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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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Mudge. Er sank schnaufend zurück. Das hätte um ein Haar schiefgehen können. Aber es war nicht so gefährlich wie jenes andere Ding, an das er nicht denken durfte …
    »Was ist los?« verlangte Lizzie zu wissen. »Ich kriege es mit der Angst, wenn ich Sie so kommen und verschwinden sehe. Sie bringen mich noch um den Verstand! Lange halte ich das nicht mehr aus, dann gehe ich auf und davon!«
    »Etwas Schreckliches ist los«, sagte Mudge mit schwacher Stimme. »Ich versuchte es Ihnen vor dem Essen zu sagen, aber Sie wollten nicht zuhören. Ich kann mir vorstellen, daß ich irgendwo bin, und dann bin ich dort. In diesem Augenblick könnte ich mir irgendeinen Ort vorstellen, und zack! würde ich dort sein, ohne durch Türen zu gehen. Aber ich fürchte mich, Lizzie. Wenn ich nicht achtgebe, könnte ich mir vorstellen, daß ich an irgendeinem schrecklichen Ort … NEIN!« schrie er. »Könnte ich mir vorstellen, daß ich irgendwo wäre, wo ich … NEIN!«
    »Warum schreien Sie so?« fragte Lizzie Doolin.
    »Damit ich nicht fortsause. Wenn ich einen Gedanken unterdrücken kann, bevor er sich ganz gebildet hat, kann ich bleiben.« Er stöhnte und hielt sein Gesicht mit beiden Händen. »Aber man glaubt mir nicht. Sie halten mich für einen Schwindler. Oh, ich werde meine Professur verlieren. Wir werden verhungern!«
    Sie war von Mitleid gerührt und kam langsam heran, um seine Schulter zu berühren. »Machen Sie sich nichts daraus, was sie über Sie sagen, Henry. Ich werde ihnen die Köpfe einschlagen, wirklich, das werde ich.«
    Er blickte verblüfft zu ihr auf. In all diesen Jahren hatte sie nie irgendein Gefühl für ihn gezeigt. Sie hatte ihn eingeschüchtert und angetrieben und tyrannisiert, aber sonst …
    Sie bemerkte ihre impulsive Geste und zog ihre Hand sofort zurück. »Aber springen Sie nicht wieder wie ein Irrwisch hin und her!« sagte sie. »Fahren Sie mit Ihrem Wagen zur Universität, wie es sich gehört.«
    »Ja, Lizzie.«
    Er stand auf und ging zur Tür. Ihr Gesicht war wieder streng und hart.
    »Denken Sie daran,« schnappte sie. »Ihren Wagen, jetzt! Und keine Dummheiten!«
    »Ja, Lizzie. Sie warten …« Er konnte den Gedanken nicht unterdrücken, und das Auditorium Maximum war klar vor seinen Augen, und schon war er dort, wups!
     
    Der Rektor stemmte seine Fäuste in die Hüften, als er sah, daß Mudge wieder da war. Er war sehr zornig, beinahe sprachlos. Die Zuhörer kicherten.
    »Haben Sie keinen Respekt vor einer akademischen Veranstaltung?« rief der Rektor. »Wie können Sie wagen, solche Tricks anzuwenden, während ich mit Ihnen spreche? Ich sagte, daß Sie das nächste Mal wahrscheinlich …«
    »Halten Sie den Mund!« schrie Mudge verzweifelt. Die Kälte des Mondes steckte noch in seinen Gliedern.
    Der Rektor wich unwillkürlich zurück. Mudge war ein sehr sanfter kleiner Mann, der nie etwas anderes als kriecherischen Respekt gezeigt hatte. Und diese Worte von ihm …
    »Tut mir leid«, sagte Mudge. »Sie dürfen nichts sagen, oder Sie schicken mich wieder irgendwohin. Seien Sie also still.«
    »Mudge, Sie dürfen versichert sein, daß diese Vorstellung das Ende ihrer Lehrtätigkeit an dieser Universität …«
    »Sagen Sie nichts!« schnaufte Mudge. »Sie könnten irgendeinen Ort nennen.«
    Die Zuschauer amüsierten sich köstlich, und Gelächter rollte durch den Saal.
    »Warten Sie«, sagte Mudge und schwenkte seine Papiere. »Sehen Sie sich dies an, und vielleicht werden Sie begreifen …«
    »Ich sehe mir nichts an«, erklärte der Rektor frostig. »Sie haben die Würde dieser Veranstaltung zum Gespött gemacht, um ein Publikum für Ihre billigen Zaubertricks zu finden, Sie … Sie Schmierenkomödiant!«
    »Schauen Sie«, bat Mudge und legte seine Papiere auf das Rednerpult. »Geben Sie mir nur eine Minute Aufmerksamkeit. Ich bin außer mir. Ich meine nicht, was ich sage, ich wollte Sie nicht beleidigen. Hier, sehen Sie?«
    Der Rektor blickte finster auf die Blätter mit gekritzelten Zahlen und Symbolen. Mudge redete mit leiser Stimme auf ihn ein und wurde dabei immer erregter.
    Der Rektor dachte, es sei angesichts der peinlichen Situation besser, auf Mudge einzugehen, statt eine Fortsetzung dieses unwürdigen Auftritts zu riskieren. Er rückte an seiner Brille und studierte die Berechnungen, während Mudge erklärte. Sein Blick heftete sich auf Gleichung C.
    Der Rektor war verdutzt. Er starrte mit gerunzelter Stirn, während sein logisch geschulter Verstand mit erstaunlicher

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