Riesenwohnblocks.
    Die Aufzugplattform hielt vor ihm. Conn trat vorwärts – und hielt verdutzt inne. Die Oberfläche war nicht die glänzende graue Marmorimitation, mit der Dunbars Laboratorium ausgelegt war. Sie trug eine feuchte Erd- und Geröllschicht, die von verfilzten Wurzeln zusammengehalten wurde und meterhohes Dornengestrüpp nährte. Conn spähte bestürzt durch den Schacht hinauf. Er sah einen kreisförmigen Ausschnitt blassen Lichts, aber in diesem Kreis funkelten drei oder vier Sterne.
    Das war mehr als seltsam. Wo war das Laboratorium? In aufkommender Panik stieg er in das dornige Wirrwarr und startete den Aufzug. Mit halb erstickter Stimme rief er: »Dunbar?« und dann: »Dunbar! Wo sind Sie? Hier ist Conn!«
    Keine Antwort. Nur das leise Knirschen und Rollen der Aufzugmechanik.
    Es war nicht zu dunkel, denn der Vollmond stand hoch im Himmel. Im Norden schob sich dichter schwarzer Wald bis auf fünfhundert Meter an den Hügel heran. Im Osten und Süden dehnten sich sumpfige Niederungen, unterbrochen von baumbestandenen Felsrücken und Wasserflächen, in denen sich der Mond spiegelte. Im Westen lagen Weizenfelder, und jenseits von ihnen, ungefähr zwei Kilometer entfernt, machte Conn die Silhouetten burgähnlicher Bastionen aus. Bernsteinfarbener Lichtschimmer drang aus vereinzelten Fensteröffnungen.
    Was war aus seiner Welt geworden?
    Conn griff hinter sich und befingerte seinen Rucksack mit den Aufzeichnungen aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Es kann kein Fehler sein, dachte er verzweifelt. Dunbar hat die Maschine wieder und wieder getestet. Sie war für den 28. April 2975 eingestellt. Und wenn sie so eingestellt wurde, dann ist es die Zeit, in der ich bin. Was ist aus meiner Welt geworden?
    Zehn Meter rechts von ihm flogen Gestein und Erde in einer lautlosen Explosion in die Luft und prasselten in einer Staubwolke nieder. Conn stand da und starrte verständnislos,

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