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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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du, es wird – Jared! Warte!«
    Aber Kirth ging vorwärts, die Flinte schußbereit. Der gewaltige Umriß des Ungeheuers ragte schwarz und bedrohlich vor ihm auf.
    Und das Tier dachte: Es ist Zeit. Zeit, eine Verständigung zu erreichen …
    Ein Vorderbein von der Dicke eines starken Baums hob sich und begann eine Zeichnung in die Erde des Hofs zu kratzen. Ein Kreis bildete sich, und noch einer. Nicht lange, und die schematische Darstellung des Sonnensystems war deutlich erkennbar.
    »Sieh nur, wie es scharrt!« sagte Mrs. Kirth. »Wie ein Stier, der angreifen will. Jared – paß auf!«
    »Ich bin vorsichtig«, sagte Jared grimmig. Und er hob die Flinte.
    Das Tier zog sich zurück, ohne Furcht, aber mit der Hoffnung, daß der Mann die Zeichnung sehen würde. Doch Kirths Augen sahen nur ein bedeutungsloses Muster von konzentrischen Ringen. Er ging langsam vorwärts, und seine Stiefel beschädigten die Zeichnung.
    Er hat es nicht bemerkt, dachte das Tier. Ich muß es noch einmal versuchen. Sicherlich wird es leicht sein, seine Aufmerksamkeit und sein Verstehen zu finden. In einer so hochentwickelten Zivilisation wird man mich nur in die Obhut eines Wissenschaftlers gegeben haben.
    Es erinnerte sich an die Begrüßungsgeste zwischen zwei Menschen, hob ein Vorderbein und streckte es langsam aus. Etwas wie ein Händeschütteln war natürlich ausgeschlossen, aber Kirth würde die Bedeutung der Bewegung erkennen.
    Statt dessen feuerte Kirth. Die Schrotladung traf das Tier am Halsansatz, wurde von den hornigen Platten abgelenkt und riß eine kurze, handbreite Rinne hinein. Das Tier zog sofort sein Bein zurück. Es war nicht verletzt. Ein kleiner, oberflächlicher Kratzer, der momentan schmerzte, das war alles.
    Der Mensch verstand nicht. Vielleicht hatte er die freundliche Geste für eine Bedrohung gehalten. Das Tier senkte seinen Kopf in einer Gebärde von Unterwerfung.
    Als der schreckliche Kopf auf sie herabkam, kreischte Mrs. Kirth in Todesangst und wandte sich zur Flucht. Kirth schrie hysterische Flüche und feuerte im Zurückweichen den zweiten Lauf ab.
    Das Tier drehte sich unbeholfen um. Es war nicht verletzt, konnte aber sehen, daß Kirth in Panik und eine vernünftige Kommunikation mit ihm nicht möglich war. Es versuchte die Enge des Hofes zu verlassen, ohne die zerbrechlichen Gebäude ringsum zu beschädigen, doch erwies sich das in der Dunkelheit als schwierig. Sein massiges Hinterteil drückte eine Wand des Farmhauses ein, es trat auf einen Schweinestall und warf mit dem Schwanz ein großes Metallsilo um. Aber das Heß sich nicht ändern. Das Tier verließ die Farm und verschwand in der Nacht.
    Das nichtmenschliche Gehirn war bestürzt und verwundert. Was war schiefgegangen? Menschen waren intelligent, doch sie hatten nicht verstanden. Vielleicht lag der Fehler bei ihm selbst. Es hatte seine volle Reife noch nicht erreicht; vielleicht fehlte seinem Denken noch die letzte Klarheit und Logik. Wachstum! Reife! Das war vordringlich. Sobald es seine volle Reife und Größe erreicht hätte, könnte es den Menschen als geistig ebenbürtig gegenübertreten und sie überzeugen. Aber es brauchte Nahrung …
    Das Tier wanderte durch die Nacht. Es ging durch Zäune und gepflügte Felder und ließ eine Bahn von Zerstörung hinter sich. Zuerst versuchte es sich an die Straßen zu halten, aber Betonplatten und Teerdecken zerbrachen unter dem Gewicht seines Körpers. So gab es diesen Plan auf und nahm Kurs auf die fernen Berge.
    Zuweilen gab es Tumult hinter ihm. Kleine Fahrzeuge, die heulende Töne ausstießen, rasten mit blendenden Scheinwerfern die Straße entlang. Hubschrauber knatterten durch die Nacht und fingerten mit langen Lichtkegeln über das nasse Land. Aber diese Unruhe ließ nach, als das Tier die ersten Hügel erreichte und tiefer in das waldige Gebirge eindrang. Eine Zeitlang mußte es den Menschen aus dem Weg gehen. Es mußte sich auf Nahrung konzentrieren.
    Es schätzte den Geschmack von Fleisch, aber auch Pflanzen und die Zellulose des Holzes waren als Brennstoff für sein Wachstum geeignet.
    So durchstreifte der Koloß die Wildnis. Er fing und fraß Hirsche und Wildschweine, aber hauptsächlich Vegetation. Einmal sah es ein Flugzeug am Himmel kreisen, und später kamen mehr Flugzeuge und warfen Bomben. Aber das Tier verbarg sich im Hochwald, und nach Sonnenuntergang konnte es entkommen.
    Es wuchs unvorstellbar. Die stimuliernde Wirkung der Sonnenstrahlen, nicht gefiltert wie auf der wolkenumhüllten Venus,

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