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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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seine Füße auf den Schreibtisch und kam sich boshaft vor; gleichwohl genoß er es. Seine Kleider waren beinahe trocken. Bevor er sich umzog, wollte er in Ruhe diesen Whisky trinken. Er nahm das Glas, ließ sich bequem zurücksinken und paffte seine Zigarre. Er trank in kleinen Schlucken und fühlte, wie die Wärme sich wohlig in seinem Magen verbreitete. Er schmunzelte zu sich selbst.
    Sein Geist hatte sich beruhigt. Der Gedanke, der ihn zuvor beinahe getroffen hatte, schob sich wieder in sein Bewußtsein. Er erschreckte ihn für einen Moment, machte ihn sogar schwitzen. Aber er schüttelte die Angst ab und war sehr mutig.
    »Sonne«, sagte Henry Mudge und nahm kühl einen weiteren Schluck.
     

 
A. E. VAN VOGT
 
Im Dschungel von Mira II
     
    »Hier!« sagte Marenson.
    Er setzte die Bleistiftspitze in die Mitte eines unregelmäßigen grünen Fleckens, und seine Augen richteten sich eindringlich auf den drahtigen Mann, der ihm gegenübersaß.
    »Hier, Mr. Clugy«, sagte er, »werden wir das Lager errichten.«
    Clugy beugte sich ein wenig vorwärts und sah sich die angezeigte Stelle auf der Karte an. Dann blickte er auf; und Marenson fühlte, wie die schiefergrauen Augen ihn aufmerksam betrachteten. Clugy rückte auf seinem Stuhl zurück und sagte in nüchternem Ton: »Warum an dieser bestimmten Stelle?«
    »Oh«, sagte Marenson, »ich habe das Gefühl, daß wir von dort aus mehr Saft kriegen werden.«
    Clugy schluckte und sagte ruhig: »Mr. Marenson, das ist ein gefährliches Dschungelgebiet.« Er stand auf und beugte sich von oben über das große Kartenblatt, das einen ganzen Kontinent des zweiten Planeten der Sonne Mira zeigte. »Hier, zum Beispiel«, sagte er, mit dem eigenen Bleistift eine bräunliche Region umrandend, »in diesem Bergland, ist es schlimm genug, aber das tierische und pflanzliche Leben läßt sich abwehren, und das Klima ist erträglich.«
    Marenson schüttelte seinen Kopf. Sein Bleistift berührte wieder den zuvor angegebenen Punkt. »Hier«, sagte er mit Entschiedenheit.
    Clugy kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Er war ein schlanker, eher kleiner Mann, und sein Gesicht war von vielen Sonnen gebräunt. Marenson fühlte die harten Augen, die ihn studierten. Wie es schien, bereitete Clugy sich auf ein heftiges Wortgefecht vor. Aber plötzlich entspannte sich seine Haltung; er mußte sich gegen einen Zusammenstoß mit seinem Vorgesetzten entschieden haben.
    »Aber warum?« sagte er in verwundertem Ton. »Schließlich ist das Problem sehr einfach. Wir brauchen den organischen Saft von der Brut dieser Mira-Tiere, das ist alles.«
    »Genau«, sagte Marenson. »Darum errichten wir unser Lager in dem Waldgebiet, das ihre Heimat ist.«
    »Warum die Auswahl des Lagerplatzes nicht den Leuten überlassen, die die Arbeit machen – den Jägern?«
    Marenson legte den Bleistift weg. Er war gewohnt, mit Leuten umzugehen, die sich seinen Plänen widersetzten; er sah sich selbst als einen ruhigen Mann, dessen Geduld erschöpft war.
    Es gab Zeiten, da er seine Handlungen ausführlich begründete, und es gab Zeiten, an denen er es nicht tat. Dies war eine jener Gelegenheiten, wo er es nicht tat. Ein Blick zur Wanduhr zeigte, daß es zehn vor vier war. Morgen um diese Zeit würde er seinen Schreibtisch aufräumen und mit Janet einen vierwöchigen Urlaub antreten. Bis dahin gab es eine Menge wichtiger Dinge zu erledigen. Es war an der Zeit, das Gespräch abzubrechen. Er sagte steif:
    »Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Entscheidung. Und nun, Mr. Clugy …«
    Er brach ab, denn er sah, daß er einen Fehler gemacht hatte. Gewöhnlich waren die Raumfahrer, die in sein luxuriöses Büro kamen, von Ancil Marenson und seiner wohlklingenden Baritonstimme angemessen beeindruckt. Aber ein Blick in Clugys Gesicht zeigte ihm, daß er den anderen falsch behandelt hatte.
    Clugy hatte die Schultern zurückgenommen, und eine senkrechte Falte stand zwischen seinen Brauen.
    »Das ist leichfertiges Gerede«, sagte er mit stahlharter Stimme, »wie man es nur von Leuten erwartet, die zu lange am grünen Tisch gesessen haben.«
    Marenson zwinkerte überrascht, dann räusperte er sich. »Mr. Clugy«, sagte er milde, »ich bin überrascht, daß Sie persönliche Dinge in diese rein regierungsamtliche Angelegenheit hineinbringen.«
    Clugy ließ sich nicht einschüchtern. »Mr. Marenson«, sagte er mit frostiger Höflichkeit, »ein Mann, der andere auf Grund einer bloßen Laune in lebensgefährliche

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