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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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sind an der falschen … «
    In Rosa ratterten tausend Rädchen. Sie konnte den versteckten Mikrofilm erwähnen, konnte behaupten, sie hätte Beweise, dass … Ja, dass was? Der einstige Staatssekretär war jetzt der Innenminister. Sollte sie den anschwärzen? Behaupten, er hätte was mit dem Attentat auf Alfred Herrhausen zu tun? Besser nicht am Telefon, sie musste es anders probieren. »Dann verbinde mich bitte mit deinem Chef. Wenn ich dem Staatssekretär stecke, dass du eine Stasi-Agentin warst, wird ihn das sicher interessieren.«
    »Ich lege jetzt auf.« Julias Stimme klang brüchiger, nicht mehr so unterkühlt wie zuvor.
    Was hatte in dem Zeitungsartikel gestanden? Rosa bluffte weiter. »Ich werde als Zeugin vorgeladen. Da könnte ich dich erwähnen. Die neue Chefsekretärin, vielleicht willst du ja noch aufsteigen, zum Innenminister? Du fandest die beiden damals doch auch nett. Wer weiß, ob du dich nicht öfter mit ihnen getroffen hast?«
    Es raschelte in der Leitung. »Feldafing am Starnberger See.« Die Straße und Hausnummer flüsterte Julia in den Hörer.

24.
    Im Institut reichte ihr Frau Schauer ein Paket, das ein Kurier gebracht hatte. Carinas Blick fiel auf den üppigen Blumenstrauß auf ihrem Schreibtisch. Lila Astern, Sonnenblumen und sogar Ahornblätter kunstvoll zusammengebunden. »Wunderschön, haben Sie Geburtstag?«, fragte sie.
    »Nein, ich … « Frau Schauer druckste herum. »Also ich … ich an Ihrer Stelle würde ihn mir schnappen.«
    »Wen?« Von was redete sie da?
    »Na, den Tierarzt. Von ihm hab ich die Blumen geschenkt bekommen, ich liebe Astern.«
    »Dr. Clemens Schäfer war hier?«, fragte Carina. Wieso sollte er der Sekretärin Blumen schenken?
    »Ich weiß nicht, ob er so hieß.« Frau Schauer zupfte an dem Strauß herum. »Es war doch in Ordnung, dass ich ihm Ihre Adresse gegeben habe?«
    Carina starrte sie an. »Nein, das war es nicht. Und vielleicht fragen Sie mich das nächste Mal vorher.«
    In Watte und Seidenpapier verpackt, lagen in dem Paket die bestellten Glasaugen, ein Paar neutrale grünbraune, dann welche mit gelblicherem Augenweiß und rotädrige. Allerfeinste Handarbeit wie chinesische Porzellanmalerei. Nun konnte sie mit der Rekonstruktion beginnen. Der Präparator kam ihr im Keller entgegen, voller Tatendrang bereit, ihr neues Arbeitszimmer auszuräumen.
    »Später«, sagte sie. »Erst mal brauche ich eine Stele: Eine Stange, vielleicht aus einem Stück Besenstiel oder Ähnliches auf einem Brett, kannst du das bitte für mich zusammenschrauben?«
    »Was krieg ich dafür?«, fragte Nusser.
    »Such dir was aus.« Großzügig deutete Carina auf die alten Geräte, den Tageslichtprojektor, zwei Riesenbildschirme, veraltete Waagen und Messgeräte.
    Der Präparator wühlte eine Weile, entschied sich für das größte und schwerste Teil und hob es an. Carina half ihm beim Tragen. »Man kann … doch alles … ab…warten«, ächzte Nusser. »Feiningers Vorgänger wollte ihn mir nicht schenken, als er ausrangiert wurde.«
    »Und was willst du mit dem alten Röntgenapparat?«, fragte Carina und stolperte fast über das Kabel.
    »Den bau ich in mein Cabrio als Nacktscanner ein.«
    Während der Schädel der Spielplatztoten in einem Stoffsack im Wasser kochte, um Reste von Sand, Schmutz und Gewebe zu entfernen, bereitete Carina die Rekonstruktion vor. Nach den Angaben einer Weichteil-Tabelle, die Anatomen über Jahre errechnet hatten und die als Kopie in ihrem Skizzenbuch klebte, maß sie von den weißen Moosgummistangen kleine Stücke ab und schnitt sie millimetergenau zu. Den sauberen, getrockneten Schädel stopfte sie mit Zeitung aus, damit er auf Nussers Stele nicht wackelte. Sie wählte das neutrale, grau-blaue Augenpaar und platzierte es in den knöchernen Höhlen. Stellvertretend für Haut, Muskel- und Fettgewebe klebte sie als Markierung die Abstandsmarker an vierundzwanzig Stellen des Schädels auf und begann mit Plastilinstreifen das Gesicht aufzubauen. Ganz vertieft in ihre Arbeit nahm sie nur am Rande wahr, wie Pfefferminzduft durch den Raum zog und Nusser ihr einen Tee und ein paar Kekse hinstellte. Ein Dutzend Mal stand sie auf, stieg über eine alte Waage, um sich in eine Zimmerecke zu quetschen und ihre Skulptur von weitem betrachten zu können. Gelegentlich knetete sie eine ganze Partie neu oder schob die Nase einen Millimeter weiter nach rechts. Zwischendurch hatte sie das Gefühl, alles verwerfen und neu anfangen zu müssen. Schließlich klopfte es. Hastig

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