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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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Wortgeräusche mit diesen Stimmungen zu assoziieren. Es lernte, daß bestimmte Grimassen das Vorhandensein starker Emotion anzeigten. Es lernte Lachen und Weinen verstehen.
    Etwas verstand es nicht – einen Ausdruck, der in die Augen von Mrs. Kirth und ihrer Tochter und zuweilen auch in Kirths Augen kam, wenn sie es beobachteten. Es war ein Ausdruck von Entsetzen und Abscheu, aber das wußte das Tier nicht.
    Zwei Monate vergingen. Kirth erhielt viele Schecks mit seiner Post. Die neuen Blumen erfreuten sich einer großen und ständig zunehmenden Beliebtheit, und die Nachfrage der Blumenzüchter, Gärtnereien, Samenhandlungen und Blumengeschäfte war so groß, daß Kirth sie längst nicht mehr befriedigen konnte. Die Blumen waren schöner als Orchideen, und nach dem Schnitt behielten sie ihre Frische länger als jede andere Blume.
    Kirth war nicht geschäftstüchtig genug, um sein Monopol an den Pflanzen rechtzeitig durch Lizenzverträge zu sichern, und die Entwicklung ging über ihn hinweg und wurde zu einem Geschäft, an dem die ganze Branche verdiente. Da die Pflanzen in jedem Klima von den Tropen bis in die gemäßigten Zonen gediehen, wurden sie von Kalifornien bis New York zur Zierde der Gärten. Die Felder der Züchter überzogen das Land mit einem Teppich bunter Schönheit. Die Regenbogenblumen, wie sie nun genannt wurden, traten einen Siegeszug um die ganze Welt an.
    Kirth hätte mit seinem wachsenden Bankkonto zufrieden sein können, aber er hatte sich bereits mit mehreren Zirkusbesitzern in Verbindung gesetzt und ihnen erzählt, daß er ein Monstrum zu verkaufen habe. Der Grund war, daß Kirth sich Sorgen zu machen begann. Das Tier war zu gewaltiger Größe herangewachsen, und seine Ernährung wurde zu einem finanziellen und organisatorischen Problem, das Kirth sich möglichst bald vom Hals zu schaffen wünschte. Überdies wurde es immer schwieriger, den schuppigen Koloß vor den Blicken anderer Leute zu verbergen. Zwar half ihm die isolierte Lage der Farm, aber wenn er seinem Schützling freien Auslauf gewährte, konnte man den mächtigen, schwankenden Rücken kilometerweit sehen. Außerdem bereitetet ihm die Unterbringung Sorge. Er hatte das Tier in der Scheune einquartiert und das Tor vergrößert, doch selbst dieser hohe und weite Raum wurde jetzt zu eng. Ein Schlag mit dem riesigen Schwanz konnte den ganzen Bau zum Einsturz bringen, und das war kaum eine angenehme Vorstellung.
    Kirth wäre noch unruhiger gewesen, hätte er gewußt, was im Gehirn des Ungetüms vorging. Die Nebel des Vergessens lösten sich auf, je näher es der Reife kam. Intelligenz und Erinnerungsvermögen nahmen zu, und das Tier verstand bereits viele englische Wörter.
    Das war natürlich genug. Ein Kind leistete in seinen ersten Lebensjahren das gleiche. Aber das Tier war kein Kind. Es war ein hochintelligentes Wesen und hatte Monate in engem Kontakt mit Menschen gelebt. Der Wachstumsprozeß brachte mit sich, daß es Perioden gab, wo ihm die Konzentration Mühe machte; während dieser Perioden widmete es sich dem Fressen und Schlafen. Doch dann erwachte wieder die vorwärtsdrängende, unerbittliche Kraft in ihm und zwang es, sich seiner Erinnerung und seiner Umwelt zu stellen.
    Es war schwierig, sich zu erinnern. Die Metamorphose, die es durchgemacht hatte, hatte die Verhaltensmuster und Denkvorgänge verändert. Aber eines Tages, als es die venusischen Blumen sah, kam durch einen natürlichen Prozeß von Assoziation ein ganzer Komplex von lange vergessenen Dingen an die Oberfläche seines Bewußtseins. Dann kam ein trüber, grauer, regnerischer Tag …
    Regen trommelte in endloser Monotonie auf das Scheunendach. Nebel zogen über die Felder und umhüllten die Farmgebäude. Und es war ihm, als bewegten sich Wesen seiner eigenen Art zwischen den dunklen Umrissen von Farmhaus, Schuppen und Silos. Das Tier erinnerte sich …
    Der große gepanzerte Kopf schwankte in der Dämmerung der Scheune. Die Telleraugen starrten ins Leere. Der gigantische Körper lag im aufgeschütteten Stroh, während seine Gedanken weit in die Vergangenheit ferner Zeitalter zurückwanderten.
    Andere. Es hatte andere gegeben, die seinesgleichen gewesen waren. Die herrschende Rasse des zweiten Planeten. Etwas war geschehen. Tod … Verhängnis. Viele waren gestorben. Überall auf der regengepeitschten Zwielichtwelt waren die mächtigen Echsen zugrunde gegangen. Nichts konnte sie vor der Seuche retten, die aus dem Weltraum über sie gekommen war.
    Der mächtige

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