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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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Geräusch ruhte die Forelle in seiner Hirnsuppe, und er konnte ungestört seinen Gedanken nachhängen. Ein neues Gesicht brauchte er, eines für die Ewigkeit. Diesmal musste es klappen. Unter den Küchenmessern, die sie ihm zu schärfen aufgetragen hatten, wählte er die besten aus, polierte sie und ordnete sie in seinem Kasten. Seit er damit durch die Stadt lief, benahmen sich die Leute ihm gegenüber anders, als wären aus Blinden plötzlich Sehende geworden. Besonders die Frauen, ob in der Straßenbahn oder im Supermarkt, beäugten ihn neugierig. An der Kasse ließ ihm eine den Vortritt, obwohl er mehr im Einkaufswagen hatte als sie. Als er die Waren aufs Laufband legte, strich er absichtlich über jeden Apfel einzeln, lauschte den leisen Seufzern der Frau hinter ihm, die seine Hände betrachtete. Sie träumte vielleicht davon, dass er ihren Körper ebenso virtuos beherrschte wie seine Instrumente im Kasten, den er anstelle eines Bierträgers in den Wagen gestellt hatte.
    »Was treibst du da unten?« Die Verhasste plärrte die Kellertreppe hinab. »Kriege ich die Messer heute noch, oder soll der Koch mit der Gabel tranchieren? Los, du Nichtsnutz.«
    Egal was er tat, er war immer zu langsam. Wo sie konnte, schikanierte sie ihn. Er prüfte die Klinge des Santokus auf seinem Unterarm und leckte sein Blut ab, das aus der haarfeinen Wunde perlte. Am liebsten würde er der Verhassten die Gurgel durchschneiden, ratsch. Sie würde er wenigstens gleich erkennen, ihre Kreischstimme brannte in ihm wie eintätowiert. Doch vorerst hatte er ihr das Zahnarztbesteck geklaut, das sie in einer Schachtel mit Spielzeugreifen aufbewahrte. Der kleine Spiegel, die Zange und die Pinzette für Feinarbeiten lagen neben ihrem Tagebuch, aber Romeo hasste Lesen und was die Alte trieb, juckte ihn sowieso nicht. War sie zu geizig, um zum Zahnarzt zu gehen, zementierte sie sich etwa selbst die Löcher? Standen nicht sowieso längst die Dritten im Wasserglas neben ihr in der Nacht? Tagsüber schickste sie sich auf, gab sich als Dame von Welt, und nur er hatte sie ohne Schminke gesehen. Ein Lederapfel, der immer mehr ausdörrte. Er griff ins samtene Deckelfach des Kastens, in dem er den Handklumpen verwahrte, und zupfte ein Stück ab. Erst als er die mumifizierte Haut zwischen zwei Fingern zerrieb und sich unter die Nase hielt, beruhigte sich die aufgescheuchte Forelle in seinem Schädel wieder. Er sog Maries Duft ein, tief im Moder steckte er noch.

26.
    Mittags hetzte Carina ins Glyptothekcafé, wo sie mit ihrer Schwester verabredet war. Eigentlich hätte sie absagen müssen, aber sie wusste, dass dann das schlechte Gewissen eine größere Plage für sie wäre als die Aussicht, bis spätnachts an der Gesichtsskulptur zu arbeiten. Hier, im Schädelstudio, wie sie es nannten, hatten sie sich früher oft getroffen, als Carina für die Kunstakademie zeichnen übte. Zwischen all den griechischen und römischen Köpfen fühlte sie sich wohl. Und Wanda würde im Innenhof, der einem Amphitheater glich, die perfekte Kulisse für ihre Casting-Generalprobe haben. Sie nahm ihr Skizzenbuch, einen Tuschestift, Handy und Geldbeutel aus ihrer Tasche und gab Jacke und Tasche an der Garderobe ab. Die Cafétische waren voller Leute, die die Mittagssonne genossen, Wanda war nirgends zu sehen. Als ein Ehepaar aufstand, setzte sich Carina und wartete. Sie überprüfte ihr Handy, keine SMS von ihr, auch Lars hatte es aufgegeben. Wenn ihre Schwester nicht bald kam, war die Mittagspause vorbei, noch bevor sie was gegessen hatten. Endlich, gestylt wie für einen Galaauftritt, mit bildschirmgroßen Sonnengläsern schlängelte sich Wanda zwischen den Tischen zu ihr durch. Schmutzige, rosa lackierte Zehen krallten sich über den Rand ihrer High Heels.
    »Schau dir das an.« Wanda klatschte ein eingerolltes Häkelteil auf den Tisch, beugte sich im kurzen, engen Seidenkleid vor und tippte auf ihr Kinn. »Ein Riesenpickel, genau hier, und da kommt ein zweiter, ich spüre es schon. Das muss die Aufregung sein, kannst du mir nicht irgendwas geben, du bist doch Ärztin.« Außer grellem Lippenstift und einer dicken Schicht Make-up konnte Carina nichts entdecken. »Muss ich erst tot sein, damit du mir hilfst?«
    Carina sah auf die Uhr ihres Handys. »Soll ich dir was mitbringen?«
    »Ach, ich krieg jetzt eh nichts runter.« Wanda drapierte sich den Seidenschal über die Kinnspitze. »Wie findest du den Schal, habe ich extra gekauft.«
    »Der raschelt doch im Mikro«, sagte

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