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Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen - Fey, S: Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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und kaute am Bügel. »Das habe ich auch nicht gewusst.« Er erhob sich von seinem knarzenden Bürostuhl. »Aber mir fällt da was ein. Bin gleich zurück.« Er lief hinaus, und sie hörte ihn mit der Kollegin Kirchleitner sprechen. Carina vertiefte sich erneut in die Datenbank und verglich die Informationen mit den öffentlichen Links zum Herrhausen-Attentat.
    »Rosa Salbeck könnte doch ein RAF -Dokument oder irgendwas in der Art gestohlen haben«, spekulierte sie, als ihr Vater zurückkam. »Und wusste vielleicht, wer die wirklichen Drahtzieher waren.«
    Matte stimmte zu. »Dann ist es kein Wunder, dass sie spurlos verschwunden ist.« Er wirkte gehetzt, was war los? Hatte es etwas mit Krallinger auf dem Tatortfoto zu tun? »Komm, du wolltest doch in den Beweisstücken wühlen.«
    Anders als vermutet, lag die Asservatenkammer nicht im Keller des Präsidiums, sondern im dritten Stock. Die mit Eichenfurnier getarnte feuerfeste Tür unterschied sich nicht von den anderen Büroräumen, außer dass die Klinke fehlte. Matte klingelte und trug dem wachhabenden Kollegen Fromm ihr Anliegen vor. Der hielt in einer Hand eine halbe Weißwurst, schlabbrig in ihrer Haut hängend, und in der anderen ein Glas Senf. »Wir haben nichts gefunden, hat dir das dieser BKA -Beamte nicht ausgerichtet?« Carina grüßte er mit einem Nicken.
    »Krallinger war hier? Wann?« Matte schob den Kollegen beiseite und drängte sich in den Raum.
    Fromm legte hastig sein Essen weg, holte die Besucherkladde und ging die Liste durch.
    »Vorgestern um 11.15 Uhr.«
    »Kann sein; Wennwirkurti hat sich um kurz nach elf von mir verabschiedet«, sagte Matte.
    »Der Name passt, wegen dem sind mir nämlich die Würste geplatzt, so wichtig hat’s der gehabt.« Auf einem Zwei-Platten-Kocher dampfte ein Wassertopf, gleich unter den Verbotsschildern: kein Feuer, kein Handy und kein Hund. »Er hat behauptet, er ist in deinem Auftrag hier und soll nach Asservaten zu Rosalia Sarbeik oder so ähnlich suchen.« Fromm kratzte sich die Bartstoppeln. »Na ja, geglaubt hab ich es ihm nicht. Wer nennt dich hier schon Mat-th-ü-as.« Mit spitzer Zunge ahmte er den Besucher nach. Carina sah sich um. Auf schlichten Eisenregalen in langen Gängen, die ganz hinten einen Knick machten und dann weiterzulaufen schienen, reihten sich Kartons in allen Größen aneinander. Das war keine Kammer, eher eine Halle. Manche Beweisstücke waren in Schränken verschlossen, manche in Schubläden, einiges auch in Gefriertruhen. Vieles, wie ein Tresor mit einem Brandloch, ein Kettcar und ein Rollator, stand auch in offenen Fächern. »Wie sind die Stücke registriert?«, fragte sie.
    »Nach den Spur-Nummern, die dann im Computer geordnet sind. Über eine Suchfunktion findet man auch die Namen, aber da ist nichts bei Salberg.«
    »Salbeck«, korrigierte Matte.
    »Von mir aus.« Fromm zeigte auf den Bildschirm. »Da: Saldern, Sailer und dann kommt Salerno, Antonio.«
    »Kann man auch nach Delikten suchen?« Carina beugte sich über den Bildschirm. Ihr Vater trippelte zwischen den Regalen herum, rieb sich die Stirn. Irgendwas beunruhigte ihn. Wo war seine legendäre Geduld geblieben?
    »Um was handelt es sich?«, fragte Fromm.
    »Vermuteter Selbstmord«, sagte Carina.
    »Asservate aus Selbstmorden werden selten aufbewahrt. Wenn wir jeden Strick und jede Rasierklinge … «
    »Ist gut, Erich«, unterbrach Matte. »Wo sind die Sachen von 1997?«
    »Ältere Fälle wurden ausgelagert oder vernichtet. Das neue System erfasst die Sachen erst ab 1998.«
    »Das heißt, was nicht im Computer ist, gibt’s nicht mehr?«
    »So ungefähr. Ich bin dabei, auszusortieren, aber … «
    »Und das hast du Krallinger auch alles erzählt.«
    »Ja.«
    »Hat er es dabei belassen?«
    »Was meinst du?«
    »Vorher hatten wir doch Karteikarten, wo sind die? Vielleicht bei K wie Kartei, oder was?« Ihr Vater klang gereizt.
    »Nein, wie gesagt, ich bin noch nicht dazu gekommen.« Fromm führte sie durch die Regalreihen und unter einer Wendeltreppe durch. Carina spähte die spiralförmigen Stufen hinauf. »Was wird dort oben gelagert?«, fragte sie.
    »Ach, da geht’s in den Speicher. Zur ehemaligen Sternwarte – das Präsidium war doch früher ein Augustinerkloster«, erklärte Fromm.
    »Du musst ihm nicht alles glauben«, Matte winkte ab. »Das Kloster wurde abgerissen, bevor das Polizeipräsidium hier entstand. Von wegen Sterne gucken, dort oben hat er höchstens sein Privatarchiv, was, Erich? Die Kunst des Liebens und

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