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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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so.«
    Fromm kicherte, was wie ein Hecheln klang. »Vorsicht, nicht den Kopf anhauen.« Er führte sie zu einer Tür, die, umbaut von einem Regal, kaum zu erkennen war. Dort stand ein hoher Metallschrank mit Karteikästen, nach Jahrgängen sortiert. »Davon werde ich doch einem Bundeskriminaler nichts erzählen. Die halten uns Münchner sowieso alle für Weißwurstfresser. Wann war es genau?«
    »Im April 1997«, sagte Carina.
    Fromm blätterte. »Hier ist was. 2304/97, also am 23. April.« Er las vor. »Schlägerei auf dem Nockherberg, Ass 402/97: Hammer, Baseballschläger, Nudelwalker. Dann Klapprad, vermutlich Fundstück … «
    »Ja, ja, zeig her.« Matte riss ihm die Kartei aus der Hand, setzte sich die Lesebrille wieder auf und trat unter die Lampe. »Unbekannte Tote, Isarwehr an der Großhesseloher Brücke, Ass 405/97. Da habt ihr doch bestimmt nichts mehr, dreizehn Jahre später.«
    »Doch.« Fromm bückte sich wieder unter der Tür durch und schritt die Reihen der Kartons in der Halle ab.
    »Was macht dich so sicher?«, fragte Matte und ließ seine Brille an dem Kettchen baumeln.
    »Bis die DNA -Analyse in Deutschland zugelassen wurde, hatten wir die Anweisung, alles aufzubewahren, damit es, wenn erst mal neue Verfahren zur Verfügung stehen, getestet werden kann und die Fälle neu aufgerollt werden können. So sind dann mit den Jahren aus Fundsachen, wie diesem Klapprad, Fälle geworden. Nur die Sachen im Computer werden alle drei Monate kontrolliert, und Abgeschlossenes wird rausgeschmissen. Wie gesagt, ich arbeite dran, aber solange ich alles alleine verwalten … «
    »Carina, übernimmst du das?«, unterbrach Matte. »Ich muss schnell was überprüfen. Ruf mich an, wenn du was findest, ja?«

53.
    Wieder und wieder nahm sich Rosa die Dokumente des Staatssekretärs vor. Es dauerte, bis sie die Zusammenhänge begriff. Seit den achtziger Jahren sollten besonders gefährdete Bürger der Bundesrepublik Deutschland geschützt werden. Das Protokoll der 106. Tagung der Kripo befand sich auch unter den Kopien. »K 106« nannte sich das Fahndungskonzept, wurde oft in Artikeln erwähnt und infrage gestellt. Dann war da eine Liste mit Anordnungen, um Herrhausen zu schützen. Neben der Observierung seiner Person und der Kontrolle seines Umfelds gehörte die Überwachung von Baustellen auf seiner Fahrstrecke dazu. Besonders war dabei auf Grabungen und das Verlegen von Zündkabeln zu achten.
    Dann war die Zeichnung, die zuoberst im Schreibtisch gelegen hatte, vielleicht nur eine verbildlichte Anweisung, auf was die Kripobeamten achten sollten? Rosa fand mit Hilfe von Zeitungsartikeln heraus, dass genau so eine Baustelle wochenlang vor dem Attentat existiert hatte. Bürger berichteten in Interviews, dass sie ein Kabel auf dem Gehsteig und eine Furche in der Straße bemerkt hatten. Einer entfernte sogar das Kabel, als er darüberstolperte und fragte die Arbeiter an der Baustelle, warum sie nicht mit einer Flex, sondern mühsam mit Hammer und Meißel arbeiteten.
    Dies sei eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, gab der Arbeiter zur Auskunft. Angesichts des ganzen Antiterror-Apparates konnte man das natürlich auch so betrachten.
    In den Papieren aus dem Innenministerium fand Rosa obendrein eine Liste für Gerätschaften, von einer Schaufel angefangen, Kabeltrommel und Drähte, bis zu Inhaltsstoffen, mit denen sie nichts anzufangen wusste, sie lasen sich wie die Zutaten für ein Medikament. Ob das die Sprengstoffmischung war?
    Die ganze »K 106«-Überwachung sollte von zehn Leuten in drei bis vier Aufklärungstrupps umgesetzt werden.
    In einem Brief beklagte sich ein Beamter über Personalmangel. Den vielen Überstunden und dem Druck, an allen Orten gleichzeitig sein zu müssen, hätten viele Kollegen nicht standgehalten und gekündigt.
    Ging es also auch im Fall Herrhausen um menschliches Versagen? Wurde der Bankchef ermordet, weil sich ein BKA -Beamter eine Auszeit gönnte? Felix hatte es ihr prophezeit. Das beste Sicherheitskonzept scheiterte am Menschen. Auch ihr früherer Chef, der Staatssekretär, hatte den Schlüssel an seinem Schreibtisch stecken lassen, weil er vermutlich in Gedanken schon beim Feierabend war. Nur deshalb hatte Rosa an die Papiere gelangen können.
    Kurz nach dem Mord an Herrhausen zweifelten die Zeitungen nicht daran, dass Terroristen für die Tat verantwortlich waren. Dem Bundeskriminalamt war bekannt, dass die DDR die Terroristen versteckte, doch wie hatten diese das Attentat auf Alfred Herrhausen

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