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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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Rumpf erschauerte im trüben Halbdunkel der Scheune.
     
    Kein Entkommen? Doch, es hatte ein Entkommen gegeben. Trotz der tierischen Form der Lebewesen waren sie intelligent gewesen. Und sie hatten eine Art von Wissenschaft besessen. Es war keine irdische Wissenschaft, aber sie hatte einen Ausweg gefunden.
    Sie hatten ihn nicht in ihrer eigenen Gestalt nehmen können. Nichts konnte die schwerfälligen Riesenkörper vor der Seuche schützen. Aber in einer anderen Gestalt, einer Form, in der die grundlegenden Energiemuster, das genetische Erbe ihrer Rasse unverändert überdauern würden, obschon komprimiert von der Schöpfung atomarer Stasis …
    Materie ist nicht solide. Alles ist aus den unglaublich winzigen Sonnensystemen der Atome gemacht, der Elektronen, die in weiten Abständen ihre Protonen umkreisen. Unter dem Einfluß von Kälte wird diese mikroskopische Bewegung langsamer, und beim Erreichen des absoluten Nullpunkts hört sie auf. Aber der absolute Nullpunkt bedeutet das Aufhören aller Energie und ist unmöglich.
    Unmöglich? Nicht auf der Venus, nicht für die Wissenschaft seiner Rasse. Als ein Experiment war einem der Echsenwesen die Lebensenergie entzogen worden; in einem Prozeß kontrollierter Abkühlung auf den absoluten Nullpunkt hatte man es in einen Kältetiefschlaf versetzt. Als die Elektronen langsamer und von ihren Protonen mehr und mehr angezogen wurden, hatte ein Prozeß der Schrumpfung und der Veränderung eingesetzt. Schließlich hatte ein Juwel gefrorenen Lebens, eine Wesenheit in der Starre absoluter Stasis vor den venusischen Wissenschaftlern gelegen und auf die Hitze und Energie der Sonnenstrahlen gewartet, die es wieder zum Leben erwecken würde.
    Raumfahrt war diesen ungefügen Kolossen verwehrt geblieben. Aber wenn sie in veränderter Form zu einer anderen, sicheren Welt fliehen könnten …
    Das war der Plan gewesen. Alle Energien der noch lebenden Venusier hatten sich auf die Konstruktion eines Raumschiffs gerichtet. In diesem Schiff sollten die gefrorenen Lebenskerne untergebracht werden, und automatische Steueranlagen würden das Schiff zur Erde lenken. Nach der sicheren Landung sollten Roboter-Mechanismen die Lebenskerne dem Sonnenlicht und der Hitze aussetzen und die Venusier zu neuem Leben erwecken. Aber der Plan hatte nicht mehr ausgeführt werden können. Die Seuche hatte zu schnell und zu tödlich um sich gegriffen. Die unfertige Ruine des Raumschiffs lag halbversunken in einem venusischen Sumpf, und Bewohner der Erde waren es schließlich gewesen, die einen von den Lebenskernen zu ihrer Welt gebracht hatten.
    Das Tier hatte den Nachthimmel gesehen und bemerkt, daß es auf dem dritten Planeten war. Das bedeutete, daß es von seiner Heimatwelt hergebracht und wiederbelebt worden war. Es war den Menschen dankbar, die es vom ewigen Leben im Tod gerettet hatten.
    Vielleicht existierten hier noch andere seiner Artgenossen. Nun, da die Benebelung von seinem Gehirn gewichen war, würde es mit diesen Menschen in Kommunikation treten. Seltsame kleine Kreaturen waren sie, zweibeinig und abscheulich anzusehen. Aber das Tier war ihnen dankbar.
    Wie sollte es sich mit ihnen verständigen? Die Menschen waren intelligent, das war offensichtlich. Seine eigene Sprache würde ihnen unverständlich sein, und obgleich es Englisch verstehen konnte, war seine Kehle nicht imstande, erkennbare Worte zu formen. Nun, Mathematik war eine universale Sprache und als Anfang einer Verständigung geeignet. Es gab etwas, das er den Menschen sagen mußte – etwas, das von lebenswichtiger Bedeutung für sie war.
     
    Das Tier erhob sich unbeholfen. Der massige Körper sank gegen die Scheunenwand, und mit einem Knistern und Bersten gab die Wand nach. Das große Gebäude sackte ein, und als das Tier sich bestürzt zurückzog, vollendete es das Zerstörungswerk. Sparren und Dachziegel prasselten auf seinen Rücken, und es stand inmitten des chaotischen Durcheinanders. Ungeduldig schüttelte es Dachbalken und Trümmer ab. Die Dinge dieser Welt waren in der Tat zerbrechlich. Die schweren Steingebäude auf der Venus waren so gebaut, daß sie einen normalen Stoß aushalten konnten.
    Das Geräusch war nicht ungehört geblieben. Kirth kam aus dem Farmhaus gerannt, eine Schrotflinte unter dem rechten Arm und eine Taschenlampe in der linken Hand. Seine Frau war neben ihm. Sie eilten auf die Scheune zu, dann machten sie ängstlich halt.
    »Es – es hat die Scheune eingerissen!« sagte Mrs. Kirth einfältig. »Glaubst

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